Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
des
Berges, der in den dunklen Himmel aufstieg. Die Nacht brach ein: der
Schatten des Berggipfels glitt an seinen Hängen hinab.
    Vor ihnen war ein letztes Haus, dessen hohes spitzes Schindeldach
hinter Mauern aus polierten Lavablöcken schwebte. Sie wandten
sich ihm zu und erstiegen einen schmalen Pfad, der kreuz und quer
über einen schuttübersäten Hang verlief. Immer wieder
drehten sie sich um und sahen zurück auf die Stadt und die
Linie, die darauf zukletterte, und daher gingen sie fast durch den
Riesen hindurch, der jäh auftauchte und ihnen mit einer Geste
den Weg versperrte, die eine Mauer aus brüllenden Flammen
heraufbeschwor.
    Die riesige Gestalt war drei- oder viermal so groß wie Lee,
ein alter Mann, dessen Lippen sich leicht asynchron zu seiner
verstärkten Stimme bewegten, die innerhalb eines dünnen
seidigen Barts erklang, der ihm bis auf die Taille fiel.
    »Weicht zurück, weicht zurück! Weicht zurück,
Dämonen der Hölle!«
    Sein Worte bebten von Fels zu Fels. Flammen brüllten
höher, warfen helles Licht, jedoch keine Hitze. Ominöse
schwarze Gestalten schienen sich innerhalb des Schmelzofens aus Licht
zu bewegen.
    Vette fiel auf die Knie, die Arme um den Kopf geschlungen. Chen
Yao sah hierhin und dorthin, blinzelte ins Licht der Flammen; Redd
hinter ihr hatte sein Messer gezogen. Lee half Vette beim Aufstehen,
und sie klammerte sich an ihn, während er ihr erklärte,
daß es ein einfaches Hologramm wäre, das erste Stadium in
einem Verteidigungssystem. »Ein Trick mit Licht, das ist alles!
Wissenschaftlich!« Er mußte über das verstärkte
Brüllen der Flammen hinwegschreien. »Eine
Aufzeichnung!«
    »Ist sie gewiß nicht«, sagte der alte Mann. Echos
lösten Staub von den Hängen. Seine Stimme war so laut,
daß Lee die Hände über die Ohren schlug. »Wer
bist du, junger Mann? Wer sind deine Freunde? Aus ihrer Harpune
schließe ich, daß deine Freundin eine der Yankee-Barbaren
von den Staubmeeren ist, aber du stammst sicherlich nicht aus diesen
Teilen der Welt. Auch nicht das kleine Mädchen, oder der
gefährlich aussehende Cowboy. Oh, tut mir leid, laßt mich
das herunterdrehen.« Er verschwand für einen Augenblick und
kehrte in normaler Größe zurück, vor seinem
Höllenfeuer-Vorhang zum Zwerg geschrumpft. Er sagte in einem
normalen Gesprächston: »Ist das besser?«
    »Deine Flammen sind beeindruckend«, erwiderte Lee,
»aber genau wie deine Stimme überwältigen sie
uns.«
    »O ja, wie achtlos.« Das brüllende Licht
verschwand. »Tut mir leid«, sagte der alte Mann, »aber
es ist so lange her, seitdem wir Besucher gehabt hatten. Abgesehen
von den Wilden, meine ich.«
    »Ich bin Lee. Dies ist Vette. Da drüben, Chen Yao und
Redd. Redd ist der Cowboy.«
    Vette blinzelte, äußerst argwöhnisch, von der
Seite auf das Abbild des alten Mannes. »Schlechter
Zaubertrick«, sagte sie schließlich. »Ich kann durch
ihn hindurchsehen.«
    Lee sah zu dem ummauerten Haus hinauf, sah dort einen Lichtpunkt
blinzeln: der Projektor. Er sagte: »Wir suchen einen Platz, wo
wir Unterschlupf finden können.«
    »Das ist etwas, worüber meine Gefährten und ich
natürlich gründlich nachdenken müssen. Dies sind
schwere Zeiten.«
    »Ich verstehe. Aber es ist ziemlich dringend.«
    Vette faßte Lees Arm. »Sie kommen durch die Stadt
rauf!« sagte sie und wandte sich der Projektion des alten Mannes
zu. »Du versteckst dich hinter Mauern! Du läßt uns
ein!«
    Ihre schlechten Manieren schockierten Lee – auch den alten
Mann, der einen Schritt zurückwich und sofort unscharf wurde.
Leise sagte er: »So einfach ist das nicht, obgleich ich
wünschte, es wäre so. Ich muß wirklich mit
meinen…«
    »Hör zu, wenn du dich zwischen einem Felsbrocken und
einer harten Mauer befindest, trittst du den Felsbrocken«, sagte
Redd. »Du verstehst, was ich meine?«
    Der alte Mann lächelte, schüttelte den Kopf.
    Vette hob ihre Harpune und stach damit nach dem alten Mann, der
sofort verblaßte. Nein, wo er sich auch immer befand, er war
einfach zurückgetreten, aus dem Brennpunkt des Projektors
hinaus. Lee sagte zu Vette: »Du bist wirklich nicht sehr
hilfreich.«
    Wütend sagte sie auf Yankee: »Ich stehe wirklich nicht
herum wie Essen auf einer Servierplatte, während du Komplimente
mit einem Lichtkünstler austauschst! Sieh dir diese Dinger an,
sie haben uns gesehen, sie kommen direkt auf uns zu. Komm schon«, sagte sie und faßte Lee erneut beim
Arm.
    »Wir sind Götter«, behauptete Chen Yao. »Sie
werden uns

Weitere Kostenlose Bücher