Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
erinnern. Kabeya wird erfreut sein. Der Präsident wird ebenfalls erfreut sein. Sie haben Ihre Rolle gut gespielt.«
»Danke.« Mara neigte den Kopf. »Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen. Auch Carlton und Leonard sind Ihnen sehr dankbar.«
Das stimmte. Während der Dreharbeiten hatte Daudi immer bereitwillig seine Hilfe angeboten, ob es nun darum ging, die Leute aus dem Dorf in Anspruch zu nehmen oder Kefa zu helfen, die Somalier zur Raison zu bringen. In die Dreharbeiten hatte er sich jedoch nur eingemischt, als Leonard einige junge Viehhirten filmen wollte. Daudi hatte darauf bestanden, dass sie neue Lendentücher bekommen sollten. Er wollte nicht, dass Tansanier in der Welt abgerissen und schmutzig gezeigt würden.
»Ihr Mann wird sehr erfreut sein.« Daudi wies zur Lodge. »Sie werden von jetzt an hier gute Geschäfte machen. Aber Sie brauchen einen tansanischen Partner – einen Afrikaner. Das ist der Weg der Zukunft.«
Mara nickte. »Danke für Ihren Rat. Ich wünsche Ihnen eine gute Safari.«
Daudi schüttelte ihr die Hand und lächelte sie an. Dann wandte er sich zum Landrover.
»Daudi!«, rief Mara. »Warten Sie.«
Er drehte sich zu ihr um und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Passen Sie bitte auf Tomba auf, ja?«, bat Mara. »Wenn er keine Arbeit findet, schicken Sie ihn wieder zurück. Ich bezahle Ihnen die Kosten.«
Daudi lächelte, schüttelte aber den Kopf. »Er ist kein Kind. Er ist ein Mann.«
Am Wagen scheuchte er die Hütten-Boys weg, die immer noch Trinkgelder einsammelten. »Ihr seid doch bezahlt worden. Das ist genug. Bettelt nicht. Wo bleibt euer Stolz?«
Er warf Mara einen kläglichen Blick zu. Sie lächelte ihn an. Sie empfand Zuneigung für diesen Mann, der unermüdlich an seiner Vision für eine neue Nation arbeitete und den die große Aufgabe, die vor ihm lag, nicht zu schrecken schien. Als Daudi seinen Platz eingenommen hatte, starteten die beiden Landrover und fuhren nacheinander vom Parkplatz. Die Hütten-Boys rannten hinter ihnen her, und Mara winkte, bis die Fahrzeuge nicht mehr zu sehen waren und nur noch dicke Staubwolken aufwirbelten.
Meneliks Kaffee war stark und süß. Leonard, Carlton, Peter und Mara saßen im Esszimmer und tranken das dampfende, schwarze Gebräu aus winzigen Tonschalen.
Peter trug das blaue Hemd, das er am Tag seiner Ankunft angehabt hatte. Maras Blick ruhte auf dem feinen Leinen, das in der Hitze bereits geknittert war. Sie dachte an ihre erste Begegnung, als sie ihn für ein Mitglied der Crew gehalten und ihm gesagt hatte, er solle sich ein anderes Zimmer suchen. Es schien ihr so lange her, und doch war es erst vor zwei Wochen gewesen. Vor sechzehn Tagen. So eine kurze Zeit, und doch hatte sich alles geändert.
Peter hob den Kopf und blickte sie an. Er schwieg. Jetzt war nicht die Zeit zum Reden, und sie hatten auch schon alles gesagt, was es zu sagen gab. Aber zwischen ihnen bestand eine warme, starke Verbindung.
Von dem Becken, das Menelik neben die Tür gestellt hatte, zog der Duft nach Weihrauch durch die Luft. Zusammen mit der Stille im Raum schuf er eine Atmosphäre, als ob hier ein Ritual stattfinden würde, etwas Tiefes, Altes, Bedeutungsvolles. An die Normalität erinnerte nur das ferne Geplapper der Hütten-Boys, die die Rondavels sauber machten. Mara stellte sich vor, wie sie den Boden in Peters Hütte kehrten, wie sie sein Bett abzogen – und die letzten Spuren seiner Anwesenheit tilgten.
Carlton blickte auf die Uhr. »Glauben Sie, er kommt überhaupt noch?«
»Ja«, sagte Mara, »die Mission hat eine Nachricht geschickt. Es ist alles bestätigt. Das Flugzeug müsste jeden Moment hier sein.«
In der Stille flatterte eine Motte am Fenster. Minuten vergingen.
Schließlich durchbrach das leise Brummen eines Flugzeugmotors die Stille – zuerst hörte man es kaum, aber dann wurde es immer lauter wie ein Schwarm wütender Bienen.
Alle standen auf. Die Reisenden griffen nach ihren Kamerataschen, ihren Wasserflaschen und ihren Jacketts. Ihr Gepäck stand schon an der Landebahn bereit, bewacht von jungen Männern aus dem Dorf, die auch die Aufgabe hatten, das Wild zu vertreiben, bevor die Maschine landete. Mara trat an die Bar, ergriff ein Gewehr und einen Munitionsgürtel, die sie dort bereitgelegt hatte.
»Dann bist du also jetzt unser Ranger«, sagte Peter.
Mara lächelte. »Keine Sorge. Bei mir seid ihr sicher.« Sie lauschte ihren Worten, erstaunt darüber, wie normal sie sich anhörte.
»Dann lasst uns gehen«, sagte
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