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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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der andere wieder an.
    Nach einer Weile wurden sie schließlich still. Sie saßen nebeneinander im Landrover, ließen sich durchrütteln, und das Brummen des Motors war das einzige Geräusch. Mara fuhr ganz entspannt, einen Ellbogen in das offene Fenster gelegt. Schließlich ließen sie die Ebene hinter sich und begannen, den Hügel hinaufzufahren. Die ruhige Schönheit der Landschaft übertrug ihren Frieden auf sie. Die Sonne stand schon niedrig am Horizont und warf goldene Strahlen über das Gras. Dann wurde alles rötlich, und der Himmel färbte sich tief dunkelviolett. In den niedrigeren Ästen des Dornenbaums machten es sich die Perlhühner bequem, um vor den Jägern der Nacht sicher zu sein. Mara schaltete die Scheinwerfer ein und musste sich erneut auf die Piste konzentrieren. Aber jeder Nerv in ihrem Körper reagierte auf die Anwesenheit des Mannes neben ihr. Und sie spürte, dass auch seine Aufmerksamkeit ausschließlich auf sie gerichtet war – ab und zu wandte er den Blick von der Land-schaft ab und beobachtete sie.
    Schließlich sagte er: »Das war wundervoll. Ich werde es nie vergessen.«
    Mara lächelte. »Ich auch nicht.«
    Wieder spürte sie, wie nahe sie sich waren. Aber das war doch auch nicht überraschend, sagte sie sich. Schließlich waren sie beide Australier und fern von zu Hause. Sie hatten miteinander gearbeitet. Und jetzt hatten sie gerade gemeinsam das Leben eines Büffelkalbs gerettet. Bei dem Gedanken daran breitete sich ein warmes Gefühl in ihr aus. Gemeinsam hatten sie den Gesetzen der Starken getrotzt – und hatten gewonnen.

9
    Es dämmerte schon, als sie auf den Parkplatz der Lodge fuhren. Im Zwielicht leuchteten die Stoßzähne am Eingang wie weiße Striche vor den grauen Blättern und Ästen.
    Mara schaltete die Zündung ab und der Motor ging spuckend aus, aber sie blieb noch auf dem Fahrersitz sitzen. Sie zögerte, diese Fahrt zu beenden. Sie wandte sich zu Peter. Auch er hatte sich nicht bewegt, als ob er diese letzten Augenblicke ebenfalls genießen wollte. Sein Gesicht lag im Schatten, aber sie konnte sehen, wie seine Augen leuchteten. Keiner von ihnen sagte etwas – der Frieden der Fahrt umgab sie warm und dicht.
    Schließlich öffnete Mara die Tür. Sie stieg aus, nahm ihr Gewehr und wartete, bis auch Peter ausgestiegen war. Gemeinsam gingen sie unter den Stoßzähnen hindurch und den gepflasterten Weg zum Haus entlang. Sträucher und Bäume schienen sich um sie zu schließen, als wollten sie sie so lange wie möglich vor den Blicken der anderen verbergen.
    Als die Lodge in Sicht kam, hielt Mara inne. Carlton lief mit raschen Schritten nervös auf der Veranda auf und ab. Den linken Hemdsärmel hatte er hochgeschoben, um auf die Uhr sehen zu können.
    Mara warf Peter einen Blick zu. Ob sie ihn bitten sollte, als Erster etwas zu sagen? Aber in diesem Moment trat sie auf einen Zweig. Das leise Knacken erregte Carltons Aufmerksamkeit. Alarmiert blickte er ihnen entgegen.
    »Was ist passiert?«, wollte er wissen. »Seid ihr verletzt?«
    Peter breitete in einer beruhigenden Geste die Hände aus. »Nein, es geht uns gut, keine Sorge.«
    Carlton verschlug es für einen Moment die Sprache. »Keine Sorge?«, zischte er schließlich. »Keine Sorge? Es ist fast dunkel. Ich wollte gerade eine Suchmannschaft losschicken! Sie wären schon lange unterwegs, aber Brendan ist irgendwohin verschwunden und hat alle Schlüssel mitgenommen …« Er brach ab und starrte Peters schlammverdreckten Körper an. Leise fragte er: »Was hast du gemacht?«
    »Wir mussten ein Büffelbaby retten«, antwortete Peter. »Es hat im Schlamm gesteckt.«
    Carlton schüttelte den Kopf, als wollte er aus einem bösen Traum erwachen.
    Peter warf Mara einen Blick zu. »Ich habe es gesehen und habe sie gebeten anzuhalten.«
    Carlton wandte sich Mara zu. »Das hätten Sie nie erlauben dürfen«, sagte er unverblümt. »Wenn nun dort etwas passiert wäre?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, blickte er Peter wieder an. »Du weißt ebenso gut wie ich, dass selbst ein kleiner Unfall eine Katastrophe für uns wäre. Wir können uns keine Verzögerung mehr leisten.« Seine Stimme klang panisch, als ob die Gefahr noch lange nicht abgewehrt wäre. »Der Film würde scheitern. Wir wären ruiniert!«
    »Aber wir hatten keinen Unfall«, sagte Peter beruhigend.
    Carlton blickte Mara stirnrunzelnd an. »Darum geht es nicht.«
    »Es war wirklich nicht ihre Schuld«, sagte Peter.
    Aber Mara schüttelte den Kopf. »Ich war

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