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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ich einmal eine komische Geschichte über ihn gehört… was war es doch gleich? Damals fiel mir nichts dabei auf…«
    Zu Tommys Ärger gesellten sich in diesem Augenblick zwei andere Herren zu ihnen. Alle vier gingen sie ins Clubhaus, um etwas zu trinken. Dann sah Haydock auf die Uhr und sagte, Meadowes und er müssten leider gehen. Tommy war sein Gast zum Abendessen.
    Das »Schmugglernest« war wie stets so blank und einladend wie eine frisch gebackene Torte. Ein großer, kräftiger Diener in mittleren Jahren wartete ihnen mit der Geschicklichkeit eines Berufskellners auf. So ausgezeichnete Bedienung fand man sonst eigentlich nur in den Londoner Restaurants.
    Als der Diener das Zimmer verließ, machte Tommy eine Bemerkung in diesem Sinne.
    »Ja, es war ein glücklicher Zufall, dass ich Appledore bekommen habe.«
    »Wie haben Sie das nur angestellt?«
    »Er meldete sich auf ein Inserat. Seine Zeugnisse waren vorzüglich, er machte den weitaus besten Eindruck von allen Bewerbern und verlangte nur mäßigen Lohn. Natürlich habe ich ihn vom Fleck weg engagiert.«
    »Der Krieg hat uns auch unsere besten Kellner fortgenommen«, sagte Tommy lachend. »Tatsächlich waren fast alle guten Kellner Ausländer. Vermutlich kein geeigneter Beruf für einen Engländer.«
    »Bisschen zu servil. Wedeln und Pfötchen geben – das passt nicht zu John Bull.«
    Den Kaffee nahmen sie auf der Terrasse.
    »Was wollten Sie mir eigentlich vorhin auf dem Golfplatz erzählen?«, fragte Tommy behaglich. »Irgendeine komische Geschichte von… ja, richtig, von Bletchley.«
    »So? Hab ich das gesagt? Von Bletchley? – Oh, sehen Sie nur! Ein Licht draußen auf dem Meer. Wo ist mein Fernglas?«
    Tommy seufzte. Selbst die Sterne in ihrem Lauf schienen sich gegen ihn verschworen zu haben. Haydock lief aufgeregt ins Haus, kam wieder auf die Terrasse, suchte den ganzen Horizont mit seinem Glas ab, erzählte des langen und breiten, wie der Feind von hoher See aus zur Küste hin signalisieren könnte – Ausführungen, die übrigens recht unwahrscheinlich klangen. Zum Schluss entwarf er ein düsteres Bild von der wahrscheinlich sehr bald zu erwartenden Invasion.
    »Keine Organisation, keine vernünftige Zusammenarbeit. Sie waren ja selbst im Krieg, Meadowes. Sie wissen, was es heißt, wenn die rechte Zusammenarbeit fehlt. Aber natürlich, mit einem alten Mann wie Andrews…«
    Da war Commander Haydock wieder bei einer seiner Lieblingsklagen. Schwer, ihn davon loszureißen. Ihm selbst hätte man das Oberkommando anvertrauen sollen, da hätten alle etwas lernen können, Colonel Andrews zuallererst.
    Der Diener brachte Whisky und Liköre, während Haydock ganz vertieft weiterdozierte.
    »… und hier steckt alles voller Spione, wie im vorigen Krieg. Überall treiben sie sich herum, als Friseure, als Kellner…«
    Tommy, behaglich im Sessel zurückgelehnt, betrachtete das Profil Appledores und seine gewandten Bewegungen. Kellner, dachte er. Der Bursche da heißt eher Fritz als Appledore…
    Warum eigentlich nicht? Er sprach einwandfrei Englisch, aber das taten viele Deutsche, nachdem sie jahrelang in englischen Restaurants serviert hatten. Äußerlich war der Typ doch fast der gleiche – blond, blauäugig, die Kopfform… ja, die Kopfform… wo hatte er doch kürzlich so einen Kopf gesehen?
    Ganz impulsiv warf er seine Angel aus. Seine Worte ließen sich sehr gut in Haydocks Redeschwall einfügen.
    »Und alle diese albernen Formulare, die dauernd ausgefüllt werden müssen«, sagte der Commander gerade. »Was die nur sollen! Und dann die blödsinnige Fragerei…«
    »Ja«, sagte Tommy. »Zum Beispiel: Wie heißen Sie? N. oder M.?«
    Eine plötzliche Bewegung, ein Krachen. Appledore, der perfekte Diener, war gestolpert. Ein Strom von Creme de Menthe ergoss sich über Tommys Ärmel und Hand.
    Der Mann stammelte: »Oh, ich bitte um Verzeihung.«
    Aber Haydock brach in helle Wut aus.
    »Sie Tollpatsch, Sie Vollidiot, gehen Sie zum Teufel, Sie ungeschickter Affe! Was denken Sie sich eigentlich!«
    Sein von Natur aus gerötetes Gesicht war vor Ärger puterrot angelaufen, er brüllte immer weiter, und Appledore entschuldigte sich zerknirscht.
    Die Sache war Tommy recht peinlich. Aber auf einmal, wie mit einem Schlag, verrauchte Haydocks Zorn, und er zeigte sich jovial und vergnügt wie immer.
    »Kommen Sie, wir wollen das Zeug abwaschen. Gräulich klebriges Gesöff. Ausgerechnet Creme de Menthe musste es sein!«
    Tommy folgte ihm ins Haus, wo sie das

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