Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
war offen und warm. »Er sagte, er wolle es mit mir versuchen. Ich kann mich noch ganz genau an seine Worte erinnern. ›Wenn du scharfe Augen hast, kann ich dir beibringen zu schießen. Aber die wirklich wichtigen Dinge – ein mutiges Herz, einen klaren Instinkt und die Liebe zum Busch – muss ein Mann von Geburt an besitzen. Und nur die Zeit wird zeigen, ob du das nötige Rüstzeug hast.‹ Er nahm mich mit nach Tansania, und ich bin bei ihm geblieben.«
Mara dachte an die Fotografien von John, der seine beiden Shaw-and-Hunter-Trophäen entgegennahm. »Er muss sehr stolz auf dich gewesen sein.«
»Ja, das war er.« John blickte auf seine Hände. »Er war wie ein Vater zu mir.«
Mara schwieg einen Moment lang. Sie wollte ihn nicht zu sehr bedrängen, aber sie wollte die Zeit, den Ort und vor allem die Offenheit, die John hier zeigte, nutzen. »Was ist mit deinem wirklichen Vater?«, fragte sie sanft. Im Feuerschein sah sie, wie ein Muskel an Johns Wange zuckte.
»Ich habe ihn nie wiedergesehen«, erwiderte John. »Er starb an Cholera, kurz nachdem ich zu Raynor gekommen war. Ich habe es erst sehr viel später erfahren. Der Kontakt zu meiner Mutter ist abgerissen. Sie antwortete nicht mehr auf meine Briefe, nachdem ich nicht nach Bombay gekommen war. Raynor war meine Familie.«
In der Stille, die folgte, knisterten die Zweige, als die Flammen an ihnen emporzüngelten.
»Und jetzt hast du mich«, sagte Mara.
»Und jetzt habe ich dich«, wiederholte John. Verwundert blickte er sie an, als ob ihm erst jetzt klar würde, dass sie verheiratet waren.
»Wir gründen eine neue Familie«, sagte Mara. »Wir werden Kinder haben.«
»Ja.« John nickte. Sein Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus Freude und Ungläubigkeit wider. »Das fände ich schön.«
»Mindestens drei«, sagte Mara.
John blickte sie einen Moment lang an. Dann holte er tief Luft. Als er wieder ausatmete, schien sich sein ganzer Körper zu entspannen, als ob Angst oder Gefahr endlich gebannt wären.
»Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe, Mara«, sagte er. »Du bedeutest mir alles.«
Er küsste sie auf die Wange. Dann glitten seine Lippen zu ihrem Mund, sanft zuerst, dann immer leidenschaftlicher. Seine Finger griffen in ihre Haare, und er zog sie an sich.
Er knöpfte ihre Bluse auf und schob sie ihr von den Schultern. Mit einer Hand streichelte er über ihre Brust, wobei er mit seiner rauhen Haut an den Spitzen ihres Büstenhalters hängenblieb. Dann hielt er inne, als wartete er auf ein Signal von Mara. Sie griff nach hinten, öffnete ihren Büstenhalter und ließ ihn zu Boden sinken.
Er löste sich von ihr und betrachtete ihre Brüste, die im Feuerschein rosig schimmerten.
»Du bist so schön«, sagte er. Er klang beinahe andächtig und so überrascht, als ob er nicht glauben könnte, dass sie wirklich zu ihm gehörte.
Mara bog sich ihm entgegen. Es kam ihr richtig vor, dass sie sich hier in der Höhle liebten. Nicht wie in der ersten Nacht, die sie im Kikuyu Hotel verbracht hatten, wo die Matratze bei jeder Bewegung gequietscht hatte, und von unten das Murmeln der Stimmen aus der Bar gedrungen war. Sie waren sich noch fremd gewesen und hatten sich nicht weh tun wollen. Und es war auch anders als in den beiden nächsten Nächten, die sie in der Lodge verbracht hatten. Dort war es ihnen leichter gefallen, sich zu lieben, aber Mara hatte doch das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden.
Hier in der Höhle, wo ihre nackte Haut vom Feuer gewärmt und von der kühlen Nachtluft gestreichelt wurde, konnten sie ihre Ehe erst wirklich beginnen.
Bei der Erinnerung an diese Zeit bekam Mara einen Kloß im Hals. Sie umklammerte das angesengte Stück Holz fester. Sie konnte genau sehen, wo sie in jener Nacht beieinandergelegen hatten – so glücklich, so hoffnungsvoll. Damals hatten sie noch nicht gewusst, was auf sie zukommen würde.
Sie ließ das Stück Holz wieder in die Asche fallen und schlang die Arme um sich, um sich zu trösten. Ein letztes Mal schaute sie sich in der Höhle um, dann ging sie zum Eingang. Sie hielt den Blick gesenkt, bis sie an der frischen Luft war. Dann hob sie langsam den Kopf und ließ die Aussicht auf sich wirken.
Sie erinnerte sich daran, wie John sie im Morgengrauen hierher geführt hatte, nach jener ersten Nacht in der Höhle, um ihr die Aussicht zu zeigen, an die sie sich ihr ganzes Leben lang erinnern sollte. In stummem Entzücken hatte sie neben ihm gestanden.
»Schau, da hinten …« John machte
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