Rotes Haar - Herz in Gefahr!
besser. Die Dusche hatte sie erfrischt, und ihre Trainingssachen hatte sie gegen Jeans und einen weiten Pullover getauscht, in dem sie sich bedeutend sicherer fühlte. Sicher vor seinen Blicken!
Gideon trug wieder seinen Anzug, aber immerhin hatte er auf die Krawatte verzichtet, und die oberen beiden Knöpfe des Hemdes standen offen.
Joey sah an sich herunter. „Ich bin wohl ein wenig underdressed für einen Restaurantbesuch.“
„Oder ich bin overdressed“, erwiderte Gideon galant.
In ihrem Innern machte sich ein Gefühl von Leichtigkeit breit, so schön fand sie es, von ihm in Schutz genommen zu werden. Wie lachhaft! Gideon brauchte sie nur anzulächeln, und sie verwandelte sich in ein verknalltes Schulmädchen.
„Vielleicht sollte ich zuerst nach Hause fahren und mich umziehen?“, schlug er vor.
Sie versuchte, eine gleichgültige Miene aufzusetzen. „Wir können uns dann ja irgendwo treffen.“
„Kommt nicht infrage, tut mir leid.“
„Aber …“
„Du kommst mit mir mit!“
Damit hatte sie nicht gerechnet. „Wohin?“
„In mein Apartment, wohin sonst?“ Gereizt nahm er wahr, wie entsetzt sie auf seinen Vorschlag reagierte. Aber vermutlich war es tatsächlich unangebracht, Joey mit zu sich nach Hause zu nehmen. Normalerweise kam keine Frau in diesen Genuss. Außerdem musste er Joey beschützen, aber in seinen eigenen vier Wänden würde er selbst derjenige sein, der ihr gefährlich werden konnte.
„Ach, vergiss es“, brummte Gideon. „Wir können kurz bei einem Bistro oder einem Imbiss halten, und dann bringe ich dich nach Hause. So muss sich keiner von uns in seiner Aufmachung unwohl fühlen.“
„Nein, nein, ist schon gut. Fahren wir ruhig zu deinem Apartment“, sagte sie atemlos und konnte kaum verbergen, wie neugierig sie darauf war, seine Wohnung zu sehen. Und diese Neugier war stärker als jegliche Vernunft.
„Ich garantiere dir aber schon jetzt, die Einrichtung wird dir nicht gefallen“, warnte er sie. „Weiße Wände, schwarze Möbel und viel Chrom.“
„Das klingt nicht gerade so, als würde es dir selbst gefallen.“ Nachdenklich folgte sie ihm zum Parkplatz.
„Es war schon so eingerichtet, als ich es gekauft habe“, gab Gideon zu. „Aber es erfüllt seinen Zweck. Ich brauchte einfach nur einen Platz zum Schlafen.“
Sein Ton machte unmissverständlich klar, dass damit dieses Thema erledigt war. Und Joey überlegte enttäuscht, dass Gideons Wohnung sich wahrscheinlich tatsächlich als ebenso kalt und steril erweisen würde, wie er es angekündigt hatte und sie insgeheim befürchtete.
„Verdammt!“ Sein überraschender Ausbruch erschreckte Joey. „Verdammt und noch mal verdammt!“
„Was ist denn los?“ Sie eilte zu ihm und blieb wie angewurzelt stehen. „Oh.“
Über die ganze Seite seines Wagens zog sich ein hässlicher, tiefer Kratzer. Und das gleiche Bild verunstaltete auch die Fahrerseite ihres Mini Coopers.
„Du sagst es!“, schnaubte er, und für sie beide bestand kein Zweifel, wem sie diesen Schaden zu verdanken hatten.
10. KAPITEL
„Trink das, Joey!“, sagte Gideon und reichte ihr ein halb volles Glas Brandy. „Danach wirst du dich besser fühlen.“
Es war über eine Stunde her, seit sie die Kratzer an ihren Autos entdeckt hatten. Mittlerweile hatten sie vor der Polizei eine weitere Aussage gemacht und den Schaden durch Fotos dokumentieren lassen. Die Strafanzeige lautete auf Vandalismus, und es schien, als täte der Name St. Claire seine Wirkung angesichts des offensichtlichen Eifers, mit der sich die Beamten an die Arbeit machten.
Nur leider war es ihnen noch nicht gelungen, Richard Newman ausfindig zu machen. Man entschuldigte sich mehrfach in aller Form und versicherte Gideon und Joey, dass man mittlerweile ebenfalls davon ausging, der Gesuchte sei für die feigen Anschläge verantwortlich.
Nachdem die Polizisten gegangen waren, fiel Gideon auf, wie blass und zerstreut Joey aussah. Ihre Hände zitterten unkontrolliert, und sie erhob auch keinen Einspruch, als er sie in sein Auto verfrachtete und zu sich nach Hause fuhr. Ungewöhnlich für die sonst so streitlustige Joey!
Auch wenn Gideon vorher noch dagegen war, sie mit zu sich zu nehmen, schien es unter den gegebenen Umständen das Beste zu sein. Sein Apartment war gut bewacht, ganz im Gegensatz zu Joeys. Außerdem sollte sie lieber nicht allein sein, da sie ganz offensichtlich einen leichten Schock erlitten hatte.
Ihr Haar war der einzige Farbtupfer in Gideons gesamtem
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