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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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gleichgültig. Wenn Verrücktheiten und Geldgier schon siegen sollten, warum dann nicht auch einmal der Geist der Kameradschaft?
    Einem spontanen Einfall folgend hatte er das Zustandekommen des Vertrages verzögert, und kaum war derselbe abgeschlossen, da suchte er die Post auf und ließ sich mit Lee Akira verbinden, dem er nach flüchtiger Begrüßung erklärte: »Ich rufe Sie von Singapore an, wo ich morgen den Jet Commander übernehmen werde. Zuvor muß ich aber noch einige Dinge an der Börse erledigen. Haben Sie dort nicht auch zu tun?«
    Lee Akira war augenblicklich hellwach und überlegte blitzschnell, was Cooper mit der Frage bezwecken könnte. »Sie meinen morgen?« erkundigte er sich unsicher, als er keine Erklärung fand.
    »Ja, um Punkt neun Uhr. Zu dieser Zeit wird die Börse doch geöffnet, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon.«
    Im Geiste sah Cooper das Gesicht des ratlos gewordenen Flugkameraden vor sich. »Ich weiß bestimmt, daß die Börse um neun Uhr geöffnet wird«, erwiderte er betont. »Mister Sorokin, mit dem ich eben noch telefoniert habe, legt großen Wert darauf, daß ich pünktlich dort bin. Aber immer klappt es ja nicht so, wie man möchte. An der Börse kann eine Verspätung jedoch zum Verhängnis werden. Unter Umständen gewinnt oder verliert man in einer einzigen Minute die Befehlsgewalt über ein gut florierendes Unternehmen.«
    Lee Akira stieg das Blut in den Kopf. Er begriff, daß ihm ein Rat erteilt wurde. Sollte er die von ihm auf den Markt geworfenen Aktien schnellstens zurückkaufen? Bestand die Möglichkeit, daß Mister Sorokin…? »Sagen Sie, Gordon, interessiert Ihr Chef sich vielleicht für Zinn?«
    »Er hat an vielen Dingen Spaß«, antwortete Cooper ausweichend. »Besonders wenn es sich um größere Posten handelt. Da kann er zum Nimmersatt werden. Gerade heute war ich für ihn bei der ›Hongkong & Shanghai Banking‹. Aber sprechen wir lieber von etwas anderem, sonst plaudere ich noch über unsere Geschäfte.«
    Lee Akira fieberte plötzlich. Was ging da in Singapore vor sich? Die Erwähnung der Bank, bei der Patrice MacDonalds Aktien lagen, war gewiß nicht zufällig. »Ist Ihnen Direktor Aidah Rahman bekannt?« fragte er beklommen.
    »Freilich«, antwortete Cooper lebhaft. »Ich habe seine Laune sogar sehr verbessert, als ich ihm vor einer halben Stunde nach vielem Hin und Her einen Scheck in beachtlicher Höhe überreichte.«
    »Ich komme sofort nach Singapore!« rief Lee Akira, dem der Boden mit einem Male unter den Füßen brannte. »In welchem Hotel wohnen Sie?«
    »Im ›Raffles‹. Aber dort dürfen Sie nicht erscheinen. Ich bin nicht allein.«
    »Verstehe. Ich steige dann im ›Goodwood‹ ab. Können wir uns dort sehen?«
    »Nein«, antwortete Gordon Cooper nach kurzem Zögern. »Das Thema muß hiermit beendet sein. Nur eine Frage habe ich noch: Kann man eigentlich einen Makler beauftragen, bestimmte Aktien zu kaufen?«
    »Natürlich!«
    »Dann könnte ich ja… Nein, ich gehe doch lieber selber zur Börse«, unterbrach er sich. »Auch auf die Gefahr hin, eine Viertelstunde später als beabsichtigt zur Stelle zu sein. Ich habe ja Zeit, da ich den Jet Commander erst am Nachmittag übernehme. Wenn es Ihnen recht ist, können wir uns morgen abend treffen.«
    »Darauf freue ich mich jetzt schon«, erwiderte Lee Akira beglückt. »Ich platze ja bereits vor Neugier.«
    »Tatendrang ist im Augenblick wichtiger!« entgegnete Cooper vielsagend und verabschiedete sich. Dann ging er in die Bar, um sich einen Whisky zu genehmigen. Zum ersten Male seit Tagen fühlte er sich wieder einigermaßen wohl.
     
     
    Die Überführung des Jet Commanders versetzte Gordon Cooper nicht in die erträumte Hochstimmung, obwohl alles in bester Ordnung war. Das Wetter schien den Tag sogar krönen zu wollen, aber das in Singapore abgewickelte Aktiengeschäft bedrückte ihn. Dies ganz besonders, weil der mit Patrice MacDonald verbrachte Abend ein klägliches Ende genommen und ihn gezwungen hatte, seine Landsmännin mit Hilfe eines Zimmermädchens in ihr Apartment zu bringen. Zunächst war es ihm unverständlich gewesen, wie es zu ihrem Zustand hatte kommen können, da sie in seiner Gegenwart nicht mehr als sonst getrunken hatte. In ihrem Wohnraum fand er jedoch eine allem Anschein nach im Verlauf des Abends heimlich geleerte Whiskyflasche.
    Neben unerfreulichen Erlebnissen bescherte Singapore Gordon Cooper aber auch etwas Positives. Es wurde ihm klar, daß er niemals Gefahr laufen würde,

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