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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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und Kerben auf, die auf die Identität eines Individuums hindeuteten. Die beschädigten Kanten waren dunkelviolett, und Trauben von Fliegen saßen darauf.
    Es roch nach getrocknetem Blut und verwesendem Fleisch.
    Mara hatte sich einfach umgedreht und war weggegangen – zurück durch das Büro und hinaus auf den Parkplatz, wo sie tief Luft geholt hatte. Wallimohammed hatte hinter ihr herrennen müssen, damit sie die Munitionsschachteln mitnahm, die sie auf Johns Geheiß abholen sollte.
    Seit jenem Tag war Mara nur noch bei dem Waffenhändler gewesen, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Und auch jetzt hatte sie nicht vor, auch nur einen Moment länger als notwendig zu bleiben.
    Sie folgte Wallimohammed zu einem Schreibtisch in einer Ecke des Büros. Er war umgeben von Regalen, auf denen sich Akten und Kisten mit Autoersatzteilen stapelten. Während sie zuschaute, wie der Mann nach seiner Geld-kassette griff, fiel ihr plötzlich auf, dass der Raum heller wirkte als sonst.
    Sie wandte sich zum Fenster und bemerkte, dass blauer Himmel zu sehen war, wo bisher das Dach des Schuppens gewesen war. Als sie näher trat, stellte sie fest, dass dort, wo der Schuppen gestanden hatte, nur noch ein großer Haufen aufgeworfener Erde war, bedeckt mit Zweigen und Blättern. Die zerstörten Überreste des Gebäudes waren auf die Seite geräumt worden.
    »Vor zwei Nächten sind Elefanten gekommen«, sagte Wallimohammed. Er hatte den Kopf über ein Kassenbuch gebeugt und blickte nicht auf. »Der Nachtwächter konnte sie nicht vertreiben – ich kenne ihn, ich glaube, er hat es gar nicht versucht. Sie haben meinen Schuppen niedergetrampelt und meinen Garten zerstört.«
    Es wurde still im Büro. Man hörte nur noch in der Ferne das dumpfe Geräusch, mit dem der Mais zu Maismehl zerrieben wurde. Mara starrte aus dem Fenster. Dieser längliche Erdhügel hat etwas Seltsames an sich, dachte sie. Ihr zog sich der Magen zusammen. Er sah aus wie ein Grabhügel.
    »Was ist … danach passiert?«, fragte sie Wallimohammed.
    Er drückte seine knochigen Finger auf eine Seite voller Zahlen und blickte auf. »Der Schuppen war voller Papierkörbe und Leder für Handtaschen. Wie immer.« Stirnrunzelnd blickte er aus dem Fenster. »Die verdammten Elefanten haben sie beerdigt – alle Füße und alle Ohren. Alles. Sie müssen mit ihren Stoßzähnen die Erde aufgewühlt haben. Und dann haben sie Baumstücke und Äste oben draufgelegt. Na ja«, fuhr er fort und wandte sich wieder seinem Kassenbuch zu. »Der Schuppen war sowieso schon alt. Ich baue einen neuen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich kann Ihnen sagen, das hat die alten Elefantengeschichten wieder hochgeholt. Ich will diese verfluchten Märchen von Knochen, die begraben werden, oder toten Babys, die herumgetragen werden, nicht mehr hören. Es sind doch nur Tiere.«
    Mara stand schweigend da. Sie hörte seine Worte kaum. Sie war hin-und hergerissen zwischen Entsetzen und tiefer Freude. Am liebsten wäre sie hinausgelaufen und hätte die aufgeworfene Erde mit den Händen berührt, um den Fußabdrücken, die die Elefanten hinterlassen hatten, nachzuspüren …
    »Das wird ein Job für John.« Wallimohammeds Stimme durchbrach die Stille. »Der Ranger wird ihn bestimmt zu den wild gewordenen Elefanten schicken.«
    Mara blickte ihn an. Einen Moment lang verstand sie nicht, was er meinte. Aber dann wurde es ihr auf einmal klar.
    »Er ist weg«, erwiderte sie knapp.
    »Bis wann? Der Ranger will bestimmt nicht zu lange damit warten.«
    Mara schüttelte den Kopf. »Wenn er zurückkommt, hat er zu tun. Wir haben eine Buchung für zwölf Personen, für zwei Wochen.«
    Wallimohammed warf ihr einen skeptischen Blick zu, aber dann fiel sein Blick auf das Bündel Geldscheine in ihrer Hand: ein klarer Beweis, dass sich das Glück von Raynor Lodge gewendet hatte. »Zwölf Kunden. Er wird zusätzliche Jäger engagieren müssen.« Er griff nach einem Schlüsselbund, das an seinem Gürtel hing, und schloss einen Metallschrank auf. Er war vollgestopft mit Kisten voller Munition. »Wissen Sie, was er will?«
    Mara las die Bestellung vor, die sie unten auf ihrer Liste notiert hatte, hauptsächlich Patronen kleinen Kalibers für das Wild, das sie und John für die Küche schießen würden, und gerade genügend großkalibrige Patronen, um die Gewehre laden zu können, die zum Schutz mitgenommen werden mussten.
    Wallimohammed lachte. »Sie werden schon ein bisschen mehr brauchen!«
    »Nein.« Mara blickte dem Mann in

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