Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
und gab ihn dann zurück.
    »Die Polizei?« Sie sprach scharf und bestimmt. »Nein, das hat keinen Zweck. Die tappt erst einmal im Dunkeln, und wir können es auf keine Verzögerung ankommen lassen. Suchen Sie selbst.«
    Bletchley zuckte die Schultern. »Also gut«, sagte er, »wenn Sie die Polizei nicht wollen, bleibt natürlich nur die Selbsthilfe übrig.«
    »Sie können noch keinen großen Vorsprung haben«, sagte Tommy.
    »Das Mädchen sah sie vor einer halben Stunde«, warf Tuppence ein.
    »Haydock!«, rief Bletchley plötzlich. »Ja, Haydock muss uns helfen. Er hat ein Auto. Die Frau sieht auffallend aus, sagen Sie? Eine Ausländerin? Dann kann man ihr wohl auf die Spur kommen. Los, verlieren wir keine Zeit! Kommen Sie mit, Meadowes?«
    Mrs Sprot stand auf.
    »Ich komme auch mit.«
    »Liebe Mrs Sprot, Sie sollten das lieber uns überlassen.«
    »Ich komme mit.«
     
    Haydock erfasste die Sachlage mit einer Schnelligkeit, die dem alten Seebären alle Ehre machte. Ein paar Minuten später fuhr er mit seinem Wagen vor, Tommy nahm neben ihm Platz, und auf dem Rücksitz wurden Bletchley, Mrs Sprot und Tuppence verstaut. Mrs Sprot hätte Tuppence keinen Augenblick von ihrer Seite gelassen, und außerdem war Tuppence (mit Ausnahme von Carl von Deinim) die einzige, die wusste, wie die geheimnisvolle Kindsräuberin aussah.
    Der Commander verstand sich auf schnelles Handeln und auf Organisation. Im Handumdrehen hatte er Benzin getankt, dem Major eine Karte der näheren Umgebung und eine in größerem Maßstab von Leahampton zugeschoben, und schon raste er davon.
    Mrs Sprot war noch einmal die Treppe hinaufgelaufen, um ihren Mantel zu holen. Aber als sie den Hügel hinabfuhren, zeigte sie Tuppence eine kleine Pistole in ihrer Handtasche.
    »Ich habe sie aus Major Bletchleys Zimmer geholt«, erklärte sie mit merkwürdiger Ruhe, »er sagte einmal, dass er eine hätte.«
    Tuppence sah sie etwas verwundert an.
    »Ja, meinen Sie denn…«
    »Wir können sie vielleicht brauchen«, fiel Mrs Sprot ein. Ihr zusammengepresster Mund war nur noch eine scharfe Linie.
    Tuppence dachte, was für Kräfte doch der mütterliche Instinkt in dieser ganz alltäglichen jungen Frau weckte. Vermutlich gehörte Mrs Sprot sonst zu den Frauen, die in Ohnmacht fielen, wenn sie nur eine Schusswaffe erblickten.
    Auf Haydocks Vorschlag fuhren sie zuerst zum Bahnhof.
    Haydock ging zum Fahrkartenkontrolleur, Tommy in den Schalterraum, Bletchley zum Auskunftsbeamten. Tuppence und Mrs Sprot begaben sich zur Damentoilette; vielleicht hatte sich die Entführerin irgendwie unkenntlich machen wollen, bevor sie den Zug nahm.
    Aber keine der Nachforschungen führte zu einem Ergebnis. Der weitere Schlachtplan war schwieriger. Haydock meinte, vermutlich hätten die Verbrecher ein Auto gehabt. Die Frau hatte Betty nur geholt, dann waren sie alle zusammen fortgefahren.
    »Wir wollen einmal versuchen, uns in ihre Lage zu versetzen«, sagte Tuppence. »Wo hatten sie ihren Wagen? Natürlich so nahe wie möglich bei der Pension, aber er durfte nicht gesehen werden. Denken wir also nach. Betty und die Frau kommen den Hügel hinunter. Unten gelangen sie auf die Strandpromenade. Dort könnte der Wagen gestanden haben…«
    In diesem Augenblick trat ein kleiner Mann mit einem Kneifer etwas misstrauisch auf sie zu.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er leicht stotternd, »S-s-sie sind ho-hoffentlich nicht böse – aber ich musste einfach hören, was Sie b-bei der Auskunft sagten. N-natürlich wollte ich nicht lauschen, ich wollte nur nach einem P-paket fragen – schrecklich lange dauert die Zustellung jetzt immer w-wo-wohl we-wegen der Truppenverschiebungen – – a-aber wenn leicht verderbliche Esswaren drin sind – im P-pa-paket, meine ich – ja da habe ich gehört – und es war wohl wirklich ein komischer Z-z-zufall…«
    Mrs Sprot sprang auf ihn zu. »Haben Sie sie gesehen? Haben Sie mein Kind gesehen?« Sie packte seinen Arm.
    »Oh, das ist also Ihr kleines Mädchen? Nein, denken Sie nur!«
    Mrs Sprot schrie: »So reden Sie doch!« und presste den Arm des kleinen Mannes, dass er stöhnte.
    »Bitte«, sagte Tuppence rasch, »erzählen Sie uns so schnell wie möglich, was Sie gesehen haben. Wir wären Ihnen sehr dankbar dafür.«
    »Ja, also w-w-wirklich, vielleicht stimmt es g-g-gar nicht. Aber die Beschreibung p-p-passte so g-gut.«
    Tuppence fühlte die Frau an ihrer Seite zittern, aber sie selbst zwang sich zur Ruhe. Hastig durfte sie jetzt nicht sein; diesen

Weitere Kostenlose Bücher