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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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hatte, seiner Landsmännin künftighin wie bisher entgegenzutreten und sie nicht Dinge büßen zu lassen, die ihn nichts angingen. Nur im gegenwärtigen Zeitpunkt wollte er nicht mit ihr allein sein. David Hamiltons Erzählung schwang noch so in ihm nach, daß er befürchtete, ihr nicht offen in die Augen schauen zu können, ohne sich zu verraten. Am Abend zuvor war es ihm selbst in Gegenwart von Margit Holstein schwergefallen, sich nichts anmerken zu lassen.
    Blitze fuhren wie Schwerter durch die Wolken. Ihnen folgten Donner, die nicht rollten, sondern krachten, als schlüge alles Eisen der Erde aufeinander.
    »Schwere Sumatra!« wiederholte der Fahrer und wischte über die Frontscheibe seines Wagens. »Neue Häuser nicht gut dafür. Wasser laufen durch Wohnung. Ich weiß, macht nichts. Stunde später alles trocken. Ich aber wohne in ›Kampong‹. Das ist malaiische Haus auf Pfahl. Kein Wasser laufen durch Wohnung. Sehr gut!«
    Wenn Cooper das Gerede des Malaien auch amüsierte, so war er doch froh, als der Flughafen endlich erreicht wurde. Alles an ihm war feucht und klamm, und er atmete erlöst auf, als er aussteigen konnte und von einem Pagen unter einem riesigen Schirm zum Eingang geführt wurde.
    Da ihm in der Empfangshalle der Abfertigungsbeamte erklärte, der Start würde sich wahrscheinlich um eine Stunde verzögern, begab er sich in das Flughafenrestaurant, um eine Tasse Tee zu trinken.
    In seiner Nähe saß ein ihm auf den ersten Blick sympathischer Japaner, der gelangweilt in einer Illustrierten blätterte. Er mochte im gleichen Alter wie er selber sein, was sich bei Asiaten allerdings kaum mit Sicherheit sagen läßt. Sein widerborstiges Haar stand ihm wirr auf dem Kopf und erweckte einen lustigen Eindruck. Sein Mund war männlich, und seine dunklen, prüfend blickenden Augen hatten den Glanz und die Weichheit japanischer Lackarbeiten. Und doch schlummerte eine gewisse Härte in ihnen. Er trug einen modernen Rollkragenpullover und darüber eine Wildlederjacke, der anzusehen war, daß sie von keinem alltäglichen Herrenausstatter stammte.
    Gordon Cooper wäre gewiß sehr erstaunt gewesen, wenn er gewußt hätte, wer da in seiner Nähe saß und ungeduldig auf Wetterbesserung wartete: Lee Akira, von dem David Hamilton gesprochen hatte.
     
     
    Entgegen Coopers Annahme begab sich der Adoptivsohn Lee Konkims nicht zur viermotorigen Turbopropmaschine der Malaysian Airlines, als die Fluggäste nach Hongkong aufgerufen wurden. Er stieg vielmehr die Stufen zur Wetterwarte empor und bat den diensthabenden Meteorologen, auch ihm den Start freizugeben.
    »Sie wissen doch, daß ich die Strecke nach Singapore wie meine Westentasche kenne«, fügte er werbend hinzu.
    »Gewiß«, erwiderte der Meteorologe und warf einen prüfenden Blick auf die vor ihm liegende Wetterkarte. »Im Süden stehen aber gerade die stärksten Gewitter. Eine Stunde werden Sie noch warten müssen.«
    Lee Akira blieb nichts anderes übrig, als in das Flughafenrestaurant zurückzukehren und dem Start der ›Britannia‹ zuzuschauen, die sich federleicht vom Boden abhob und gleich auf Nordostkurs ging. Dann bestellte er sich ein Getränk und überdachte nochmals alles, was er in den nächsten Wochen unternehmen wollte, um Patrice MacDonald zu erledigen.
    Als er von einem Angestellten des Federal Hotels erfahren hatte, daß eine dort abgestiegene attraktive Witwe namens Patrice MacDonald laut ihrem Paß eine geborene Lawrence sei, war er nahe daran gewesen, sie auf der Stelle umzubringen. Dann aber erinnerte er sich an seinen Adoptivvater, der ihm einmal geraten hatte, den französischen Ausspruch: Fixer les objects longtemps sans etre fatigue zu beherzigen, wenn er vor einem schweren Problem stehe.
    Und Kon-kim hatte erläuternd hinzugefügt: »Wenn du dich lange mit einer Sache befaßt, ohne zu ermüden, wirst du sie bis ins kleinste durchdenken und keinen Fehler machen.«
    Diesem Ratschlag folgend war Lee Akira zu dem Ergebnis gekommen, daß es raffinierter sei, einen Menschen lebend zu vernichten, als ihn vom Leben zu befreien. Gewiß, die Durchführung seines in allen Teilen exakt durchdachten Planes kostete Zeit, Geld und Nerven, aber er wollte lieber alles opfern, als zu dulden, daß der Frau, die seinen großen Gönner vernichtet hatte, auch nur ein Stein der ›Albion-Tin-Works‹ gehörte. Arm wie eine Kirchenmaus sollte sie werden.
    Mit asiatischer Schläue ging Lee Akira zu Werke, und daß sein Vorhaben nicht durchschaubar war, erwies

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