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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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können. Ihr war der Appetit vergangen, und sie hatte ihr gebratenes Perlhuhn kaum angerührt. Immer wieder war ihr die Szene auf dem Hügel vor der Höhle durch den Kopf gegangen. Peter hatte ihren Aufbruch sicher als Zeichen dafür genommen, dass sie sich von ihm fernhalten wollte – und offensichtlich war er entschlossen, ihre Entscheidung zu respektieren. Ob er wohl erraten hatte, dass es etwas mit der Höhle zu tun hatte? Oder glaubte er, sie hätte plötzlich das Gefühl bekommen, dass ihre Beziehung zu eng würde? Zu gefährlich?
    Beim Abendessen jedenfalls war ihr nicht ganz klar gewesen, was sie eigentlich getan hatte. Oder was sie wirklich wollte.
    Unter dem Vorwand, beim Tragen der Ausrüstung helfen zu wollen, war sie der Crew bis zum Parkplatz gefolgt. Peters Anwesenheit zog sie an wie ein Magnet. Erst in der letzten Minute, als er schon dabei war, in einen der Landrover zu steigen, hatte er sich zu Mara umgedreht. Sie hatten sich in die Augen geschaut, als ob sie beide nicht die Kraft hätten, den anderen loszulassen. Und wieder geriet Mara in Versuchung, zu Carlton zu gehen und ihn zu bitten, sie mitzunehmen. Sie wollte ihm sagen, dass nichts auf der Welt für sie so wichtig war wie die Chance, weiter Maggie sein zu können.
    Aber Carlton hatte seinen Standpunkt klargemacht. Mara wurde nicht mehr gebraucht.
    Peter hatte Mara zugewinkt, als die Landrover vom Parkplatz fuhren. Sie hatte die Geste erwidert, aber ihr Arm und ihre Hand waren wie aus Holz.
    Jetzt stand Mara zwischen den zwei Korbsesseln und starrte Peter an, der unter dem Dornenbaum saß. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in ihr aus. Am liebsten hätte sie die Hand nach Peter ausgestreckt, um seine Nähe zu spüren. Sie schloss die Augen und holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
    »Hallo! Hallo!«
    Aus dem Wohnraum drang der vertraute Singsang einer Stimme. Langsame, schwere Schritte näherten sich der Veranda.
    Mara drehte sich um, als Bina aus der offenen Tür trat. Sie trug einen mit Gold bestickten, leuchtend rosafarbenen Seidensari. Ihre Lippen waren in der gleichen Farbe geschminkt, und ihre Haare glänzten vor Öl. Sie hielt einen Korb in der Hand.
    »Ah! Habe ich dich endlich gefunden!« Funkelnde Reifen klimperten an ihren Armen, als Bina auf Mara zutrat. Sie war noch nie zuvor in Raynor Lodge gewesen und schaute sich eifrig um, damit ihr auch ja nichts entging.
    Mara bemühte sich, sie angemessen zu begrüßen – ihr schwirrte noch der Kopf von all den Gedanken und Gefühlen, die sie zu überwältigen drohten. Aber Bina schien nichts zu bemerken. Sie klatschte aufgeregt in die Hände.
    »Und, wo ist sie?«, fragte sie. »Wo ist die berühmte Schauspielerin?«
    »Sie ist nicht hier – keiner ist da. Sie drehen gerade.«
    »Keiner ist da?« Bina riss die Augen auf. »Soll das heißen, ich kann sie nicht sehen?«
    Mara überlegte. Leonard wäre bestimmt nicht besonders erfreut, wenn Bina bei den Dreharbeiten auftauchte. Andererseits wollte Mara ihren Gast auch nicht enttäuschen. Sie wies zum Wasserloch. »Sie sind unten in der Ebene. Wenn du hier herüberkommst, kannst du sie sehen.«
    Mara trat neben Bina, zeigte ihr Lillian und Peter und erklärte ihr, wer die anderen Leute waren. Als sie ihr beschrieb, wie der Film entstand, fiel ihr zum ersten Mal auf, wie viel sie in den vergangenen zwei Wochen gelernt hatte. Bina schaute lange zu, so konzentriert, dass sie kaum ein Wort sprach. Dann wandte sie sich wieder Mara zu. »Ich bin eigentlich nicht hierhergekommen, um den Filmstar zu sehen«, sagte sie. »Ich wollte die Gewürze für deinen Koch persönlich abliefern.« Sie wies auf ihren Korb. »Ich habe alles dabei.« Sie nickte Mara zu. »Ich sehe, dass du meinen Rat angenommen hast.«
    Mara hatte keine Ahnung, wovon Bina sprach.
    »Da ich die Schauspielerin nicht persönlich kennenlernen kann«, fuhr Bina fort, »würde ich stattdessen gerne ihn sehen. Ist er derjenige, den ich empfohlen habe?«
    Mara runzelte verwirrt die Stirn. »Ich weiß nicht genau, was …«
    »Der Gujarati aus Arusha?«, fragte Bina. Sie schüttelte bewundernd den Kopf. »Er will bestimmt ein richtiges indisches Festessen zubereiten – er hat alle Gewürze, die ich im Laden habe, bestellt!«
    Jetzt fiel Mara ein, dass Bina vorgeschlagen hatte, sie sollte einen indischen Koch zur Bewirtung der Filmcrew engagieren. Vermutlich würde Bina sehr überrascht sein, wenn sie erführe, wie beeindruckt die Amerikaner von Meneliks Kochkünsten waren.
    Mara wies

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