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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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halben Weg über
die staubige Halle, als er es wagte, sich umzusehen, sah Affe hinter
sich herwatscheln und lief weiter, schob Gebetsmühlen aus dem
Weg, hob Wolken roten Staubs. Der Atem brannte ihm in der Kehle.
    - JA, JUNGER HAN. JA. KOMM ZU MIR. KOMM ZU MIR!
    Ein Dutzend niedriger Türen führte vom anderen Ende des
Saals weg. Lee wählte eine aus und rannte wahllos nach links und
rechts, während er den schmalen verzweigten Korridor hinablief.
Oder er glaubte es. Denn der Korridor endete in einem abgedunkelten
Raum, und Lee rannte direkt hindurch in die Große Halle.
    - willkommen, sagte die Stimme in Lees Kopf.
    Der Baldachin war wieder über die Statue von Yamantanka des
Schrecklichen gesetzt worden. Lee ergriff einen Pfahl.
    Affe sprang aus den Schatten auf einer Seite des großen
goldenen Buddhas. Er drückte die Handflächen zusammen und
warf sich auf Lee. Ehe Lee seine Waffe heben konnte, wurde er
zusammengedrückt und hochgehoben, das Gesicht gegen den rauhen
Pelz gedrückt, der Affes faßförmige Brust bedeckte.
Lee brachte eine Hand unter Affes Kinn und schob. Sie stürzten
rückwärts gegen einen der Ozeane aus Yakbutter-Kerzen. Die
Schale kippte um und verspritzte dabei geschmolzene Butter und
flammende Dochte. Affe sprang auf, kreischend und brabbelnd, und rieb
an den kleinen Flammen, die an seinem Pelz klebten.
    Getränkt von heißer Butter, mit rauchenden Kleidern,
sah Lee seine Chance. Er hatte nur einen Augenblick, und er
wußte, er durfte keinen Fehler begehen.
    - DU KANNST MICH MIT DIESER DUMMEN KLEINEN WAFFE NICHT VERLETZEN,
JUNGER HAN.
    Lee schwang den Pfahl.
    Das uralte Holz war so hart wie Eisen. Es klirrte gegen den
Zylinder, der den untoten Leichnam von Meister Norbhu beherbergte.
Das Glas kristallisierte sich um, und der Aufprall ließ den
Pfahl zersplittern. Lee wich zurück, hob den Fuß und trat
nach dem Gefäß. Es zerbrach.
    Flüssigkeit spritzte heraus, und der Leichnam sackte in
seinem Netz dünner Drähte zusammen. Verbindungen rissen in
kurzen Konstellationen aus knallenden Funken. Über ihm gingen
alle elektrischen Lichter aus. Vielleicht war’s ein
zufälliger Stromstoß oder eine letzte Zuckung, welche die
Krallenhand des Leichnams hob, aber Lee glaubte, daß es etwas
mehr war. Wie alles in der Lamaserie war der Leichnam ein Sklave des
wahren Herrn gewesen, des uralten Computers, den Miriam zu
überwinden versucht hatte. Miriam hatte sich geirrt mit dem
Vorschlag, daß der alte Herr der Lamaserie alles bis auf seine
limbischen Funktionen verloren hätte. Etwas war verblieben: er
hatte an dem Glas gekratzt, darum gebettelt, freigelassen zu werden.
Und Lee hatte ihn befreit, und jetzt war Miriam wirklich tot.
    Affe lag auf dem Fußboden, die Spitzen des roten Pelzes von
verklumpter Butter verklebt, an einem halben Dutzend Stellen bis auf
die Haut versengt. Lee half ihm auf die Füße, und der
affenartige Diener erhob sich mit fügsamer Anmut. Lee suchte
eine Butterlampe und ließ sich von Affe in die tote dunkle
Küche führen. Er nahm, was er brauchte, und fand daraufhin
seinen Weg zurück zur Oberfläche.

 
     

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21
     

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    Pemba wartete in den Schatten der Höhle auf dem
Treppenabsatz, aber Lee hatte das halb erwartet. Er packte den alten
Mönch beim Arm und verdrehte ihn, bis das Beil auf die Felsen
klapperte. Er ließ es dort liegen; er hatte die Nase voll von
Waffen.
    Pemba setzte sich schwer nieder. Er blutete aus Nase und Ohren,
und zwei blutige Tränen streiften ihm die Wangen. Affe
mußte ihm beim Gehen helfen. Nangpa war tot. Er war länger
Höriger des Computers gewesen als Pemba, und der Schock der
gerissenen Verbindung war zu groß gewesen. Sein Körper lag
nahe dem von Dorje; Raben hatten ihnen bereits die Augen ausgepickt
und sich über die Zungen hergemacht.
    Lee vertraute Pemba nicht völlig, konnte ihn jedoch nicht den
Raben überlassen. Er und Affe wechselten sich dabei ab, dem
halbbewußtlosen Mönch weiterzuhelfen, aber sie kamen nur
langsam voran. Sie waren erst auf halben Weg das schmale grüne
Tal hinab, das von dem ebenen Plateau abfiel, da wurde es Nacht.
    Lee entzündete ein Feuer, wie er es gerade hatte tun wollen,
als die Mönche über ihn hergefallen waren. Affe verschwand,
kehrte mit einem halben Dutzend Eismäusen und einem Felshasen
mit rot-gelben Pelz zurück sowie einer Handvoll dunkler, stark
duftender wilder Knoblauchknollen. Er legte die Kadaver und den
Knoblauch auf einen flachen Stein und schlurfte zurück, hockte
sich

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