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Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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Öffentlichkeit nicht gut aufgenommen worden. Selbst auf dem Höhepunkt der Revolution, als Lenin Ströme von Blut heraufbeschwor, hatte sich sein Hass nie offen gegen Alexej gewandt. Wenn jemand verschont werden würde, dann der Junge – diesen Eindruck hatte Pekkala immer gehabt.
    »Haben Sie zu fliehen versucht?«, fragte Kirow.
    Alexej lachte leise. »Wo hätte ich denn hin sollen? Auf dem Land hat es vor Bolschewiken nur so gewimmelt. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, als ich zu dem alten Paar gebracht wurde. Schließlich hat man mich in einen Waggon der Transsibirischen Eisenbahn geschmuggelt. So bin ich nach China und danach nach Japan gekommen. Ich habe die ganze Welt bereist, um nach Russland zurückzukehren.«
    Pekkala musste daran denken, was sein Bruder erzählt hatte: Alexej soll an den unmöglichsten Orten gesichtet worden sein. Wie viele dieser Beobachtungen entsprachen der Wahrheit? »Warum sind Sie nach Russland zurückgekehrt?«, fragte er. »Sie sind hier nicht sicher.«
    »Ich weiß, es ist gefährlich«, erwiderte Alexej. »Aber es gibt nur ein Land, in das ich gehöre, und das ist Russland. Mittlerweile bin ich seit mehreren Jahren wieder hier. Wenn man für tot gehalten wird, wird man nicht mehr gesucht. Und selbst wenn jemand glaubt, er hätte mich erkannt, redet er sich ganz schnell ein, dass er sich geirrt haben muss. Das Sicherste ist immer, wenn ich nicht versuche, wie jemand anderer auszusehen. Es gibt nur wenige, die wirklich wissen, wer ich bin. Als ich gehört habe, dass Sie hier sind, habe ich gewusst, dass Sie nach mir suchen. Und in dem Fall konnte ich es doch nicht zulassen, dass Sie jemanden suchen, den Sie vielleicht nie finden. Außerdem weiß ich noch sehr gut, was Sie alles für meine Familie getan haben.«
    »Die Lage ist weitaus gefährlicher, als Sie glauben«, sagte Pekkala. »Der Mörder Ihrer Familie weiß, dass wir hinter ihm her sind, und wir haben allen Grund zu der Annahme, dass er sich ganz in der Nähe aufhält. Stalin hat Ihnen Amnestie zugesagt, ich denke, er meint es ehrlich. Dazu müssten wir Sie aber so schnell wie möglich nach Moskau schaffen. Und danach, Alexej, werde ich die Suche nach dem Mörder Ihrer Eltern und Ihrer Schwestern fortsetzen. Im Augenblick aber gilt meine einzige Sorge Ihrer Sicherheit.«
    Pekkala entschuldigte sich und verließ mit Kirow den Raum. Draußen unterhielten sie sich mit Anton.
    »Was haltet ihr davon?«, fragte Pekkala. »Bevor wir weitermachen, sollten wir einer Meinung sein.«
    Kirow ergriff als Erster das Wort. »Ob er wirklich Alexej ist, könnte ich nur beurteilen, wenn ich ihn schon mal gesehen habe. Da das nicht der Fall ist, muss ich mich auf Ihr Urteil verlassen.«
    »Und tun Sie das?«, fragte Pekkala.
    »Ja«, sagte Kirow. »Ich traue Ihrem Urteil.«
    Pekkala wandte sich an seinen Bruder. »Und? Was meinst du?«
    »Es ist mir egal, ob er es ist oder nicht«, erwiderte Anton. »Ich denke bloß, dass wir von hier verschwinden sollten. Wenn er mit uns nach Moskau kommen will, dann nur zu. Wenn nicht, würde ich sagen, lassen wir ihn hier.«
    »Dann sind wir uns einig«, sagte Pekkala. »Morgen früh brechen wir nach Moskau auf.«
    Anton und Kirow blieben im Hof, während Pekkala in die Küche zurückkehrte.
    Er ließ sich am Tisch nieder. »Ich habe gute Neuigkeiten, Alexej. Wir werden nach Moskau fahren …«
    Bevor er fortfahren konnte, streckte Alexej den Arm aus und ergriff Pekkalas Hand. »Der Mann draußen … ich traue ihm nicht. Halten Sie ihn von mir fern.«
    »Dieser Mann ist mein Bruder«, entgegnete Pekkala. »Jemand ist heute hier gestorben. Mein Bruder steht noch unter Schock. Die Anspannung der letzten Tage war vielleicht zu viel für ihn. Beurteilen Sie ihn nicht danach, wie er sich jetzt verhält. Sobald wir auf dem Weg nach Moskau sind, werden Sie ihn von einer anderen Seite kennenlernen.«
    »Ich verdanke Ihnen mein Leben«, sagte Alexej. »Ich verdanke Ihnen alles.«
    Wieder überkamen Pekkala Schuldgefühle, weil er die Familie im Stich gelassen hatte. Er wandte den Blick ab.
    Später in der Nacht, als Pekkala mit dem Webley auf dem Tisch in der dunklen Küche saß und Wache hielt, kam Alexej ins Zimmer.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte er und setzte sich ihm gegenüber.
    »Dann sind Sie in guter Gesellschaft«, antwortete Pekkala. Es gab so viele Fragen, die er stellen wollte – über die Länder, die Alexej gesehen, die Menschen, die ihm geholfen hatten, über seine Pläne für die

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