Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Schoß. Wenn sie doch nur allein ihren Gedanken nachhängen könnten, statt sich schon wieder mit der Zukunft beschäftigen zu müssen.
»Ich schicke Ihnen ein paar Produktionsfotos, die Sie an Ihre Bilderwand hängen können«, fügte Carlton hinzu. »Heute Abend machen wir auch noch Aufnahmen. Wir brauchen Fotos vom Personal und der Crew – und natürlich mit Peter.«
»Wir könnten ja ein paar Requisiten hierlassen«, schlug Leonard vor. »Eine Kopie des Drehbuchs.« Er wies auf Maggies Abendkleid, das wie ein kleiner roter Hügel am Tischende lag. »Ein bisschen Garderobe.«
»Und noch etwas«, verkündete Carlton und machte eine kleine Kunstpause, bis er sich sicher sein konnte, dass Mara ihm Aufmerksamkeit schenkte. »Sie können den Generator und die beiden großen Scheinwerfer behalten.« Wie ein Zauberkünstler breitete er die Hände aus. »Raynor Lodge wird ein Wasserloch mit Flutlicht haben.«
Mara nickte langsam. Es war immer schon Johns Traum gewesen, das Wasserloch zu beleuchten, damit die Gäste das Wild auch in den mondlosen Nächten nach Einbruch der Dunkelheit beim Trinken beobachten konnten. Aber der Generator war brandneu. Und die beiden großen Lampen sahen sehr teuer aus. »Das kann ich nicht annehmen«, protestierte sie.
»Verglichen mit dem, was Sie gemacht haben, ist es gar nichts«, erwiderte Carlton. Er blickte von Mara zu Peter. »Was ihr beide gemacht habt.«
Was ihr beide gemacht habt.
Plötzlich war die Luft wie elektrisch geladen. Mara warf Carlton einen forschenden Blick zu. Verstand er, was wirklich zwischen ihr und Peter stattgefunden hatte? Wenn es so war, warum sprach er dann von der Zukunft, als ob sie unverändert vor ihr läge? Vielleicht wollte er ihr ja etwas sagen, indem er sich auf die guten Aussichten für die Lodge konzentrierte …
Mara wandte sich zu Peter. Er hatte die Lippen zusammengepresst, und in seinen Augen stand ein unschlüssiger Ausdruck. Mara spürte, wie die neue Kraft, die sie in sich fühlte, sich auch auf ihn übertrug. Bisher war Peter sicher und unerschütterlich gewesen, aber jetzt musste sie klar und stark sein und ihn führen.
»Es war mir eine Freude«, sagte sie zu Carlton, ohne den Blick von Peter abzuwenden. »Es war ein unvergessliches Erlebnis.«
Lächelnd warf Peter ein: »Für mich gilt das Gleiche.«
Nach dem Abendessen wurde fotografiert. Leonard bat alle Mitglieder der Crew mit den Ausrüstungsgegenständen zu posieren, die für ihren Beruf relevant waren: Brendan mit einem Scheinwerfer; Jamie mit Kopfhörern und Aufnahmegerät; Bwana Boom mit seiner Tonangel und Nick, der die große schwarze Kamera wie ein Baby in den Armen hielt.
Immer wieder wurde auch Peter zu den Aufnahmen gerufen. Geduldig legte er Leuten die Arme um die Schultern, wenn er darum gebeten wurde, und lächelte in die Kamera. Mara spürte einen schmerzhaften Stich, als sie ihm zuschaute. Wahrscheinlich glaubte er, er täte etwas für sie; für ihre Zukunft in der Lodge. Verzweifelt blickte sie ihn an. Warum konnte sie diesen Gedanken nicht einfach entkommen? Sie sehnte sich danach, allein mit Peter zu sein – nicht zu sprechen oder zu denken, keine Pläne zu machen, sondern einfach nur die Schönheit des Nachthimmels zu genießen.
»Sie sind dran, Mara«, rief Leonard. »Kommen Sie hierher mit Peter. Dieses Mal sind Sie aber nicht Maggie, die mit Luke hier steht – Sie sind die Memsahib der Raynor Lodge in Gesellschaft des Filmstars Peter Heath.«
Er wies sie an, so dicht nebeneinanderzustehen, dass ihre Hüften und Schultern sich berührten. Mara spürte, wie ihr ganzer Körper sich Peter entgegenbog. Die Erinnerung an die Freiheit, die sie in der Hütte empfunden hatte, war noch zu frisch.
»Leg ihr den Arm um die Schultern«, rief Leonard Peter zu. »Und haltet eure Gesichter dicht zusammen, Wange an Wange. Ich mache eine Nahaufnahme. Und jetzt lächeln!« Eine Sekunde später war es vorbei. Peter zog den Arm weg, und sie lösten sich voneinander. Dann musste Kefa noch mit aufs Bild. Leonard sagte ihm, er sollte sich neben Mara stellen.
»Das wird ein gutes Foto«, meinte er. »Sie beide in Ihren Lodge-Uniformen direkt neben Peter.« Er drückte auf den Auslöser. Dann zeigte er auf Mara. »Sie können jetzt weggehen. Wir brauchen den Koch.«
In dem Moment, in dem sie sich abwandte, atmete Mara noch einmal tief Peters Geruch ein, als ob sie ihn in ihren Lungen festhalten könnte. Mit jedem Schritt, den sie zu ihrem Stuhl ging, spürte sie, wie die
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