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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Wohltätigkeit garantieren.«
    »Dessen bist du dir so sicher?« fragte Redd.
    »Es ist unser Recht.«
    »Da Chen Yao es so sehr mag, das herauszustellen«,
erwiderte Lee, »bleibt uns kein anderer Weg, als
hinaufzugehen.«
    Sie kletterten mühsam den gewundenen Pfad zu den nackten
schwarzen Mauern hinauf, die das Haus umschlossen. Die
Lavablöcke waren poliert wie Glas, und die Fugen zwischen ihnen
so fein, daß nicht einmal ein Blatt Papier hätte
hindurchgeschoben werden können.
    Dort war ein Tor, gepanzert mit korrodierten Stahlplatten. Vette
klopfte dagegen, daß es klang wie ein Gong. Lee drehte sich um
und beobachtete die zerrissene Reihe von Wesen, die sich durch das
Feld von Felsen jenseits der Stadt bewegte, schwarze Schatten gegen
eintönig graue Felsen. Die Geräusche, die sie machten,
drangen schwach in der kalten dünnen Luft herüber.
    Lee sagte zu Chen Yao: »Ich schätze, daß ich sie
im Hypermodus bekämpfen könnte, wenn es dazu käme.
Vielleicht könnte ich genügend töten, daß der
Rest davonliefe.« Er wußte, er könnte sie nicht
allesamt töten, ehe sie ihn töteten.
    »Wenn es zu einem Kampf kommt«, sagte Redd, »bin ich gewillt, die Stellung zu halten, während du
wegläufst, Billy Lee. Du bist die Hauptattraktion dieser kleinen
Expedition, es hat keinen Sinn, daß du stirbst und wir
leben.«
    »Genau«, sagte Chen Yao.
    Lee sagte zu Redd: »Ich danke dir für dein Angebot. Es
stammt aus einem großen Herzen. Ich bin verändert, das
stimmt, aber ich bin noch immer menschlich. Ich kann dich nicht im
Stich lassen.«
    »O Wei Lee! Die Bedürfnisse der Vielen überwiegen
alles andere. Deine Loyalität besteht der ganzen Welt
gegenüber!«
    »Ich wünschte, alle würden sie an meiner Seite
stehen, Chen Yao.«
    Plötzlich stand der alte Mann vor dem Tor. Sein Abbild war
schärfer in dem Schatten, den die hohe Mauer warf. »Es
besteht kein Grund dafür, solchen Lärm zu schlagen«,
sagte er.
    Lee verneigte sich vor ihm. »Deine Verteidigungsanlagen sind
sehr stark.«
    »Wir sind darüber glücklich.«
    »Offensichtlich können die… Wilden keinen Weg
hinein finden. Man muß euch gratulieren. Aber ich sehe ein Haar
in der Suppe – nehmen wir an, jemand häuft Felsen vor dem
Tor auf? Es gibt so viele Felsen, genügend, um daraus eine grobe
Treppe zu bauen. Du hast Glück, daß die Wilden daran nicht
gedacht haben.«
    »Sie haben nicht deine Ausbildung«, sagte der alte
Mann.
    Lee verneigte sich erneut. »Ich bin weit gereist und habe ein
wenig von diesen praktischen Dingen erlernt.«
    »Ich häufe Felsen an«, sagte Vette.
»Vielleicht verstehen diese Dinger.«
    »Nicht nötig«, sagte der alte Mann. »Wir haben
so lange Zeit keine Besucher gehabt, daß wir armselige
Gastgeber sein werden, fürchte ich. Aber ihr seid unserer
Gastfreundschaft willkommen, wie sie eben ist.«
    Das verrostete Tor hinter seinem Abbild öffnete sich
quietschend um eine Handvoll Grad. Redd setzte die Schulter an den
korrodierten Stahl und öffnete die Tür eine Handvoll
weiter, und Chen Yao schlüpfte an ihm vorbei. Die Reihe von
Wesen stieß so etwas wie einen unvollkommenen Ruf aus und lief
los, als sich Vette und Lee durch den schmalen Spalt quetschten. Redd
folgte, und sie stemmten sich alle gegen das Tor und schlugen es
zu.

 
     

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70
     

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    Die Nacht war fast vorüber, doch noch immer prallten und
klapperten Steine gegen das Schindeldach. In einem der Alkoven
abseits des Hauptraums im Letzten Haus trat Li Pe auf die
Projektionsplatte. Ein Lichtkegel fiel um ihn herum, und Lee
wußte, daß sein Abbild in der Nacht zwischen den
Angreifern umherging. Aber die Steine hörten nicht auf zu
fallen.
    »Es sind mehr von ihnen, als ich zählen kann«,
sagte Li Pe. »Und ein paar fangen damit an, Steine an der
südlichen Mauer anzuhäufen. Ihre Gerissenheit benötigt
eine kritische Masse, um zur Intelligenz zu werden, wie es
scheint.«
    »Vielleicht haben sie zu züchten angefangen«, sagte
Yang Bo. »Hab’ stets gesagt, wenn das passiert, sind wir
erledigt.«
    Lee ging wieder hinaus, machte einen Satz auf die südliche
Mauer, sah Gestalten sich von einem Haufen zerstreuen, der an der
Mauer lehnte. Aus der vormorgendlichen Dunkelheit flogen Steine auf
ihn zu, und er sprang wieder herab und ging, den anderen zu sagen,
was er gesehen hatte.
    »Sie werden lange Zeit brauchen«, sagte Li Pe. Er hielt
seine Schwester an der Hand. »Vielleicht werden sie bei
Tagesanbruch verschwunden sein.«
    »Vielleicht

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