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Roter Regen

Titel: Roter Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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langsam hatte erholen können.
    Bärbel war dadurch nicht nur bei einigen Behörden und Winzern in
Ungnade gefallen, sondern hatte sich durch ihren fatalen Alleingang auch die
ersten Gegner innerhalb der eigenen Partei gemacht. Es war nur eine Frage der
Zeit gewesen, bis sie sich aufgerieben hatte. Harald Brenn samt Sippschaft
waren der Anstoß von Bärbels politischem Niedergang gewesen; und Margit, der
gefürchtete Großwesir des Clans, saß nun wegen Mordes ein.
    »Endlich erwischt es mal die Richtigen«, grollte es schadenfroh aus
Bärbel heraus.
    Killian blickte sie verwundert an.
    »Hat sie auch Thomas und Christa ermordet? Einer Brenn traue ich
alles zu«, setzte Bärbel nach.
    »Wir kennen doch gar keine Fakten. Es ist noch nicht einmal sicher,
ob sie Merz getötet hat. Wir leben hier in einem Rechtsstaat. Da ist man nicht
automatisch schuldig, nur weil man vernommen wird.« Killian redete mit Bärbel,
wie es Lehrer gerne mit Schülern taten, für die sie nur »das Beste« wollten.
Bärbel reizte diese hinterlistige Art sofort, und sie fauchte.
    »Was weißt du denn vom Rechtsstaat? Du hast doch immer nur dessen
Vorteile für dich genutzt. Aktiv dafür eingesetzt hast du dich nie! Versuch das
aber mal, dann wirst du sehen, wie rechtsstaatlich unser Staat ist. Ein
verfilzter Haufen an Lügensäcken, die sich gegenseitig ihre Pfründe in den
Gierschlund stopfen, sonst nichts! Und dass es einen davon mal erwischt, das
finde ich nur gerecht!«
    »Ist es aber nicht.« Killian blieb kühl.
    »Ist es tatsächlich nicht, da muss ich dir ausnahmsweise recht
geben!« Bärbel riss Killian das Pflaster aus der Hand, biss es mit den Zähnen
auf und wickelte es sich rasch um den blutenden Finger. »Diese Typen haben gar
kein Recht auf eine Verhandlung, denen gehört direkt der Kopf abgeschlagen!
Guillotine, verstehst du? So weit ist es nämlich schon wieder gekommen,
bourgeoiser Absolutismus!«
    Bärbel giftete, wie es Robespierre nicht besser vermocht hätte,
griff sich dabei nacheinander ihre Sachen und verschwand keifend aus seinen
Gefilden. Er glaubte noch »Bourgeoises Arschloch!« zu hören, ehe eine Autotür
knallte und der gescheiterte Versuch eines Kavalierstarts den Motor abwürgte.
Killian lauschte gebannt und hoffte darauf, dass der Motor wieder ansprang und
sich der Wagen samt Bärbel entfernte. Das Schicksal tat ihm den Gefallen, und
Killian atmete erleichtert durch. Gleichzeitig erschrak er aber auch über das
ungezügelte mörderische Temperament, das aus Bärbel herausgeschossen war. In
einem solchen Moment wollte er sie nicht mit einem Okuliermesser bewaffnet
wissen.
    * * *
    Es war eine grausame und unerbittliche Gräfin, die über das
transsilvanische Reich herrschte. Ihr Humor war bitter, ihre Lustgefühle bissen
sich bizarr mit der zarten Gestalt, die sich Belledin beim Lauschen von Maria
Bavas Geschichte ausmalte. Es waren kaum dreißig Minuten vergangen, da lagen
bereits an die zwanzig Leichen im Kellergewölbe des Schlosses. Selbst dem
Helden traute Belledin nicht zu, dass er der gewieften Gräfin das Handwerk
legen konnte. Er war ein zerstreuter Informatiker, der seine Fälle bislang vom
Rechner aus gelöst hatte und durch irgendeinen Fehler der Software plötzlich im
lebendigen Comic eines Vampirspiels gelandet war. An seiner Seite hatte er
einen debilen Zahnarzt, dem es vor allem darum ging, die Konstruktion der
Eckzähne von Vampiren zu erforschen. Die Gräfin selbst führte eine Horde
verwilderter Sexhungriger und blutrünstiger Sklavinnen an, die Männer
verschlangen, als seien es Lutschbonbons.
    Belledin wusste nicht, was er von dem Trash halten sollte. Die
erotischen Sequenzen begannen meist so, dass es ihm durchaus eng in der Hose
wurde, aber aus heiterem Himmel schlug dann irgendein Weib dem Mann mit einem
Hackebeil den Schwanz ab, oder sie stieß ihre Eckzähne mit voller Wucht in
einen Hoden, um ihn auszusaugen, bis er nur mehr einer getrockneten Dattel glich.
    Nicht nur Belledins Stuhl unterschied sich von denen der restlichen
Hörerschaft, auch sein Humor schien gegenläufig zu sein. Wenn er über zu viel
Splatter nur noch den Kopf schütteln konnte, kreischten und johlten die Gothics
vor ihm; wollte Belledin laut herauslachen, da zischten die düster geschminkten
und gekleideten Hörer energisch.
    Maria Bava aber stand über allem. Aus ihrem blutrot geschminkten
Mund flossen die Worte und fügten sich geschmeidig zu rhythmischen Gebilden
zusammen, die den unwiderstehlichen Sog

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