Rotes Pferd mit schwarzer Mähne
wäre es nicht dasselbe», sagte Tom schnell.
Als der Mai gekommen war und die Sonne warm strahlte, schien Jimmy es nicht zu bemerken. Nach wie vor hielt er die Stalltüren geschlossen und vermummte sich wie im Winter. Wollte er es nicht wahrhaben, daß die Rennsaison vor der Tür stand?
Eines Samstagvormittags spürte er zum erstenmal seit dem Anfall auf Wilmers Farm wieder Magenschmerzen. Er befand sich mit Tom in Feuerteufels Box und half beim Striegeln, als er plötzlich in die Knie sank und die Hände vor dem Magen verkrampfte. Tom kniete neben ihm nieder.
Georg kam herbeigerannt. Nach einem Blick in Jimmys qualvoll verzogenes Gesicht sagte er: «Zur selben Zeit wie im Vorjahr! Ich fürchtete, daß es kommen würde...»
«Ach Unsinn!» wehrte Jimmy ab. «Es ist in einer Minute wieder besser.»
«Du brauchst einen Arzt!» sagte Georg entschieden. «Ich bestehe darauf, daß wir einen Arzt aufsuchen, und zwar einen Magenspezialisten!»
Entweder wurde Jimmy von dem entschlossenen Ton beeindruckt, oder seine Schmerzen waren diesmal unerträglich — er machte keine Einwände, als Georg ihn zu seinem Wagen führte und sich hinters Steuer setzte, sondern bat Tom nur noch, nach den Pferden zu sehen.
Der Junge übernahm den Auftrag von Herzen gern. Er sah Feuerteufel zu, wie er sich mit Behagen über seinen Hafer hermachte, nahm ihn dann hinaus auf den Anspannplatz und ließ ihn frei. Gedankenverloren blickte er auf das rote Fell, das in der Sonne tatsächlich wie Feuer glänzte.
Er fuhr zusammen, als er plötzlich Miß Elsies Stimme hinter sich sagen hörte: «Das Fohlen ist prachtvoll, Tom! Ich wette, Jimmy ist sehr stolz darauf!»
Tom seufzte. «Das ist er, aber der Ärmste ist wieder krank. Georg bringt ihn eben nach Pittsburg zu Doktor Morton!»
«Das tut mir aufrichtig leid!» entgegnete die kleine energische Dame.
Schweigend beobachteten beide den munteren Rappfuchs. «Du liebst ihn?» fragte Miß Elsie.
«Ja», sagte Tom aufrichtig, «sehen Sie nur sein angeborenes sauberes Gangwerk! Er gerät nie von den Beinen, wenn er mit höchster Geschwindigkeit trabt. Er ist die Erfüllung von Jimmys Wunschtraum.»
«Du bleibst doch hier?» fragte sie noch, schon auf dem Weg zu ihrem Jeep.
«Ja, Miß Elsie! Ich versorge Feuerteufel, während Jimmy und Georg auf die Rundreise gehen wie jedes Jahr.» Er sah ihr nach, wie sie über den steinigen Weg davonholperte.
Er reinigte danach den Stall und beschloß, auf die beiden Freunde zu warten.
Es war schon fast dunkel, als er ihren Wagen kommen hörte. Jimmy kletterte heraus. «Es ist weiter nichts Schlimmes!»
Georg knurrte. «Laß dich nicht anschwindeln — ein Magengeschwür hat er!»
«Pah!» machte Jimmy, «der Doktor hat gesagt, daß sehr viele Leute mit so etwas herumspazieren.»
Georg berichtigte: «Aber sie müssen ein Leben ohne Aufregungen führen und eine strenge Diät einhalten.»
Tom fragte besorgt, ob der Arzt gemeint hätte, Jimmy solle nicht Weiterarbeiten?
«Mindestens für einen oder zwei Sommer», bestätigte Georg bekümmert, «aber er läßt sich doch nicht zurückhalten.»
Immerhin ließen sich die nächsten Wochen besser an. Jimmy schien entspannter, hatte auch keine Schmerzanfälle mehr.
Als die langen Sommerferien begannen, konnte Tom den ganzen Tag auf der Rennbahn zubringen. Feuerteufel lernte inzwischen an der Longe im Kreis traben, und endlich spannte Jimmy ihn vor den Trainings-Sulky.
Feuerteufel fühlte die Deichseln zu beiden Seiten, als Jimmy ihn mit einem sanften Zug der Leinen umwendete. Tom stand bereit, falls der Hengst Zeichen von Furcht zeigen sollte. Aber nichts dergleichen erfolgte, vergnügt ging er auf leichten Hufen über die Bahn. Tom rief Jimmy zu: «Er bewegt sich so selbstverständlich wie ein erfahrener alter Traber!»
«Das hat er von seiner Mutter geerbt, sie war ebenso weichmäulig wie er!» rief Jimmy von seinem Sitz auf dem Sulky zurück. So gingen sie zweimal langsam um die Bahn. Kein einziges Mal machte Feuerteufel den Versuch, davonzulaufen, und schlug auch nicht aus nach dem Sulky, das er zum erstenmal in seinem Leben hinter sich her zog.
Nach ihrer Rückkehr nahm Jimmy den Jungen beiseite und sagte zu ihm: «Ich möchte, daß du so weiterarbeitest wie ich eben, während Georg und ich unterwegs sind. Er soll nur mit dem Sulky hinter sich um die Bahn geführt werden, damit er sich daran gewöhnt. Für alles andere ist später Zeit genug. Nimm ihn auch jeden Tag ein paar Stunden auf die Weide,
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