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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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formalen Maske, an
der Hintertür; wie er durch kleine, zu Menschengröße
passende Innenhöfe gegangen war, in denen Fontänen spielten
und Karpfen in Teichen schwammen; wie er an den unscheinbaren
einstöckigen Bauten vorbeigegangen war, in denen (wenn dies die
wirkliche Verbotene Stadt gewesen wäre) Kaiser und ihr Gefolge
in längst vergangenen Zeitaltern gelebt hatten. Während all
dessen ließ Lee Nummer Achtundvierzigs Hand nicht fahren.
    Und dann erfolgte ein Schnitt, und sie standen anderswo, hoch auf
dem Kohlenhügel-Park nördlich der Mauern, Pavillons standen
hinter ihnen, und terrassenförmige Gärten fielen vor ihnen
hinab, und die Spitzen der Dächer der Verbotenen Stadt
erstreckten sich dahinter.
    Der Kaiser schob einen Ärmel seiner gelben Seidenrobe hoch.
»Viel zu spät, kleiner Lee. Mein Champion hat bereits
deinen wahren Körper getötet. Und jetzt wird sie herkommen
und dich töten. Was den Jungen betrifft, so werde ich ihn essen.
Es ist sowieso nicht mehr viel von ihm übrig.«
    Nummer Achtundvierzig sagte: »Wei Lee ist der Champion der
Menschen.« Seine Hand ballte sich in Lees Griff zur Faust: er
traute sich, den Kaiser finster anzublicken.
    »Das bedeutet mir mehr, als du wissen könntest, Nummer
Achtundvierzig«, sagte Lee. »Aber ich bin kein Champion,
nur ein Botschafter. Ich bin hergekommen, um unserem Kaiser ein
Geschenk der Menschen zu überreichen, falls er es annehmen
will.«
    Der Kaiser lachte. »Ich kenne deine dummen kleinen Viren.
Deswegen muß dich mein Champion ausradieren; ansonsten
hätte ich dich als Ganzes geschluckt und mir nichts dabei
gedacht. Jetzt aber kein Gerede mehr. Es ist zu spät.«
    Er zeigte mit dem Finger, und Lee sah Mary Makepeace Gaia den Hang
des Gartens zu ihm herauflaufen. Sie rannte wie vom Wind getrieben,
ein brennendes Schwert, das sie um den Kopf wirbelte, zog Flammen
nach sich, als sie durch die pedantisch angelegten Blumenbeet
stürmte, über niedrige Hecken sprang.
    Lee spürte den Wind ebenfalls: er fegte von ihm weg. Etwas
strich durch jede Zelle seines Körpers, wie eine Hand, die durch
einen Regenbogen streicht. Plötzlich sprang eine Herde Tiere den
Hügel hinab auf Mary Makepeace Gaia zu. Tiger und Panther,
Affen, doppelt so groß wie ein Mensch, ein noch
größerer Bär, der sich Lee zuwandte, ehe er hinter
den anderen Kreaturen herschlenderte. Hinter seiner scharf
ausgeprägten Schnauzenmaske war ein menschlicher Blick; einen
Blick, den Lee nicht geglaubt hatte wiederzusehen.
    Der Kaiser lachte erneut. »Du vervielfachst ihr
Erscheinungsbild, aber es wird dir nicht helfen.«
    Mary Makepeace Gaia wirbelte ihr Flammenschwert, warf die
großen Katzen nieder, die sich auf sie stürzten, oder
setzte ihren gestreiften oder schwarzen Pelz in Flammen, so daß
sie kreischend davonrasten. Die Klinge bewegte sich so rasch,
daß ihre Streiche zu einem Knoten von Flammenblüten
verwischten. Die riesenhaften Affen heulten und schnatterten an ihrem
Rand, ihre rauhen Pelze glommen, als sie in rasender Eile Felsbrocken
und Bäume ausgruben und diese auf die Angreiferin
schleuderten.
    Aber die Felsen brachen in Stücke, wenn sie die Flamme
trafen, und Baumspeere schrumpften mitten im Flug zusammen. Der
Bär bäumte sich auf, er war riesiger, als er zunächst
geschienen hatte. Seine Pfote mit den fünf Krallen riß am
Himmel, und es folgten ein Donnerschlag und ein örtlich
begrenzter sintflutartiger Regen.
    Augenblicklich erstarb der Kokon aus Flammen. Aber wo Mary
Makepeace Gaia gestanden hatte, war ein roter Drache. Er öffnete
die spitze Schnauze und kreischte, und mit einem messinghaften
Klirren von Schwingen machte er einen Satz in den Himmel.
    Der Bär sprang ihm nach, verwandelte sich in einem Augenblick
in einen schwarzen Drachen, der hinter seinem roten Zwilling
herwirbelte. Die beiden drehten und wanden sich im Zweikampf
über den Dächern der Verbotenen Stadt, dann über dem
Kamm des Kohlenhügelparks. Sie verhakten sich so rasch
ineinander wie zuschlagende Schlangen, flogen auseinander und gingen
erneut aufeinander los. Bei jeder Begegnung quollen neue Wetterwolken
auf. Sie verdeckten das graue Himmelslicht der sich biegenden
Datenströme. Regen warf sich inmitten flackernder Blitze zur
Erde.
    Der Kaiser rief Lee zu: »Zuerst stirbt dein Champion! Dann
du!«
    Lee wischte sich Wasser aus dem Gesicht und rief zurück:
»Ich sehe nicht, wie der Kampf steht! Bist du besser informiert
als ich?«
    Denn unregelmäßige Blitze waren jetzt die

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