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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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denen schon lange ein Dorn im Auge.«
    »Es handelt sich also um eine politische Intrige gegen Sie?«, fragte Kieffer.
    »So könnte man es wohl ausdrücken«, pflichtete ihm der Lusobourges bei.
    »Haben Sie denn noch weitere Quellen? Ich meine, können Sie uns garantieren, dass wir genügend Fisch bekommen?«
    Trebarca Silva bejahte es mit einem Kopfnicken. Sein Kaufmannslächeln saß inzwischen wieder perfekt. »Selbstverständlich. Meine Quellen sind bombensicher,da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Darf ich Ihnen ein Bestellformular für den Probethun geben? Ich brauche eine Unterschrift von Ihnen, sowie die Lieferadresse. Ich hole es kurz, es dauert nicht lange.«
    »Gut«, sagte Kieffer und erhob sich. »Wenn es Sie nicht stört, schaue ich mir solange Ihre Fotos an. Handelt es sich um eine Prozession?«
    »Ja, das ist unsere Liebe Frau von Fatima. Das hier ist in Portugal, und dies ist eine Schiffsprozession auf dem Bodensee. Und das ist in Luxemburg, in Wiltz. Ich bin ihr ganz verfallen, ich nehme an allen hiesigen Prozessionen teil, schon seit Jahren.«
    Kieffer drehte sich etwas nach links und machte dabei einen Schritt nach vorne, so als ob er die Fatima-Fotos genauer betrachten wollte. Dabei stieß er mit seinem rechten Fuß beherzt gegen ein Bein des Schreibtischs. Die Aktion hatte den gewünschten Effekt. Sie produzierte eine Vibration, die das gesamte Möbelstück erschütterte und zwei windschiefe Papiertürme am Rande der Glasplatte abstürzen ließ. Kieffer blickte schuldbewusst zu den nun auf dem Teppich verstreuten Papieren hinunter. »Das tut mir sehr leid, Monsieur. Warten Sie, ich sammle das kurz auf.«
    »Bemühen Sie sich nicht. Das passiert mir dauernd, Lucretia wird es nachher richten. Ich hole das Formular, ich bin gleich zurück.«
    Kaum hatte Trebarca Silva das Zimmer verlassen, war Kieffer bereits neben dem Schreibtisch auf den Knien. Erfreulicherweise hatte er es geschafft, den Stapel, der sich direkt über dem Tischbein befunden hatte, auf den Boden zu befördern. Jetzt kam es nur noch darauf an, den Zettel zu finden, den er von seinem Sitzplatz ausdem Papierstapel hatte herausragen sehen – ein Schriftstück, auf dessen Briefkopf ein Thunfisch aufgedruckt war. Rasch durchwühlte er den Stapel. Als er den Zettel nach einer gefühlten Ewigkeit endlich fand, stopfte er ihn rasch in seine Jackentasche. Fast im gleichen Moment ertönte hinter ihm Trebarca Silvas Stimme.
    »Monsieur Kieffer«, sagte er tadelnd, »ich hatte Sie doch gebeten, sich nicht zu bemühen. Es ist doch nur Papier. Das meiste haben wir eh im Computer, aber ich bin eben altmodisch und drucke immer noch jedes eingehende Dokument aus.«
    Kieffer stand auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Dann unterschrieb er das Bestellformular und gab sein Restaurant als Lieferadresse für den Fisch an. Als er damit fertig war, stand er auf und schüttelte Trebarca Silva die Hand.
    »Eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen«, sagte der Lusobourges mit einer Spur zu wenig Elan.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Kieffer. »Eine letzte Frage, nur so aus Interesse.«
    »Bitte.«
    »Der Name Ihrer Firma, Carvalho e Mello. Was bedeutet das?«
    »Hmmm? Oh, das ist der Name eines berühmten portugiesischen Staatsmannes. Sebastião José de Carvalho e Mello. Sie haben ihn vermutlich schon gesehen, der Mann auf dem großen Gemälde draußen in der Sitzecke? Der auf den Porto de Lisboa zeigt. Ich bin ein großer Patriot.«
    Vor Trebarca Silvas Büro erschien nun wieder dessen Assistentin. Er schaute sich nochmals den gepuderten Mann auf dem Ölgemälde an, dann folgte er ihr zum Liftund fuhr wieder ins Erdgeschoss. Kieffer setzte sich in seinen Lieferwagen und fuhr los. Zwei Straßen weiter hielt er auf einem Parkplatz und zog den zerknitterten Zettel aus der Tasche, den er Trebarca Silva entwendet hatte. Es handelte sich, wie er vermutet hatte, um einen Lieferschein. Absender war eine Firma namens Xin Foods in Shanghai, adressiert war die Rechnung an Carvalho e Mello. Bei der Adresse stutzte Kieffer. Es war nicht die Anschrift des Büros, das er gerade besucht hatte, und auch nicht die des Pombal-Lagerhauses in Esch. Stattdessen lautete sie:
    Isola di Bonaccia, +38° 9'55.21„, +11°30'59.99“
    Ferner war auf dem Lieferschein in fetten Lettern » DIRECT DELIVERY « vermerkt. Als Gegenstand der Lieferung gab das Dokument »10 tons of tuna feed no. 373A« an. Kieffer beschloss, sich das Ganze später genauer

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