Rotes Haar - Herz in Gefahr!
nicht im Mindesten abgeklärt oder selbstbewusst, und ganz gleich, was sie in diesem Zustand von sich geben würde, es klang mit Sicherheit nur naiv und unerfahren.
Warum konnte sich nicht der Boden unter ihr auftun und sie verschlucken? Wenn sie Gideon ansah, wurde ihr bewusst, wie intim die Situation zwischen ihnen gerade eben noch gewesen war.
Es wäre das Beste, dieses peinliche Thema einfach unter den Tisch fallen zu lassen. „Hattest du schon Gelegenheit, dir die Aufnahmen noch einmal anzuschauen?“
Überrascht sah er sie an. „Ist das dein Ernst?“
„Es macht doch kaum Sinn, über das zu reden, was gerade passiert ist“, konterte sie.
Auch Gideon hatte seinen Schrecken darüber, wie weit sie beide gegangen waren, noch nicht überwunden. Trotzdem störte ihn, dass Joey nicht darüber sprechen wollte, denn er musste endlich Klarheit haben. Warum verhielt er sich in Gegenwart dieser Frau wie ein Volltrottel? Impulsiv, unüberlegt und unlogisch? In keiner Situation seines Lebens hatte er derart die Fassung verloren. Und er fand es beleidigend, wenn sie dieses ungewöhnliche Verhalten nicht näher hinterfragen wollte.
Abrupt blieb er stehen und stemmte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab. „Warum verabreden wir nicht einen passenden Ort und Zeitpunkt, um zu Ende zu bringen, was wir angefangen haben?“
Sie schenkte ihm nur einen flüchtigen Blick. „Das wäre wohl ziemlich dumm von uns.“
„Nicht viel dümmer, als ständig erregt herumzulaufen und niemals den Höhepunkt zu erreichen!“
Wie auf Kopfdruck erschienen zwei dunkle Flecken auf ihren Wangen. „Du wirst absichtlich ausfallend, um …“
„Ich bin einfach nur ehrlich“, korrigierte er sie.
„In dem Fall bitte ich dich, weniger ehrlich und dafür umsichtiger und rücksichtsvoller zu sein.“
Gideon stieß ein trockenes Lachen aus. „Umsicht war mein zweiter Vorname, bis du meinen Weg gekreuzt hast. Seitdem scheine ich diese Eigenschaft verlernt zu haben.“
„Dann schlage ich vor, du trainierst dir deine Rücksicht wieder an!“
Geschäftig schob sie ein paar Papierstapel zusammen, und Gideon bemerkte plötzlich den goldenen Drachen, der fast drohend vor ihm auf dem Tisch stand.
„Dein Glücksbringer scheint gerade dienstfrei zu haben“, brummte er.
„Ich bin mit seiner Arbeit sehr zufrieden“, behauptete Joey kühl und berührte die Figur mit den Fingerspitzen. „Wir beide sind für unser unmögliches Benehmen selbst verantwortlich.“
Das brachte die Angelegenheit auf den Punkt! „Ich weiß genauso wenig wie du, was da zwischen uns vorgeht“, gestand er und seufzte tief. „Aber da ist ganz offensichtlich etwas zwischen uns. Irgendetwas. Und wir können so nicht weitermachen.“
„Wie weitermachen?“ Ihre Hand schloss sich fest um den Drachen.
„Jedes Mal ein bisschen weiterzugehen und dann aufzuhören, bevor wir miteinander schlafen. Es ist frustrierend und quälend. Außerdem lenkt es mich von jedem klaren Gedanken ab.“
Sie lächelte schmal. „Typisch für dich, in erster Linie zu bemängeln, dass die Situation sich negativ auf deine Arbeit auswirkt.“
„Ich rede gar nicht von der Arbeit, sondern davon, dass wir beide so nicht weiterleben können. Solange unser Verlangen nicht gestillt ist, blockiert es uns für alle anderen Dinge.“
Zur Abwechslung zog Joey diesmal beide Augenbrauen hoch. „Das klingt ja nach einer ziemlich wilden Theorie. Auf diese Weise meinst du also, deine Ziele erreichen zu können?“
„Du kennst mich nicht gut genug, um zu wissen, was meine Ziele sind.“
„Und ich will dich auch gar nicht näher kennenlernen“, sagte sie achselzuckend. „Gideon, ich habe es schon einmal klargestellt. Meiner Meinung nach haben wir vorhin einen großen Fehler gemacht.“ Ruhig begegnete sie seinem Blick und hielt ihm stand. „Ganz besonders, wenn man bedenkt, wie wenig wir beide voneinander halten.“
Er blieb ganz still stehen und schien darüber nachzudenken, ob diese Bemerkung auch der Wahrheit entsprach. Zumindest, was ihn selbst betraf. Er hatte Joey tatsächlich nicht gemocht, bevor sie zusammengearbeitet hatten. Inzwischen war Gideon sich nicht mehr sicher, was er ihr gegenüber empfand.
„Damit liegst du natürlich nicht ganz falsch“, räumte er umständlich ein, und Joey legte überrascht den Kopf schief.
Seine plötzliche Einsicht kam ihr verdächtig vor, obwohl sein Gesichtsausdruck keinerlei Gefühlsregung verriet. Was wahrscheinlich auch besser war, wenn
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