Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
verantwortlich. Es tut mir leid, Carlton.« Instinktiv trat sie einen Schritt auf ihn zu. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
Carlton wich zurück. Er war wohl so wütend auf sie, dass er sie nicht in seiner Nähe ertragen konnte. Er zog die Nase kraus. »Mann, ihr stinkt vielleicht! Ihr nehmt besser ein Bad – alle beide!«
Peter warf Mara einen Blick zu. Plötzlich sah sie den komischen Aspekt der Situation. Lachen stieg in ihr auf, und beinahe hätte sie den wütenden Carlton vergessen.
»Peter braucht heißes Wasser in seinem Rondavel«, sagte er steif.
»Ja, natürlich.« Um Fassung bemüht, wandte Mara sich an Peter. »Ich lasse es Ihnen sofort von den Hütten-Boys bringen.« Der Schlamm war auf der bloßen Haut seiner Unterarme zu einer blassen Schicht getrocknet und an den Handgelenken und am Ellbogen aufgeplatzt. »Am besten duschen Sie vielleicht zuerst – das Wasser wird zwar kalt sein, aber dann geht der Schlamm leichter ab.«
»Ja, danke, das mache ich«, erwiderte Peter. Er blickte auf Maras schlammverschmiertes Haar und Gesicht. »Sie müssten auch mal mit dem Schlauch abgespritzt werden.« Mara lächelte. Er hatte sich gerade sehr australisch angehört – die gespielte Ernsthaftigkeit in Verbindung mit den Wörtern und dem Akzent, so dass sie unwillkürlich zu Carlton blickte, um zu sehen, ob er es auch gemerkt hatte. Carlton schaute Peter nachdenklich an, aber was er dachte, konnte Mara nicht sagen.
Peter drehte sich um und eilte zu den Rundhütten. Mara erwartete, dass Carlton mit ihm gehen würde, aber er blieb neben ihr stehen. Sicher wollte er ihr noch mehr Vorwürfe machen. Aber seine Worte überraschten sie.
»Mal abgesehen von diesem Ärger«, sagte er. »Ich habe gehört, dass heute ein großartiger Tag war. Leonard ist ganz glücklich – alle sind es. Danke für Ihre Hilfe.«
»Oh, es war mir ein Vergnügen«, erwiderte Mara. »Ich habe es gerne gemacht.« Sie lächelte ihn an.
Carlton nickte. »Bis zum Abendessen.«
Das brachte Mara sofort wieder auf den Boden der Tatsachen. Ihr dämmerte, dass sie wohl mal in der Küche nachfragen müsste, was es heute Abend zu essen gäbe.
»Es gibt ein tansanisches Festessen«, verkündete Carlton.
»Daudi und Kefa haben es heute früh mit mir besprochen, da Sie ja beim Drehen waren.« Sein Tonfall war jetzt wieder fröhlich. Offensichtlich war er froh, dass die Krise vorüber war. »Ich hielt es für eine gute Idee – viel interessanter als das englische Essen jeden Tag. Sie haben versprochen, nicht alles mit Chili zu würzen.«
Mara versuchte ihre Überraschung zu verbergen. Soweit sie wusste, bestand ein tansanisches Festessen lediglich darin, eine Ziege zu schlachten und sie über dem offenen Feuer zu braten.
»Haben sie irgendwelche bestimmten Gerichte erwähnt?«, fragte sie vorsichtig.
» Hühnchen Kilimandscharo – daran erinnere ich mich noch«, erwiderte Carlton. »Dann sprachen sie von Spinat mit Erdnüssen. Und zum Nachtisch etwas aus grünen Bananen. Es klang alles toll.«
»Oh, ja, köstlich«, sagte Mara. Sie versuchte, so zu klingen, als wären diese Gerichte Spezialitäten der Raynor Lodge, aber seit sie hier war, hatte Menelik so etwas noch nie gekocht. Vermutlich hatte Daudi die Idee gehabt, einheimische Küche auf den Tisch zu bringen, um ein wenig für das neue Tansania zu werben.
Höflich blieb Mara stehen, bis Carlton sich zum Gehen wandte. Dann lief sie zur Küche. Sie hatte zwar Angst davor, Menelik so gegenüberzutreten, aber sie musste ihm Bescheid sagen, dass sie wieder da war. Sie würde es ihm eben von der Küchentür aus zurufen – schließlich war sie schmutzig und stank. Hilflos schüttelte sie den Kopf. Sie mochte gar nicht daran denken, wie der alte Mann reagieren würde, wenn er sie so sähe. Die Tatsache, dass sie eine unfähige Memsahib war, hätte sie wohl kaum besser dokumentieren können.
Mara lag in der Badewanne. Sie hatte den gröbsten Schmutz draußen unter dem Wasserhahn abgewaschen, aber trotzdem war das Badewasser grau. Der Gestank nach Schlammpfanne war jedoch dem Duft von L’Air du Temps gewichen. Lillian hatte darauf bestanden, dass Mara ihre Seife benutzte. Die Schauspielerin war von Maras und Peters Abenteuer fasziniert gewesen. Sie hatte sich die Rettungsaktion detailliert beschreiben lassen. Mara spürte, dass die Seife – auch wenn es wirklich eine freundliche Geste war – Teil der Illusion war, sie sei dabei gewesen.
Langsam strich Mara über ihre Brüste und ihren
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