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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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festhielt. Die letzten Meter hinkte sie. Die Panik, die sie vor wenigen Minuten erfasst hatte, wollte nicht nachlassen.

    In ihrer Wohnung war es stickig und unangenehm warm. Die Räume waren nicht sehr hoch, sodass sich die Luft darin fing. Obwohl sie fröstelte, legte sie ihren Mantel ab und trat an das Fenster im Wohnzimmer, um es, so weit als nur möglich, aufzureißen. Diese verfluchte Enge, dachte sie. Noch immer ging ihr Atem schwer und sie hörte ein hässliches Rasseln in den Bronchien. Die Schmerzen im Arm und im Bein blieben. Was war nur los mit ihr, dachte sie wieder. Vielleicht sollte sie sich einfach nur einige Minuten hinlegen …

    Mit einem merkwürdigen Gefühl schreckte sie hoch. Irgendetwas stimmte nicht. Sie war überrascht, wie dunkel es um sie herum war, und versuchte, sich aufzurichten, aber eigenartigerweise hatte sie keine Kraft im linken Arm, sodass sie wieder auf die Couch zurücksackte. Einige Minuten lag sie nur da und lauschte ihrem Herzschlag, wartete, dass das rasende Pochen vergehen würde, die hämmernden Schmerzen in der Brust nachließen. Was war nur plötzlich los mit ihr? Alles war still. Nach einer Weile gelang es ihr, sich ein wenig zu entspannen. Sie dachte, dass sie sich etwas einbildete, dass alles in Ordnung war. Es müsste ihr nur gelingen, sich aufzurichten. Wenn sie nur nicht so müde wäre. Diese verfluchte Müdigkeit.
    Langsam wandte sie den Kopf zur Seite, ihr Blick glitt zum Fenster. Irgendetwas hatte sich im Raum verändert. Hatte sie das Fenster vorhin, als sie gekommen war, nicht geöffnet? Noch einmal mühte sie sich vergeblich, sich hochzustemmen.
    Eine leichte Bewegung der Vorhänge, ein kaum hörbares Rascheln, machte ihr schlagartig klar, dass jemand in ihrer Wohnung war. Hilflos und wie versteinert starrte sie zum Fenster. Die Vorhänge hingen nun wieder völlig still. Trotzdem war sie sicher, dass sich jemand dahinter verbarg.
    Nein! dachte sie.
    Nein, nein, nein!
    Urplötzlich ertönte aus dem Fernsehapparat, der neben der Couch stand, grelle, laute Musik. Da stieß sie sich verzweifelt hoch, glaubte, mit einem Satz von der Couch springen zu können. Ein ungelenker Sprung, ein lächerlicher, kindischer Versuch. Sie verhedderte sich mit den Beinen in der Decke, die sie über sich geworfen hatte, und wäre beinahe gestürzt.
    Dann ging alles ganz schnell. Ein Mann in einer kurzen dunklen Lederjacke trat hinter einem der Vorhänge hervor, machte zwei, drei schnelle Schritte auf sie zu und blieb stehen. Ganz erstaunt blickte sie ihn an. Es war kein Lächeln in seinen Augen zu sehen. Nicht wie vorhin auf der Straße. Jetzt kaute er auch keinen Kaugummi. Sie sah, dass er Handschuhe trug. In der rechten Hand, die er angewinkelt in Brusthöhe hielt, blitzte ein langes, schmales Messer. In der linken hatte er die Fernbedienung für den Fernseher.
    Sie öffnete den Mund, wollte schreien, doch nur ein krächzender Laut war zu hören.
    »Was …?«, fragte sie mit trockenen, spröden Lippen. Doch dann, als würde sie die Sinnlosigkeit ihrer Frage erkennen, als würde sie ahnen, dass sie in ihrem Leben keine Antwort mehr bekommen würde, versagte ihr die Stimme. Die Musik in dem engen, stickigen Raum wurde lauter und lauter, und dann sah sie, wie der Mann mit einer schrecklich langsamen Bewegung die rechte Hand mit dem Messer hob und ihr dabei gleichzeitig durch eine Geste zu verstehen gab, dass sie schweigen sollte.
    Das Letzte, was sie mitbekam, war, dass er etwas Unverständliches zu ihr sagte. Sie sah nur, dass sich sein Mund in absurder Lautlosigkeit bewegte. Wie ein riesiger Karpfen, der sie verschlingen wollte, dachte sie. Da wollte sie laut herauslachen, doch ehe sie dazukam, wurde alles um sie herum dunkel, und in diesem Moment hörte ihr Herz nach etwas mehr als 58 Jahren mit einem Mal auf, zu schlagen.
    Ihr ganzes erwachsenes Leben war sie müde gewesen. Jetzt hatte die Müdigkeit gesiegt. Marlies Berger war tot.

    Sie erfuhr natürlich nicht mehr, was weiter mit ihr geschah. Dass sie der Mann hochhob und fast sanft auf die Couch bettete. Dass er ihren noch immer warmen Körper mit großer Sorgfalt unter der Kleidung abtastete und dabei selbst ihre Körperöffnungen einer genauen Inspektion unterzog. Dass er anschließend die Decke, die sie abzustreifen versucht hatte, wieder um ihre Beine drapierte und ihr die Fernbedienung, nachdem er die Lautstärke nach unten geregelt hatte, in die leblose Hand drückte.
    Sie nahm auch nicht mehr wahr, dass er sich,

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