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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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die Eisenbahn ist dort hinten«, sagte Lee
höflich.
    Chen Yao schüttelte den Kopf. »Deswegen müssen wir
den anderen Weg nehmen. Oh, bitte, bitte, Wei Lee, du mußt mir
folgen.« Und sie stolperte auf dem ebenen Grund, als hätte
sie versucht, eine Stufe hinaufzusteigen, die nicht dort war, und sie
fing zu weinen an.
    Lee nahm sie in die Arme und hob sie hoch, stolperte weiter durch
den fegenden Staub. Chen Yao flüsterte Richtungen, und weil Lee
sich nahe zu ihr herabgebeugt hatte, um sie zu verstehen, sah er das
Pony nicht, daß sich aus dem Staub materialisierte. Als sein
Reiter ihm etwas zurief, hätte Lee Chen Yao fast vor Erstaunen
fallengelassen.
    Der Mann auf dem Pony trug eine Maske gegen den Staub, doch Lee
erkannte ihn sofort wieder.
    »Guter, gottverdammter Billy Lee«, sagte Redd laut,
»du gibst mir dieses Mädchen und bringst deinen dürren
Arsch auf der Stelle in meinen Sattel.« Chen Yao richtete sich
genügend auf, daß sie vor Redd in den Sattel klettern
konnte; der Cowboy beugte sich herab, um Lee den Arm zu reichen, und
sagte: »Wenn ich Zeit hätte, würde ich dir ein
weiteres Bad spendieren.«
    Er lächelte hinter der Maske. Lee erwiderte das Lächeln
und schwang sich an Redds starkem Arm empor und setzte sich hinter
den Cowboy in den hochlehnigen hölzernen Sattel.
    In diesem Augenblick tauchte das Motorrad brüllend aus dem
wirbelnden Staub auf.
    Es war zweirädrig und ganz aus Chrom. Mary Makepeace Gaia
hatte sich in seinen schmalen Sattel zurückgelehnt, die Arme
gehoben, um einen Lenker zu halten, der dieselbe aufsteigende
Krümmung hatte wie die Yakhörner. Über ihrem linken
Auge lag eine Klappe, und ein rotes Taschentuch war um ihren
geschorenen Kopf gebunden. Unter dem Sattel, zwischen ihren Beinen,
war ein tropfenförmiges Gefäß mit dem gelben und
schwarzen Kleeblatt, das vor Radioaktivität warnte.
    Die Söldnerin brachte ihr kernenergieversorgtes Motorrad so
abrupt zum Halten, daß es sich wie ein Hengst aufbäumte,
und das Wimmern seines Motors hob sich zu einem Kreischen.
    Redd hielt Chen Yao fest, und Lee umklammerte die rauhe Decke, die
Redd wie einen Mantel trug, als das Pferd unter ihnen dreien scheute.
Das Motorrad der Söldnerin ruhte auf einem Ständer, und
Mary Makepeace Gaia stand plötzlich mit einer Pistole in jeder
Hand da. Funkelnder Staub markierte die beiden Nadeln Laserlicht, als
sie in den Himmel schoß.
    Redd hob die Hände, Flächen nach oben. Lee glaubte, er
sähe etwas, das sich glitzernd von ihnen entfernte und auf dem
staubigen Wind in Richtung auf die Söldnerin gefegt wurde.
    Mary Makepeace Gaia löste einen weiteren Stoß
Laserlicht aus, und die Strahlen kreuzten sich genau über Redds
Kopf. Lee hörte in der intensiven Energie Staubkörnchen
explodieren, wie Pfefferkörner in einem Wok. Die Söldnerin
steckte eine der Pistolen ins Holster und schob den Filter hoch, der
Mund und Nase bedeckt hatte.
    »Ich erhalte einen Bonus für lebendiges Fleisch«,
sagte sie, »also bitte ich euch alle, vom Pferd zu
steigen.«
    »Das werden wir wohl nicht tun«, sagte Redd.
    Die Söldnerin hob die Schultern. »Dich brauche ich
sowieso nicht«, sagte sie und richtete ihre Pistolen direkt auf
Redds Gesicht.
    Nichts geschah. Das Greinen des kernenergiegespeisten Motorrads
erstarb, und es ertönte lediglich noch das leise Geräusch
von Staub, der vom Wind vorbeigefegt wurde. Ein Yak bellte, weit
entfernt.
    Redd zog etwas aus seinem Gürtel: einen schweren Revolver mit
einem Griff aus kreuzweise schraffiertem weißen Knochen. Der
Hahn klickte. Die Waffe war auf Mary Makepeace Gaia gerichtet.
    »Verlaß dich niemals auf Elektrizität«, sagte
Redd. »Ich habe dich mit Stromkreisknackern infiziert. Geschenk
der Anarchisten.«
    Die Söldnerin starrte ihn ihrerseits an. Ihre Stimme war
kalt. »Leute, die darüber reden, tun’s
niemals.«
    »Ich bin so was wie ein Ausnahmetyp«, sagte Redd.
    Aber im Augenblick, da er den Abzug drückte, zog ihn Lee am
Arm, und so ging der Schuß vorbei. Das Pony wich zur Seite, und
Redd faßte die Zügel und rief: »Was, zum Teufel, hast
du dir denn dabei gedacht?«
    Lee wollte stammeln, daß er genügend Tod gesehen habe.
Chen Yao sagte ruhig: »Wenn er’s getan hat, laß es
damit gut sein. Er weiß mehr, als er zu wissen
glaubt.«
    »Töte mich«, sagte die Söldnerin. Sie hatte
die Zähne zusammengepreßt. Venen traten auf ihrer Stirn
hervor. Entsetzenerregend sammelte sich Blut am unteren Rand ihrer
Augenklappe, und eine rote Träne

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