Rotkäppchen auf Koks (Bronco Baxter - Gay Story 2) (German Edition)
junge,
dunkelhaarige Krankenschwester kam aus der Klinik und klatschte in die Hände. »Meine
Damen und Herren, darf ich Sie zu dem Vortrag bitten«, rief sie und ging zurück
ins Haus. Wir folgten ihr und kamen an einer Pförtnerloge vorbei, in der ein
älterer Mann saß, der uns gelangweilt anblickte. Die Krankenschwester führte
uns durch einen hellen Flur, an dessen Ende sich der Vortragssaal befand. Durch
die großen Fenster konnte man in den Garten der Klinik sehen. Wir waren etwa
fünfzehn Personen, die auf den Stühlen Platz genommen hatten. Einige von ihnen
saßen zusammen und unterhielten sich leise. Ich saß alleine in der letzten
Reihe, hatte den Trenchcoat ausgezogen und auf den Stuhl neben mich gelegt. Da
es mir in den Vortragssaal zu warm war, öffnete ich mein Jacket.
Die Krankenschwester
ging zu einem kleinen Tisch und griff nach einigen zusammengehefteten
Papierblättern. »Ich bin Schwester Betty«, stellte sie sich vor und begann die
Broschüren zu verteilen. Dr. Green, die zwei Reihen vor mir saß, las sofort
darin.
Betty kam zu mir. »Sind
Sie Dr. Mead?«, fragte sie. Ich nickte. Sie durchsuchte den Stapel, zog ein Exemplar
heraus und gab es mir.
Ich sah es mir
aufmerksam an. Auf der obersten Seite hatte jemand handschriftlich Für Dr.
Mead vermerkt. »Bitte lesen Sie es aufmerksam durch, Dr. Mead«, sagte die
Krankenschwester. »Es stehen wichtige Informationen darin.«
Sie ging weiter, um die
Broschüren an die anderen Teilnehmer des Vortrags zu verteilen. Ich blätterte
in den Unterlagen. Es war ein Text mit einer Aneinanderreihung von
medizinischen Fachausdrücken. Auf dem unteren Rand der vierten Seite las ich
eine handschriftliche Notiz: Juan ist im ersten Stock in Zimmer drei. Ich warf einen Blick zu Betty, die ihre Unterlagen verteilt hatte. Sie sah mich
kurz an, nickte mir fast unmerklich zu und sprach zu den Anwesenden: »Wir haben
uns hier versammelt, weil Professor Hollister Sie über den Stand seiner
Forschungsergebnisse informieren möchte. Ich weise Sie nochmals darauf hin,
dass alles strenger Geheimhaltung unterliegt. Sollten Sie einen Beitrag für ein
medizinisches Fachblatt schreiben wollen, bittet Professor Hollister vor der
Veröffentlichung um Rücksprache.«
Der Professor, ein
grauhaariger Mann von Ende fünfzig, betrat den Vortragssaal und ging zu seinem
Pult. Durch die Gläser seiner Hornbrille warf er uns stechende Blicke zu. Er
hüstelte, trank einen Schluck Wasser aus einem Glas, das auf seinem Rednerpult
stand, ordnete einige Unterlagen, die er mitgebracht hatte, und begann zu
sprechen: »Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie zu einem Vortrag, in
dem ich Ihnen vom aktuellen Stand meiner Forschungen berichten werde. Doch
zunächst möchte ich Ihnen danken, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.« Er
trank einen weiteren Schluck Wasser und setzte seinen Vortrag fort. »Was uns
alle verbindet ist der Wunsch, Männern zu helfen, damit sie wieder in ein
geordnetes Leben zurückkehren und mit einer Frau eine normale Beziehung
eingehen können.« Seine Stimme wurde etwas lauter. »Unsere Forschungen dienen
auch dazu, Amerika von schädlichen Einflüssen zu befreien, die darin gipfeln,
dass junge Männer verführt werden und dann nicht mehr fähig sind, eine Ehe mit
einer Frau einzugehen und für Nachwuchs zu sorgen, denn Kinder sind die Zukunft
Amerikas.« Er beugte sich nach vorne. »Wir müssen das Laster der Homosexualität
mit allen Mitteln bekämpfen!«
Einige der Anwesenden
klatschten Beifall. Professor Hollister sah sie mit einem befriedigten Lächeln
an. »Die Regierung unterstützt unsere Klinik mit einer maßgeblichen Summe«,
verkündete er. »Dafür möchte ich von dieser Stelle aus herzlich danken! Und nun
widme ich mich dem aktuellen Stand unserer Forschungen.«
Ich war zutiefst
geschockt, als ich hörte, wovon er sprach. Es ging um eine Therapie, mit der
Männer von ihrer gleichgeschlechtlichen Veranlagung geheilt werden sollten.
»Leider haben wir mit
der Östrogentherapie, also der Verabreichung von Spritzen mit weiblichen
Hormonen, wenig gute Erfahrungen gemacht«, führte der Professor aus. »Ein
Ergebnis dieser Behandlung war das Ersterben der Libido, somit der Verlust des
Geschlechtstriebs. Das war nicht in unserem Sinn, denn wir wollten den Männern
einen normalen Sexualverkehr mit einer Frau ermöglichen.« Er blätterte in
seinen Unterlagen. »Außerdem gab es erhebliche Nebenwirkungen. Zwei Patienten
litten unter Busenwachstum.
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