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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schüttelte den Kopf. »Aber ich vermute, dass er etwas damit anfangen könnte. Dass er weiß, wer dieser Hüter ist. Da gibt es Geheimnisse, mit denen die Menschen hier leben, Dinge, über die sie nicht sprechen, wie der alte Mietzner …«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Das ist nur so ein Gefühl. Aber das Gefühl war da, als ich mit Rune gesprochen habe, und auch, als wir bei dem alten Mann waren, war es ähnlich. Als würden die Menschen, die wir befragen, etwas verbergen. Etwas, worüber man nicht spricht … Wie eine kollektive Schuld.«
    Er fragte sich, ob Amandas Eltern womöglich auch von diesen Geheimnissen gewusst hatten, Dinge, die sie vielleicht tief in ihrem Inneren verborgen hatten? Er wandte sich um, forschte in ihrem Gesicht, aber da stand nichts zu lesen.
    »Wir müssen nach Rune suchen«, sagte er schließlich. »Ich mache mir Sorgen.«
    »Wo sollen wir denn nach ihm suchen?«
    »Im Moor. Alles hängt mit dem Moor zusammen. Ich bin mir sicher, dass Rune irgendwo dort draußen ist, und wir dort die Lösung unseres Falles finden werden.«
    »Das Moor ist riesig. Überall lauern Gefahren. Viele Bereiche sind schlicht unzugänglich. Man kann nicht einfach eine Hundestaffel losschicken, die das Gelände durchkämmt.«
    »Was, wenn er sich verlaufen hat und Hilfe benötigt? Ich habe Angst, dass ihm etwas zugestoßen ist.«
    »Wenn wir nur wüssten, wo wir anfangen sollten.«
    »Kann es sein, dass nach wie vor Menschen in den verlassenen Dörfern und Höfen leben?«
    Amanda überlegte einen Augenblick, schüttelte dann den Kopf. »Wie sollte das möglich sein? Ohne Strom und ohne Nahrung.«
    Bichlmaier wusste, dass sie recht hatte. »Vielleicht kann uns ja dieser Förster helfen?« Er war sich seiner Hilflosigkeit bewusst und fühlte sich schrecklich alt. Als er Amandas Büro verließ, beschleunigte er seine Schritte, als könnte er dadurch etwas ändern.

    Ein ungepflegter Garten umgab das Haus, in dem der Förster sein Büro und seine Wohnung hatte.
    Der Mann, der ihm aufmachte, wirkte aus der Nähe betrachtet noch derber, als Bichlmaier ihn in Erinnerung hatte. Ein leichter Geruch nach Obstschnaps ging von ihm aus. Das und die Röte in seinem Gesicht ließen darauf schließen, dass er kein Kostverächter war und dem Alkohol entsprechend zugeneigt war.
    Er bat Bichlmaier herein, fragte, ob er Kaffee trinken wolle, seine Frau würde welchen aufbrühen, doch der lehnte ab.
    »Was kann ich für Sie tun?« Er griff nach seiner Pfeife und begann, sie umständlich zu stopfen, wobei er Bichlmaier auffordernd ansah.
    »Rune Baumann«, sagte Bichlmaier. »Sie kennen ihn?«
    Der Förster nickte. Er entzündete seine Pfeife und tauchte hinter einem Vorhang aus aromatisch riechendem Rauch weg. »Was ist mit Rune?«
    »Er ist verschwunden. Wahrscheinlich ist er ins Moor hinaus. Das ist schon einige Tage her. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.«
    »Dann ist er vielleicht tot … Auch wenn er das Moor kennt.«
    »Sie denken, er hat keine Chance?«
    »Natürlich hat er Chancen. Wenn er nicht gerade in einen der Tümpel gefallen ist. Aber das passiert schneller, als man denkt. Vor allem, wenn Nebel aufkommt.«
    »Könnte er in einem der verlassenen Dörfer Zuflucht gesucht haben?«
    »Gut möglich.«
    »Gibt es viele davon?«
    »Einige wenige nur. Dazu vereinzelt Höfe, die aber nahezu verfallen sind.«
    »Und passiert es öfters, dass Menschen dort draußen verschwinden?«
    »Na ja. Letztes Jahr erst hat ein Schäfer Knochenreste gefunden. Über die DNA wurde das Opfer identifiziert. Ein Belgier, der seit einigen Jahren vermisst worden war. Warum er vom Weg abkam, ob es Schwäche war oder ob er sich verlaufen hat, man weiß es nicht.«
    »Könnte es sein, dass dort draußen nach wie vor Menschen leben?«
    Es war dieselbe Frage, die er Amanda gestellt hatte, und er erwartete, dass der Förster ebenso wie Amanda lediglich abwinken würde, doch zu seiner Überraschung schien der die Möglichkeit durchaus in Betracht zu ziehen. Eine Weile zog er an seiner Pfeife, bis die Glut rot aufleuchtete und dichte Rauchschwaden durchs Zimmer zogen.
    »Warum sagst du es ihm nicht?«, kam plötzlich die Stimme einer Frau aus einem der Zimmer.
    »Meine Frau«, sagte der Förster. »Sie ist nicht von hier.«
    Warum betonte er das?, fragte sich Bichlmaier. War es von Bedeutung, dass sie keine Einheimische war? »Was meint sie damit?«
    »Es gibt Gerüchte, dass irgendwo dort draußen tatsächlich jemand lebt. Eine alte Frau, die in einer

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