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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und nun will ich wieder mit Ihnen und Captain Beresford zusammen marschieren – durch dick und dünn.«
    »Gut, Albert. Dann hören Sie jetzt zu.«
     
    »Wie lange kennen Sie Bletchley schon?«, fragte Tommy. Sie gingen über den Golfplatz, und Tommy sah zufrieden seinem Ball nach.
    Auch Commander Haydock war guter Laune. Er schulterte seine Schläger.
    »Bletchley? Muss einmal nachdenken. Ja, etwa neun Monate werden es wohl sein. Letzten Herbst kam er hierher.«
    »Ein Freund Ihrer Freunde, nicht wahr?«, fragte Tommy verlogen.
    »Ein Freund? Hat er das gesagt?« Haydock machte ein etwas überraschtes Gesicht. »Nein, eigentlich nicht. Ich kenne ihn nur vom Club her.«
    »Bisschen was Geheimnisvolles um ihn, finden Sie nicht auch?«
    Diesmal war der Commander vor Überraschung fast sprachlos. »Geheimnisvoll? Der alte Bletchley?«, rief er ungläubig aus. Tommy seufzte im Innern. Da hatte ihm seine Fantasie einen Streich gespielt.
    Haydock machte seinen nächsten Ball und ging ihm nach. Als sie wieder zusammentrafen, fragte er: »Wie in aller Welt kommen Sie darauf? Bletchley geheimnisvoll? Aber er ist doch der prosaischste Bursche, den ich je gesehen habe. Typischer alter Soldat: verbohrt in seine beschränkten Anschauungen, sieht nicht über die eigene Nasenspitze hinaus; eben ein alter Soldat. Aber geheimnisvoll?«
    »Ich weiß ja auch nicht«, sagte Tommy unbestimmt, »jemand hat gemeint…«
    Sie spielten weiter. Haydock gewann und zeigte sich darüber sichtlich befriedigt.
    Nun brauchte er nicht mehr aufs Spiel zu achten und kehrte, wie Tommy gehofft hatte, zu der Bemerkung über Bletchley zurück.
    »Wie meinten Sie das überhaupt – geheimnisvoll?«, fragte er.
    Tommy zuckte die Schultern.
    »Ach, eigentlich nur… es weiß niemand etwas Näheres über ihn.«
    »Er hat beim Rugbyshire-Regiment gedient.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Ja. Das heißt… nein, bestimmt weiß ich es nicht. Nun aber heraus mit der Sprache, Meadowes. Was ist los mit Bletchley? Doch nichts Krummes?«
    »Aber nein, natürlich nicht!«, widerrief Tommy hastig. So, nun hatte er Haydock auf die Fährte gehetzt. Der Hase mochte laufen. Er selbst konnte in aller Ruhe beobachten, wie der Commander die Jagd aufnahm.
    »Bisschen reichlich typisch ist er ja. Beinahe übertrieben«, gab Haydock zu.
    »Ja, eben das.«
    »Verstehe, verstehe. Sie meinen überchargiert, wie man beim Theater sagt, was? Wenn ich recht drüber nachdenke… tatsächlich, niemand hat Bletchley gekannt, bevor er herkam. Er hat keinen alten Freund hier, keinen Bekannten.«
    »Soso«, sagte Tommy. »Wie wär’s, wenn wir noch eine Runde spielten?«, fügte er hinzu. »Bisschen Übung täte mir ganz gut. Und der Abend ist wunderschön.«
    Sie nahmen das Spiel auf und trennten sich dann. Als sie sich wieder auf dem Grün trafen, verlangte Haydock mit Nachdruck: »Erzählen Sie mir, was haben Sie über ihn gehört?«
    »Nichts, wirklich gar nichts.«
    »Mit mir brauchen Sie nicht so vorsichtig zu sein, Meadowes. Mir werden doch alle Gerüchte zugetragen. Verstehen Sie? Jeder kommt mit seinen Geschichten zu mir. Also, was haben Sie gemeint? Bletchley ist nicht der, für den er sich ausgibt?«
    »Es war wirklich nur ein ganz unbestimmter Gedanke.«
    »Was sollte er denn aber sein? Deutscher? Unsinn, der Mann ist so englisch wie Sie und ich.«
    »Ja, sicher ist er das.«
    »Gerade er schreit doch immer, man solle alle Ausländer internieren. Und denken Sie nur, was für eine wütende Abneigung er gegen diesen jungen Deutschen hatte. Mit Recht übrigens. Der Polizeichef hat mir im Vertrauen erzählt, für das, was man gefunden hat, müsste Deinim ein Dutzend Mal gehängt werden. Da war ein Plan, die Wasservorräte des ganzen Landes zu vergiften, und dann beschäftigte er sich gerade mit einem neuen Giftgas – in einer unserer Fabriken! Himmel, sind wir kurzsichtig! Dass man den Menschen überhaupt hereingelassen hat! Aber unserer Regierung kann man ja alles aufbinden. Genau die gleiche Geschichte wie mit diesem Hahn…«
    Tommy hatte nicht die geringste Lust, sich die alte Platte nochmals anzuhören. Absichtlich tat er einen Fehlschlag.
    »O weh!«, rief Haydock. Er zielte scharf und schlug kräftig zu. Der Ball rollte ins Loch. »Gemacht. Sie haben heute keine sehr glückliche Hand. – Ja, wovon sprachen wir doch gerade?«
    »Von Bletchley. Dass er ohne Zweifel ein Ehrenmann ist«, sagte Tommy bestimmt.
    »Selbstverständlich, selbstverständlich. Übrigens… da habe

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