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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vorschlagen.«
    »Ja, die üblichen netten kleinen Fallen: Daten und Namen – und Ähnliches.«
    »Möchtest du nicht freundlichst vom Allgemeinen zum Besonderen kommen, wenn du mit mir redest?«
    »Aber Tuppence! Also, wir haben zum Beispiel über Entenjagd gesprochen. Er erwähnte Fayum – da wäre in dem und dem Jahr, in dem und dem Monat eine großartige Jagd gewesen. Ein anderes Mal sprach ich in ganz anderem Zusammenhang über Ägypten: Mumien, Tutanchamun – ob er das Zeugs gesehen hätte. Wann war er dort? Er antwortete; und ich habe seine Antworten später überprüft. Dann sprach ich über Schifffahrtslinien, über ein paar bestimmte Schiffe. Er kannte sie, hatte die eine oder andere Reise mitgemacht. Lauter Belanglosigkeiten, weißt du, nichts, wobei man auf der Hut sein müsste.«
    »Und du bist keiner Ungenauigkeit auf die Spur gekommen, keinem Widerspruch?«
    »Keinem einzigen. Alles, was er gesagt hat, stimmt. Und dieses Verfahren ist sehr wirksam und aufschlussreich.«
    »Ja, aber wenn er wirklich N. wäre, müsste er natürlich alles, was er sagt, am Schnürchen parat haben.«
    »In den großen Linien, gewiss. Aber es ist gar nicht so leicht, die kleinen Einzelheiten immer auseinanderzuhalten. Und dann könnte auch hie und da das Gedächtnis allzu gut sein. Ein unbefangener Mensch ist nicht imstande, einfach aus dem Handgelenk anzugeben, ob er im Jahre 1926 oder 27 zu einer Jagdpartie eingeladen war; er muss erst ein bisschen nachdenken, sein Gedächtnis auffrischen.«
    »In diesem Punkt liegt bei Bletchley also nichts Verdächtiges vor?«
    »Er antwortete jedes Mal wie ein unbefangener Mensch.«
    »Resultat: negativ.«
    »Stimmt.«
    »Nun will ich dir sagen«, erklärte Tuppence, »wie ich mir die Geschichte weiter vorstelle.«
     
    Auf dem Heimweg ging Mrs Blenkensop auf die Post, kaufte Marken und rief von einer Telefonzelle aus eine bestimmte Nummer an. Sie verlangte »Mr Faraday«; das war der mit Mr Grant vereinbarte Deckname. Lächelnd verließ sie die Zelle, begab sich langsam nachhause und kaufte unterwegs noch etwas Wolle.
    Es war ein schöner Nachmittag; ein leichter Wind machte das Gehen angenehm. Tuppence zügelte ihre flinken, energischen Schritte zu einem für Mrs Blenkensop besser geeigneten ruhigen Schlendern. Mrs Blenkensop hatte ja nichts anderes auf der Welt zu tun, als zu stricken (was sie nicht allzu gut machte) und an ihre Söhne zu schreiben. Sie schrieb fortwährend Briefe, und zuweilen ließ sie sie halb fertig herumliegen.
    Langsam stieg Tuppence den Hügel zur Pension hinan. Die Straße, gewissermaßen eine breite Sackgasse, führte nur bis zu Commander Haydocks Haus, zum »Schmugglernest«; daher herrschte hier nie viel Verkehr – allenfalls fuhren morgens ein paar Lieferwagen vorbei.
    Als Tuppence sich der Pension näherte, erblickte sie eine Frau am Gartengitter, die zum Haus hinüberstarrte. Etwas seltsam Gespanntes, Lauerndes war in ihrer Haltung.
    Die Frau bemerkte Tuppence erst, als diese dicht hinter ihr stand. Da drehte sie sich zutiefst erschrocken um.
    Es war eine große Frau, ärmlich, fast schäbig gekleidet; aber das Gesicht war ungewöhnlich. Zwischen ihrem Gesicht und ihrer Kleidung bestand ein auffallender Gegensatz. Sie war blond und hatte breite Backenknochen; sie musste einmal schön gewesen sein – eigentlich war sie es noch. Es schien Tuppence einen Augenblick, als kenne sie das Gesicht – dann aber meinte sie sich doch zu irren. Dieses Gesicht, so sagte sie sich, vergisst man nicht so leicht, wenn man es einmal gesehen hat.
    Die Frau war ganz augenscheinlich verwirrt. Es entging Tuppence nicht, dass sie errötete.
    »Verzeihung«, sagte Tuppence, »suchen Sie jemanden?«
    Die Frau sprach langsam, mit fremdländischem Akzent, sorgsam, wie auswendig gelernt: »Ist dieses Haus Sans Souci?«
    »Ja. Ich wohne hier. Wollen Sie jemanden im Sans Souci sprechen?«
    Nach kurzem Zögern sagte die Frau: »Ja, bitte. Wohnt hier Mr Rothenstein?«
    »Mr Rothenstein?« Tuppence schüttelte den Kopf. »Nein, bedaure. Vielleicht hat er hier gewohnt und ist inzwischen abgereist. Soll ich fragen?«
    Aber die Fremde machte eine abwehrende Bewegung.
    »Nein, nein, ein Irrtum. Danke, Verzeihung.«
    Sie drehte sich brüsk um und lief mehr, als dass sie ging, den Hügel hinab.
    Mit aufsteigendem Verdacht blickte Tuppence ihr nach. Da stimmte etwas nicht – das auffallende Benehmen zuerst und dann die nichtssagenden Worte. Rothenstein – sicher nur ein vorgeschobener

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