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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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nichts dagegen machen. Ich liebe dich.«
    Mara sah Tränen in seinen Augen schimmern. »Ich liebe dich auch. Und tief im Innern werde ich dich immer lieben.«
    »Ich wollte nicht, dass es so weit kommt«, sagte Peter. »Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass es etwas anderes ist, mit dir zu arbeiten, weil du keine Schauspielerin bist. Es gab keine Barriere.« Er schüttelte den Kopf. »Aber es war nicht nur das. Es hat mit dir zu tun. Ich bin noch nie jemandem wie dir begegnet, Mara. Ich liebe alles an dir.«
    Sie schwiegen beide. Mara empfand eine tiefe Traurigkeit. Mit dünner, leiser Stimme sagte sie schließlich: »Ich weiß nicht, wie ich ohne dich weiterleben soll.«
    Peter blickte ihr in die Augen. »Du wirst weiterleben. Du bist stärker, als du denkst. Das habe ich schon die ganze Zeit über gemerkt, und ich sehe es auch jetzt. Du bist eine starke Frau.«
    Mara saugte seine Worte förmlich auf. Sie wollte sie in sich bewahren, als Kraftquelle, aus der sie jederzeit schöpfen konnte.
    Plötzlich fiel ein Lichtstrahl auf das Wasserloch. Das schwarze Wasser wurde in eine schimmernde Fläche verwandelt, die sich in der nächtlichen Brise leicht kräuselte. Von der Seite angestrahlt, warfen die Schilfgräser lange Schatten über das schlammige Ufer. Alles schien wie mit Silber gemalt, wie eine Szene aus einem Traum.
    Von der Lodge her hörte man Applaus. Einen Augenblick später ging ein zweiter Scheinwerfer an. Zwei Zebras, die im flachen Wasser tranken, standen auf einmal im hellen Lichtschein. Ihr schwarz-weißes Fell hob sich deutlich vor dem silbernen Hintergrund ab. Sie blickten sich erschreckt um, tranken dann aber weiter. Am gegenüberliegenden Ufer watschelte ein Nilpferd durch den Schlamm. Dann huschte eine Gazelle, zart und furchtsam, durch den Lichtstrahl auf den Salzfelsen zu. Ihr Kopf ging rhythmisch auf und ab, als sie zu lecken begann.
    »Sie scheinen keine Angst zu haben«, flüsterte Peter.
    »Sie halten es für Mondschein«, sagte Mara.
    Lange Zeit noch standen sie da und sahen den Tieren zu, die sich im Scheinwerferlicht bewegten wie Schauspieler, die ihre Rollen spielen. Sie hatten kein Gefühl für die Zeit, die verging; es hätten Minuten sein können, aber auch Stunden. Als Mara einen Wasserbock beobachtete, der auf das Licht zukam, bemerkte sie auf einmal, dass sich in der Dunkelheit dahinter etwas bewegte. Riesige graue Leiber wogten wie Teile des Landes auf das Wasserloch zu. Als sie näher kamen, wurden die Umrisse deutlicher. Mara erstarrte überrascht, als sie die Rüssel und die schimmernden Stoßzähne sah. So viele Elefanten hatte sie noch nie so nahe an der Lodge gesehen. Sie wusste, dass das Ende der Trockenzeit bevorstand und Wasserstellen selten geworden waren. Und während sie den Mutterkühen mit ihren Jungen zuschaute, die sich im Wasser wälzten und spielten, und die alten Bullen wachsam am Ufer stehen blieben und die schweren Köpfe hin und her schwenkten, hatte Mara beinahe das Gefühl, dass die Herde aus einem bestimmten Grund hierhergeschickt worden war. Dass sie hier waren, war ein Zeichen der Hoffnung.
    Sie wandte sich Peter zu, um ihre Freude mit ihm zu teilen. Als ihre Blicke sich begegneten, spürte sie eine tiefe Wärme und Verbundenheit. In diesem Augenblick hatte Mara das Gefühl, alles würde gut. Das Samenkorn ihrer Liebe würde überdauern – es würde für den Rest ihres Lebens eine Quelle der Kraft für sie beide sein.

16
    Mara stand im Hauptraum der Lodge und blickte sich um. Alices Sammlung antiker Teller war wieder da, wo sie hingehörte, auf den Regalen der Esszimmeranrichte. Rudis Erstausgaben der Hemingway-Romane und die Biographien berühmter Großwildjäger waren verschwunden, und stattdessen standen Johns in Leder gebundene Klassiker wieder im Bücherschrank. Der mit Zebrafell bezogene Hocker war weg, ebenso wie alle anderen Gegenstände, die nicht hierhergehörten. Mara konnte Carlton berichten, dass der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt worden und alles wieder an seinem alten Platz war. Und doch empfand sie eine leichte Verwirrung. Die Atmosphäre des Raums kam ihr anders vor, als habe eine subtile Verwandlung stattgefunden. Vielleicht lag es einfach nur an dem Wissen, dass so vieles, wenn auch nur zeitweilig, verändert worden war. Der eiserne Griff der Vergangenheit hatte sich gelockert, und die Lodge war nicht mehr in der Zeit gefangen. Die Dinge konnten sich wieder ändern.
    Mara blickte über die vertrauten Rücken von Johns

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