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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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sein.«
    Kefa schüttelte den Kopf. »Das ist nicht erlaubt.«
    »Ich weiß. Aber wir werden nicht jagen. Es dient nur dem Schutz. Ihr habt den Mann von der Regierung gesehen. Der Präsident persönlich unterstützt uns. Wenn etwas passiert, nehmen wir direkt Kontakt zu Kabeya auf.«
    Kefa ließ sich nicht beirren. »Es ist nicht korrekt. Das würde dem Bwana nicht gefallen. Er wäre nicht damit einverstanden, dass ein Ranger hierherkommt – jemand, den er nicht selbst ausgesucht hat.«
    Mara holte tief Luft. »Der Bwana ist nicht hier«, sagte sie. Sie sprach leise, wie John es auf der Jagd machte. Alle vier Männer beugten sich unwillkürlich zu ihr vor. Sie steckte die Hand in ihre Hosentasche und zog die Rolle mit den Geldscheinen hervor. Sie war wesentlich dünner als noch vor ein paar Stunden, sah aber immer noch eindrucksvoll aus. Sie bemerkte, wie die Männer Blicke wechselten.
    Sie wandte sich an Kefa und Menelik. »Dieses Geld hat man mir gegeben. Es ist meines. Ich werde euch bezahlen, was ich euch schulde. Und dann werde ich euch den doppelten Lohn zahlen für die harte Arbeit, die auf uns zukommt. Aber ihr müsst tun, was ich sage. Sasa hivi . Auf der Stelle. Ich bin jetzt der Bwana.«
    Die Männer blickten von Mara auf das Geld und wieder zu Mara. In der angespannten Stille hörten sie, wie eine Fliege am Fenster summte. Schließlich zuckte Menelik ganz leicht mit den Schultern – eine Geste, mit der er ausdrückte, dass Kefa antworten sollte. Schließlich war der alte Mann nur der Koch. Er hatte sich immer nur um seine Küche gekümmert – hier in der Lodge oder auf Safari –, ob nun der Bwana da war oder nicht. Aber er beobachtete Kefa ganz genau, um zu sehen, wie er auf die Herausforderung reagieren würde.
    Schließlich schien Kefa zu einer Entscheidung gekommen zu sein. Er richtete sich zu voller Größe auf, die Arme steif an den Seiten.
    »Ja, Memsahib«, sagte er. »Bwana Memsahib.«
    »Danke«, erwiderte Mara. »Ich danke euch sehr.«

3
    Die Matratzen lagen nebeneinander in der Sonne auf dem Rasen. Kefas Neffen hockten daneben und untersuchten sie auf Bettwanzen. Sie brachen alle Samen des Kapok-Füllmaterials ab, die durch die Laken stechen konnten.
    Mara legte einen Stapel frisch gewaschener Moskitonetze neben die beiden. Die zwei aus Nylon zog sie heraus.
    »Die sind für Hütte eins und Hütte zwei«, sagte sie. Sie zeigte auf die übrigen Netze – altmodische Netze aus Baumwolle, von denen sich bereits Flusen lösten. An manchen Stellen hatten sie bräunliche Flecken, wo die Leute blutgefüllte Moskitos zerquetscht hatten. »Die anderen können diese haben.«
    »Ja, Bwana Memsahib«, sagten sie. Einen Moment lang glaubte sie, sie würden aufspringen, um zu antworten. Da sie offiziell als Hütten-Boys eingestellt worden waren, hatte Kefa jedem von ihnen ein Buschhemd und eine Khaki-Shorts aus Raynors Vorrat gegeben. Die Kleidungsstücke waren zu groß – die Arme der Jungen sahen in den weiten Ärmeln viel zu dünn aus, ihre Ellbogen wirkten knochig. Aber sie kamen sich offensichtlich wichtig vor in ihren Uniformen. Bina würde zustimmend nicken, dachte Mara – es fehlte kein einziger Knopf; die Sachen waren zwar schon fast zwanzig Jahre alt, aber trotzdem noch brandneu.
    Mara beobachtete die beiden eine Weile bei der Arbeit, um sich zu vergewissern, dass sie auch gründlich waren. Betten waren wichtig – am Tag wurden die Gäste von anderen Dingen abgelenkt, aber Unbequemlichkeiten während der Nacht fanden sie unerträglich. Statt einfach wach zu liegen und sich auf die Geräusche des Buschs zu konzentrieren, der zum Leben erwachte – das samtige Tappen verstohlener Schritte, das Rascheln, das unheimliche, aber schöne Heulen der Hyänen –, konzentrierten sie sich auf kleine Ärgernisse. An ihrem Gesichtsausdruck morgens konnte Mara erkennen, ob sie gestochen oder von Insekten am Schlafen gehindert worden waren oder ob sie Angst gehabt hatten.
    »Habt ihr das Fliegengitter überprüft?«, fragte sie. Sie sprach Englisch, um zu hören, wie die beiden die Sprache beherrschten – Hütten-Boys mussten wenigstens auf einem grundlegenden Level mit den Gästen kommunizieren können. »Nicht nur an den Fenstern, sondern auch oben?« Sie zeigte auf den Belüftungsschacht zwischen Wänden und Dach. »Es wäre nicht gut, wenn eine Fledermaus hineinkäme.« Einmal hatte die Frau eines Kunden eine Fledermaus in ihrem Zimmer aufgescheucht. Das Tierchen war voller Panik herumgeflogen und

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