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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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Danach ging ich nicht mehr mit auf Safari. Und von da an ging es bergab.« Ihr wurde die Kehle eng, und ihre Stimme klang dünn. »Und das Problem ist, dass es immer schlimmer wird, wenn es erst einmal bergab geht. Man kann nicht einfach das Rad zurückdrehen und von vorn anfangen. Man kann nichts tun.«
    Sie brach ab, weil sie merkte, dass sie Unsinn redete. Aber Carlton nickte, als ob er jedes Wort verstanden hätte.
    »Glauben Sie mir, das kenne ich«, sagte er. »In der Filmbranche gibt es ein Sprichwort: Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen. Und immer wieder. Aber wissen Sie, was?« Er beugte sich zu Mara vor und blickte sie freundlich an. »Letzten Endes geht es fast immer doch gut aus. Man kann es nicht von vornherein erkennen – aber irgendetwas passiert, wenn man es am wenigsten erwartet. Und plötzlich läuft alles wieder richtig.«
    Mara spürte, wie sie sich an Carltons Worte klammerte. Seine Stimme klang so zuversichtlich und tröstend … Aber dann dachte sie daran, dass er Filme produzierte. Es war sein Job, die Menschen an Märchen glauben zu lassen.

    Das Essen wurde aufgetragen, und die Hütten-Boys erwiesen sich als erstaunlich effiziente Kellner. Spannung entstand nur, als Lillian ihren Hauptgang zurück in die Küche schickte und darum bat, dass jeder Teil auf einem eigenen Teller serviert wurde, damit sie genau sehen konnte, was sie aß. Mara wartete nervös auf Meneliks Reaktion und war erleichtert, als Kefa mit einem Tablett erschien, auf dem viele kleine Schüsseln standen, von denen jede ein anderes Gericht enthielt. Mittlerweile waren die Gäste beim Dessert angelangt und unterhielten sich angeregt und zufrieden. Mara hätte sich eigentlich entspannen können, aber vor dem Ende des Abends stand ihr noch eine Aufgabe bevor.
    Als der Kaffee serviert worden war, sagte sie zu Carlton, sie müsse einen Vortrag über Sicherheit halten, bevor jemand das Esszimmer verlassen könnte. John machte das bei neuen Gästen immer so. Es war natürlich in erster Linie wegen praktischer Gesichtspunkte notwendig, aber es diente auch dazu, seine Autorität hervorzuheben. Er legte dabei ein klares, wenn auch freundliches und ruhiges Verhalten an den Tag – wie ein Vater –, jemand, den man respektiert und dem man gehorcht. Es war sehr wichtig, von Anfang an die richtige Beziehung zu den Kunden zu etablieren, weil sich sonst nicht voraussagen ließ, wie sie sich auf der Jagd in Gefahr oder beim Schuss verhalten würden.
    »Halten Sie das für notwendig?« Carlton blickte zu Lillian. »Können Sie es nicht einfach mir sagen, und ich gebe es dann weiter?«
    Mara zögerte. Sie übernahm die Rolle des Bwana bestimmt nicht gerne. Und sie war sich nicht sicher, wer ihr dabei mehr Unbehagen bereitete – die Filmleute oder ihre eigenen Bediensteten.
    Aber sie stand auf und schüttelte den Kopf. Es musste richtig gemacht werden.
    Sie stellte sich so hin, dass sie alle und niemanden anschaute. Unwillkürlich ahmte sie Johns Stimme nach, als sie ihren Vortrag hielt.
    Zuerst zählte sie die ernsteren potenziellen Gefahren in diesem Teil von Afrika auf: Moskitos, die Malaria übertrugen; Durchfall, wenn man Wasser direkt aus dem Hahn trank; von einem Wildhund oder einem Affen gebissen zu werden; einem Löwen, Leoparden oder Elefanten zu begegnen oder auf eine grüne Mamba zu treten, die einheimische Schlange, deren Biss immer tödlich war.
    Sie beschrieb die Vorsichtsmaßnahmen, wobei sie hoffte, dass ihr Tonfall einigermaßen beruhigend klang. Sie versicherte ihren Zuhörern, dass wilde Tiere normalerweise die Menschen in Ruhe ließen – wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass Gäste das Gelände der Lodge nur in Begleitung eines Lodge-Mitarbeiters verlassen sollten. In Afrika lebende Personen könnten Gefahren besser einschätzen, während ein Neuankömmling keine Risiken eingehen dürfte. Sie machte eine Pause, damit es allen klar wurde, dann fuhr sie mit den weniger ernsten Themen fort. Wenn Gäste Essbares in ihren Zimmern ließen, würden Fledermäuse und Affen mit Sicherheit einen Weg dorthin finden – und sie waren sehr unordentliche Besucher. Wenn Gäste mit nackten Füßen draußen herumliefen, würden sie sich möglicherweise Hakenwürmer oder Sandflöhe zuziehen. Wenn sie ihre Uhr oder ihren Ehering in die Latrinengruben fallen ließen, könnte man sie nicht wieder herausholen.
    Mara spürte die wachsende Spannung im Raum. Sie hatte einfach nicht die beruhigende Ausstrahlung des

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