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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Frieden in Europa – ausgezeichnete freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland – natürliche Sympathien zwischen den beiden Völkern. Mich haben sie als ein altes Fossil betrachtet, als Kriegshetzer, Querulanten, als querköpfigen alten Seebären. Wie oft hab ich den Leuten gesagt: Deutschland baut die großartigste Luftwaffe in ganz Europa auf, und sicher nicht nur, um damit Besichtigungsflüge zu unternehmen. Aber hat ein Mensch je auf mich gehört?«
    »Niemand hat an etwas Böses gedacht«, ereiferte sich jetzt auch Bletchley. »Blöde Bande! Nie wieder Krieg! Friedenspolitik. Alles Quatsch.«
    Haydocks Gesicht wurde vor unterdrücktem Ärger noch röter, als es ohnehin war.
    »Von mir hieß es: So ein Schwarzseher, so ein Kriegshetzer ist ein Hindernis auf dem Weg zum Dauerfrieden. Jawohl, Frieden! Man soll mir doch keine Märchen erzählen! Beachten Sie, von wie langer Hand die ganze Sache vorbereitet war. Na, die Geschichte mit dem Hahn hat mir nicht gefallen – weder er selbst noch seine ausländischen Arbeiter. Auch nicht seine Art, Geld in dieses Grundstück hier zu stecken. Also bin ich immer wieder zur Polizei gelaufen.«
    »Tüchtig von Ihnen«, lobte Bletchley.
    »Schließlich machte es ihnen doch Eindruck. Damals kam ein neuer Polizeichef her – ein alter Soldat. Der war vernünftig und hörte auf mich. Ließ dann seine Leute ein bisschen herumschnüffeln. Hahn kriegte Wind von der Sache und – hast du nicht gesehen, weg war er über Nacht. Nun kam die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl. Da fand man doch tatsächlich in einem Safe im Esszimmer einen Geheimsender und ein paar reichlich belastende Dokumente. Und unter der Garage große Benzintanks. Na, da war ich aber obenauf! Im Club hatte man mich schon aufgezogen mit meinem Spionagekomplex. Das ließ man nun schön sein. Eine Schande, wie gutgläubig wir hier zu Lande sind. Geradezu mit Blindheit geschlagen.«
    »Nicht nur eine Schande, ein Verbrechen. Verrückt sind wir! Warum werden nicht alle Flüchtlinge interniert?« Major Bletchley war bei seinem Lieblingsthema.
    »Der Besitz war nun wieder zu verkaufen, und da habe ich ihn erworben; das ist das Ende der Geschichte«, schloss Haydock. »Haben Sie Lust, sich das Grundstück anzusehen, Meadowes?«
    »Danke. Sehr gern.«
    Commander Haydock war mit geradezu knabenhaftem Eifer bei der Sache, als er die Gäste herumführte. Er öffnete den großen Safe im Esszimmer, wo man den Sender gefunden hatte. Tommy musste ihm in die Garage folgen und sich ansehen, wo die Benzintanks versteckt eingebaut waren, dann musste er die zwei Badezimmer, die Lichtanlage, die vollständig elektrifizierte Küche bewundern, und schließlich führte ihn der Commander noch den Treppenweg zur Bucht hinunter und erläuterte, wie raffiniert zweckmäßig die ganze Anlage im Kriegsfall für den Feind wäre. Tommy musste sogar in die Höhle kriechen, die dem Ort seinen Namen verliehen hatte, und Haydock redete sich in immer größere Begeisterung hinein.
    Bletchley blieb inzwischen friedlich bei seinem Sherry auf der Terrasse sitzen. Tommy hatte schon bemerkt, dass die erfolgreiche Spionenjagd Haydocks Steckenpferd war und dass Freunde diese Geschichte des Öfteren anhören mussten.
    Bletchley bestätigte es, als sie später miteinander in die Pension zurückkehrten.
    »Netter Bursche, dieser Haydock«, sagte er, »aber seine Geschichte muss er immer wieder an den Mann bringen. Wir können sie schon nicht mehr hören.«
    Dann ging die Unterhaltung auf ein Erlebnis des Majors über. Bletchley erzählte ausführlich, wie er im Jahre 1923 in Indien einmal einen betrügerischen Träger entlarvt hatte. Tommy konnte ungestört seinen eigenen Gedanken nachhängen und begnügte sich mit einem gelegentlichen »Nein, wirklich?« und »Ach, wie interessant« und »Das haben Sie aber großartig angefangen«, wodurch Bletchley sich noch mehr angespornt fühlte.
    Mehr als je schien es Tommy, dass Farquhar auf der richtigen Fährte gewesen war, als er vor seinem Tod Sans Souci nannte. An diesem weltentlegenen Fleck Erde waren schon von langer Hand Vorbereitungen getroffen worden. Der Deutsche Hahn und seine kostspielige Anlage – das bewies ja klar, dass diese Küste hier zum Brennpunkt der feindlichen Tätigkeit ausersehen war.
    Durch Haydocks unerwünschte Aufmerksamkeit war dann das Spiel frühzeitig beendet worden. England hatte die erste Runde gewonnen. Aber vielleicht stellte das »Schmugglernest« nur den Außenposten für ein

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