Rotes Haar - Herz in Gefahr!
man daran dachte, wie schwer es ihnen fiel, die Finger voneinander zu lassen.
„Und die Antwort auf deine Frage ist nein. Ich habe mir keine DVD mehr angesehen, weil ich es wichtiger fand, gleich zu dir zu kommen. Ich wollte dir versichern, dass du dich wegen des Vorfalls gerade eben nicht schlecht fühlen sollst, aber offenbar geht es dir ja blendend.“
Die Idee, sie beruhigen zu wollen, war zwar süß, aber Joey wollte sich trotzdem nicht mehr auf dieses unangenehme Thema einlassen. Arrogant legte sie den Kopf in den Nacken. „Ja, danke.“
Gideon zischte etwas Unverständliches und hätte am liebsten einen Satz über den Tisch gemacht, um sie kräftig durchzuschütteln. Aber dann hätte er sie vermutlich gleich wieder in die Arme geschlossen und geküsst, bis sie bereit war, mit ihm in wilder Ekstase zu versinken. Und wohin das führte, wussten sie beide!
Energisch riss er sich zusammen. „Lass uns gehen und die Aufnahmen ansehen, wenn du unbedingt willst“, knurrte er barsch.
Mit wenigen Schritten durchquerte er den Flur zu seinem eigenen Büro, und Joey folgte ihm lautlos auf dem Fuße. Es war zum Verrücktwerden: Von Anfang an hatte er unnötige Komplikationen in ihrem Verhältnis zueinander vermeiden wollen, und nun das!
Für gewöhnlich suchte Gideon sich seine Bettgefährtinnen sorgfältig aus. Es war ihm wichtig, dass die entsprechende Frau eine körperliche Beziehung genauso distanziert und nüchtern betrachtete wie er. Keine Forderungen, keine Enttäuschungen, keine Szenen.
Und jetzt reichte ein Atemzug von Joeys blumigem Parfum, um jegliche Logik auszuschalten und stattdessen wieder blinde Leidenschaft anzufachen. Gideon hätte sich selbst eine kräftige Ohrfeige verpassen können.
„Ich kenne ihn …!“, rief er plötzlich aus und beugte sich tiefer über den Computerbildschirm, auf dem er die Szene der Überwachungskamera eingefroren hatte. „Woher kenne ich diesen Kerl?“
„Vielleicht arbeitet er doch hier in der Firma?“
„Nein, das tut er nicht“, murmelte Gideon nachdenklich und starrte vor sich hin. „Eventuell ohne den Bart? Und mit ein bisschen mehr Gewicht auf den Rippen? Dazu noch Hemd und Schlips und dann …“
„Dann haben wir Richard Newman“, schloss Joey tonlos.
„Dann haben wir Richard Newman“, bestätigte Gideon mit fester Stimme.
Denselben Richard Newman, der den Namen von Joeys Schwester Stephanie im Zuge seiner eigenen Ehescheidung in den Dreck gezogen hatte. Obwohl er sich mit einer anderen Geliebten traf, behauptete er steif und fest, Stephanie hätte sich mit ihm eingelassen, weil er diese andere Frau um jeden Preis schützen wollte. Sie war nämlich die Frau seines eigenen Chefs. Nachdem sein Lügengebilde aufgeflogen war, wurde Newman geschieden und verlor das Sorgerecht für seine Kinder. Sein Haus und die Geliebte waren ebenfalls weg, genauso wie sein Arbeitsplatz – alles nur, weil die volle Wahrheit ans Licht gekommen war.
Eine Wahrheit, die Gideon und Joey gemeinsam aufgedeckt und öffentlich gemacht hatten. Im Grunde war Gideon der große Coup gelungen, aber Joey hatte zuvor lange daran gearbeitet, die Unschuld ihrer Schwester zu beweisen.
Und jetzt wollte sich Richard Newman offenbar an ihnen beiden rächen, indem er diese Anschläge verübte.
Gideon drehte sich zu Joey um, die ihm aus sicherem Abstand über die Schulter sah. Ganz langsam wandte sie sich ab und starrte stumm aus dem Fenster. Die Arme hatte sie wie schützend um ihre Körpermitte gelegt.
„Joey?“
Sie antwortete ihm nicht, aber ihre Schultern begannen zu zittern.
Entschlossen schob Gideon seinen Stuhl zurück und stand auf. „Joey, ist alles in Ordnung?“
„Ob alles in Ordnung ist?“, entgegnete sie scharf und fuhr herum. „Erst haben wir fast Sex in deinem Badezimmer, und dann …“
„Konzentrieren wir uns nur auf Richard Newman“, schlug er vor.
Aber Joey schüttelte den Kopf. „Man hat mich vor Schwierigkeiten wie diesen gewarnt, als ich Anwältin wurde. Es besteht immer die Möglichkeit, dass ein unzufriedener Mandant oder ein Gegner sich eines Tages gegen dich wendet. Trotzdem hätte ich nie gedacht, nie für möglich gehalten, dass mir so etwas wirklich passiert. Deshalb bin ich auch überhaupt nicht darauf vorbereitet, wie grauenhaft sich das anfühlt.“
„Joey …“
„Ich habe mit diesem Mistkerl geredet, Gideon!“, unterbrach sie ihn hysterisch. „Ich habe im Coffeeshop direkt vor ihm gestanden, und draußen hat er mich dann in ein
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