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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hatte ihm gerade im rechten Augenblick diese beiden über den Weg geführt.
    An der Pforte zur Pension verabschiedete er sich von ihnen und betrat den Garten.
    Leise vor sich hinpfeifend, ging er den Gartenpfad entlang.
    Gerade als er bei den Rhododendronbüschen um die dunkle Ecke bog, fiel von oben etwas Schweres auf seinen Kopf. Er stürzte vornüber und sank in Dunkel und Vergessen.

10
     
    » D rei Pik haben Sie angesagt, Mrs Blenkensop?«
    Ja, Mrs Blenkensop hatte drei Pik angesagt. Mrs Sprot kam atemlos vom Telefon zurück: »Dauernd werden falsche Verbindungen hergestellt, da möchte man ja aus der Haut fahren! Bitte, wie steht die Partie?«
    Miss Minton überlegte laut und endlos, ihrer Gewohnheit gemäß. Das Spiel ging nicht vorwärts.
    Eigentlich, dachte Tuppence, könnte Miss Minton ihre Karten offen auf den Tisch legen. Sie verrät ohnehin immer alles, was sie hat. Keinen Augenblick kann sie den Schnabel halten.
    »Ja, nun weiß ich«, sagte Miss Minton triumphierend, »ein Herz, zwei Treff.«
    »Drei Pik«, sagte Tuppence.
    »Ich sagte, dass ich passe, nicht wahr?«, erkundigte sich Mrs Sprot.
    Sie sahen fragend Mrs Cayley an, die sich nach vorn lehnte und auf etwas Entferntes zu lauschen schien.
    Miss Minton nahm den Faden wieder auf.
    »Dann hat Mrs Cayley zwei Herz angesagt und ich zwei Karo.«
    »Und ich drei Pik«, sagte Tuppence.
    »Ich passe«, erklärte Mrs Sprot.
    Mrs Cayley schwieg lauschend. Plötzlich fühlte sie die auf sich gerichteten Blicke.
    »O Gott«, sagte sie errötend, »entschuldigen Sie vielmals. Aber… vielleicht hat mein Mann mich nötig. Hoffentlich sitzt er bequem da draußen auf der Terrasse.« Sie schaute hilflos im Kreis umher. »Aber vielleicht… bitte entschuldigen Sie… vielleicht mache ich doch einen Sprung auf die Terrasse und sehe nach. Ich habe so ein sonderbares Geräusch gehört. Ob er sein Buch fallen gelassen hat?«
    Sie rannte durch die Balkontür nach draußen.
    Tuppence seufzte ungeduldig. »Warum bindet sie sich keine Schnur ums Handgelenk?«, sagte sie. »Dann könnte er ziehen, wenn er sie braucht.«
    »Die treu sorgende Gattin, wie sie im Buche steht«, zirpte Miss Minton. »Ein seltener, ein erfreulicher Anblick, nicht wahr?«
    »Finden Sie?«, fragte Tuppence gereizt.
    Ein paar Minuten saßen die drei Frauen schweigend da und warteten.
    »Wo ist eigentlich Sheila heute Abend?«, fragte Miss Minton dann.
    »Ins Kino gegangen«, erwiderte Mrs Sprot.
    »Und Mrs Perenna?«, forschte Tuppence.
    »Sie ist in ihrem Zimmer und macht die Abrechnungen«, gab Miss Minton Auskunft. »Arme Mrs Perenna. Wie anstrengend das sein muss.«
    »Aber den ganzen Abend kann sie keine Abrechnungen gemacht haben«, sagte Mrs Sprot. »Sie kam gerade heim, als ich in der Halle telefonierte.«
    »Wo mag sie nur gewesen sein?«, fragte Miss Minton, deren ganzes Dasein mit solchen kleinen Interessen ausgefüllt war. »Im Kino war sie sicher nicht, da könnte sie noch nicht zurück sein.«
    »Sie hatte keinen Hut auf«, berichtete Mrs Sprot, »auch keinen Mantel an. Ihr Haar war ganz unordentlich, als ob sie schnell gelaufen wäre. Ganz außer Atem war sie. Sie rannte sofort die Treppe hinauf, sagte nicht einmal guten Abend und starrte mich an, als ob sie mich fressen wollte – und ich hab ihr doch weiß Gott nichts getan.«
    Mrs Cayley trat wieder ein. »Denken Sie nur«, sagte sie, »mein Mann ist ganz allein durch den Garten gegangen. Er sagt, es habe ihm sogar Spaß gemacht. Der Abend ist so mild.
    So etwas!« Sie setzte sich. »Also bitte, könnten wir noch einmal ansagen?«
    Tuppence unterdrückte mit Mühe einen ärgerlichen Seufzer. Als sie die Karten abhoben, kam Mrs Perenna ins Zimmer.
    »War der Spaziergang schön?«, fragte Miss Minton.
    Mrs Perenna starrte sie an, hochmütig und verschlossen.
    »Ich war nicht fort«, entgegnete sie abweisend.
    »Oh, entschuldigen Sie. Mrs Sprot sagte, Sie wären gerade nachhause gekommen.«
    »Ich war nur einen Augenblick im Garten. Ich wollte nach dem Wetter sehen«, antwortete Mrs Perenna.
    Der Ton ihrer Stimme war aggressiv. Sie warf der schüchternen Miss Minton einen so feindseligen Blick zu, dass diese rot wurde.
    »Denken Sie nur«, trug nun Mrs Cayley ihren Anteil zur Unterhaltung bei, »mein Mann ist allein durch den ganzen Garten gegangen.«
    »Warum hat er das getan?«, fragte Mrs Perenna scharf.
    »Der Abend ist so mild«, plapperte Mrs Cayley. »Und stellen Sie sich vor, er hat nur ein einziges Halstuch um, aber er

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