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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einmal etwas in der Art gesehen: einen Westenknopf mit Geheimtinte. Verstehen Sie? Wenn die Tinte gebraucht wurde, warf man den Knopf ins Wasser. Aber Carl von Deinim hatte keine Knöpfe genommen, sondern Schuhbänder. Verflucht durchtrieben.«
    »Oh!« Irgendeine Erinnerung blitzte in Tommys Kopf auf, ganz verschwommen, ganz unbestimmt…
     
    Tuppence war flinker. Als Tommy ihr die Unterhaltung wiedergab, erfasste sie sofort den springenden Punkt.
    »Schuhbänder! Aber Tommy, das erklärt alles!«
    »Was erklärt es?«
    »Dummerle, Betty natürlich. Entsinnst du dich denn nicht mehr? Ich fand es doch so drollig – sie saß da vor meinem Bett, zog die Schnürbänder aus meinen Schuhen und warf sie ins Wasser. Das hatte sie sicher einmal bei Carl gesehen und machte es nach. Wahrscheinlich hatte Carl Angst, sie würde das noch öfters tun oder davon plappern, und deshalb ließ er sie von der Frau entführen.«
    »Das zeigt die Sache allerdings in einem klaren Licht«, gab Tommy zu.
    »Ja, aber nun muss man weitersehen.«
    »Das müssen wir entschieden«, sagte Tommy ernst. »Es ist verdammt nötig.«
    Weiß Gott, es war dringend nötig. Die Nachrichten wurden immer schlimmer. Frankreich hatte kapituliert, ganz plötzlich, und die französische Küste war gänzlich von den Deutschen besetzt. Das Gerede von Invasion nahm drohende Gestalt an. »Carl von Deinim war nur ein Glied in der Kette«, sagte Tommy. »Vermutlich leitet doch Mrs Perenna die ganze Sache.« Dann fragte er langsam: »Glaubst du wirklich, dass das Mädchen nichts damit zu tun hat?«
    »Ich bin ganz sicher.«
    Tommy seufzte. »Du musst es ja wissen. Armes Ding, es ist hart für sie. Zuerst der Mann, den sie liebt – dann die Mutter. Was bleibt ihr noch?«
    »Wir können ihr gewiss nicht helfen.«
    »Aber wenn wir uns nun doch irren? Wenn M. oder N. jemand anders ist?«
    »Jetzt fängst du wieder von vorn an«, sagte Tuppence kühl. »Sind das nicht vielleicht doch Wunschträume?«
    »Was heißt das?«
    »Sheila Perenna! Das heißt es.«
    »Tuppence, du bist wohl übergeschnappt!«
    »Gar nicht! Sie wickelt dich um den Finger wie jeden anderen Mann auch.«
    »Unsinn!«, sagte Tommy ärgerlich. »Ich habe eine ganz neue Spur.«
    »Und zwar?«
    »Das möchte ich noch nicht sagen.«
    »Und ich denke, wir müssen zuerst einmal scharf auf Mrs Perenna aufpassen. Wohin sie geht, wen sie trifft – alles müssen wir herauskriegen. Irgendwo muss da ein Anhaltspunkt sein. Willst du Albert sagen, dass er heute Nachmittag hinter ihr her sein soll?«
    »Sag du es ihm. Ich habe zu tun.«
    »Was denn, wenn man fragen darf?«
    »Golf spielen.«

9
     
    » W ie in alten Zeiten, nicht wahr, Mrs Beresford?«, sagte Albert. Er strahlte vor Glück. Seine erste Jugend war vorbei, und er hatte ganz hübsch Fett angesetzt, aber im Herzen war er der romantische Junge geblieben, der zusammen mit Tommy und Tuppence waghalsige Abenteuer bestanden hatte.
    »Wissen Sie noch, wie Sie mich damals trafen?«, fragte er. »Dauernd musste ich in diesem Hotel Messing und Kupfer putzen, und der Wirt, dieser Tyrann, war immer hinter mir her. Nie war etwas recht gemacht. Dann kamen Sie. Und dann wollte ich nichts anderes mehr tun, als mit Ihnen arbeiten. Mein Gott, hatten wir eine tolle Zeit damals. Aber nun sind wir ja alle gesetzte Leute.« Albert seufzte, und aus einer natürlichen Gedankenverbindung heraus fragte Tuppence, ob es seiner Frau in Wales gut gehe.
    »Danke, sie kann eigentlich nicht klagen. Zwei Luftangriffe hat sie allerdings auch da schon mitgemacht. In den Feldern sind Bombenkrater, dass man ein ganzes Lastauto reinsetzen könnte, schreibt sie. Das nennt sich nun Sicherheit. Dann hätte sie ja auch in Kensington bleiben können, schreibt sie.« Tuppence wurde nachdenklich. »Ich weiß nicht, Albert«, sagte sie, »hätten wir Sie nicht lieber mit dieser Geschichte hier verschonen sollen? Vielleicht war es doch nicht recht…«
    »Unsinn, Mrs Beresford«, entrüstete sich Albert. »Was hab ich nicht alles getan – ich wollte doch zur Armee oder sonst was tun, aber die waren ja so verdammt hochnäsig und haben mich gar nicht angesehen. Soll warten, bis sein Jahrgang drankommt, hieß es. Ein strammer Kerl wie ich, in der Blüte seiner Jahre, und so scharf drauf, den Nazis eins auszuwischen! Und nun sagen Sie, ich kann den Brüdern hier an den Karren fahren – großartig! Genau, was ich will. Wir müssen ja heute alle vor der Fünften Kolonne auf der Hut sein. Hier bin ich,

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