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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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sorglos.
    Da sie Hunger hatte, griff sie erneut in die Schüssel. Peter folgte ihrem Beispiel und beugte seinen Kopf dicht zu ihrem. Gemeinsam tauchten sie ihre Finger in das ugali, wobei sich ihre Hände beinahe berührten. Für Mara war jede Empfindung neu und unerwartet – das ugali war weich und warm, die Sauce glatt, der Eintopf würzig und gehaltvoll.
    Nach einer Weile merkte sie, dass nicht mehr getrommelt wurde. Stattdessen ertönte Grammophonmusik – die Klänge von A Swingin’ Safari drangen aus dem Wohnraum zu den Gästen heraus.
    Leonard wandte sich zu Mara. »Das ist exzellent«, sagte er und leckte sich die Lippen. »Sie haben uns hier wirklich verwöhnt. Wir wollen gar nicht nach Hause fahren.«
    Mara hielt mitten in der Bewegung inne. Sie nickte, bekam aber keinen Ton heraus. Sie konnte nur denken, dass er die Vergangenheitsform benutzt hatte, als ob der Besuch der Film-Gesellschaft und auch Peters Anwesenheit hier bereits Geschichte wären. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in ihr aus, und sie hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Unschlüssig rollte sie das ugali- Bällchen zwischen den Fingern. Um sich abzulenken, beobachtete sie Carlton beim Essen. Er runzelte konzentriert die Stirn, als er sich eine Kugel voller Fleisch und Sauce in den Mund stopfte und dann mit vollen Backen kaute. Anscheinend entschädigte er sich heute Abend für die stressigen Tage, an denen ihm der Appetit vergangen war. Schließlich wandte er sich Mara zu, ein tropfendes ugali- Bällchen in der Hand.
    »Ich habe eine Überraschung für Sie«, sagte er. »Jetzt, wo wir den Film fertig haben, kann ich es mir leisten, ein bisschen Geld auszugeben.«
    Mara blickte ihn verwirrt an. Vor ein paar Tagen hatte er ihr die letzte Rate für die Unterbringung bezahlt, hatte Trinkgeld für das Dorf draufgelegt und noch einen stattlichen Bonus, den er als ihr Schauspielerhonorar bezeichnet hatte. Sie hatte den Eindruck gehabt, dass er damit auf seine letzten finanziellen Reserven zurückgegriffen hatte.
    Carlton lächelte breit. »Wenn ich die Filmkopien in L. A. herumzeige, wird jeder bei uns anrufen. Sie werden ihre Geldbörsen zücken und darum betteln, am Film beteiligt zu werden. Das bedeutet, dass ich ausstehende Rechnungen noch weiter nach hinten verschieben und stattdessen Ihnen aushelfen kann.« Er winkte den Bauarbeitern zu. »Ich lasse Ihnen die Jungs einen Monat lang hier. Sie können den Pool fertigbauen und da drüben, wo die Stühle stehen, eine richtige Aussichtsterrasse hinsetzen. Dann sind Sie für den Ansturm gerüstet.«
    Mara runzelte die Stirn. Sie wurde aus seinen Worten nicht schlau.
    »Raynor Lodge wird weltberühmt werden«, erklärte Carlton. »Ein bisschen wie das Fairmont Hotel in San Francisco.« Er zog fragend die Augenbrauen hoch, aber Mara schüttelte den Kopf.
    »Davon habe ich noch nie gehört«, erwiderte sie.
    »Hitchcock hat dort einen Teil von Vertigo gedreht«, erklärte Carlton. »Seitdem ist es ständig ausgebucht. Die Eigentümer müssen ein Vermögen damit verdient haben.«
    »Er hat recht«, warf Leonard ein. »Die Leute lieben es, an Orte zu fahren, wo Filme gedreht worden sind.« Er wies auf die Veranda. »Wenn sie sehen, dass Lillian Lane dort sitzt und einen Sundowner mit Peter Heath trinkt, dann werden sie in Scharen hierherkommen, um es ihnen nachzumachen.«
    »Und das werden keine Jäger sein, die zum Schießen kommen«, fuhr Carlton fort. »Es werden Touristen sein – Familien, Flitterwöchner.«
    Er lächelte Mara stolz an. Sie verstand, dass er ihr die Lösung für die Probleme bot, die sie ihm am ersten Abend unterbreitet hatte. Einen Moment lang stellte sie sich vor, wie einfach ihre Zukunft sein könnte: Die Gäste würden abreisen, John würde aus den Selous zurückkommen, die Besichtigungssafaris würden beginnen. Sie würden hier glücklich sein bis an ihr Lebensende. Aber sosehr sie sich auch bemühte, sich die Zukunft so vorzustellen, sie fühlte sich fern von ihr, als ob sie jetzt ganz woanders lebte.
    »Und natürlich werden wir auch allen von diesem Ort erzählen«, fuhr Leonard fort. »Von dem Essen, dem Service und der Lage. Vor allem vom Essen!« Er wandte sich an Peter. »Du doch auch, oder nicht? Die Leute hören auf Schauspieler.« Leises Mitleid schlich sich in seinen Tonfall. »Sie glauben schließlich, sie zu kennen.«
    »Ja, klar. Ich erzähle überall davon, wenn ich wieder zu Hause bin«, sagte Peter.
    Seine Stimme klang hohl. Mara faltete die Hände in ihrem

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