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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Revolutionspartei gehört und antienglische Tendenzen hat. Das stimmt. Aber Weiteres war nicht zu ermitteln. Nichts von den allerwichtigsten Informationen. Also los, Mrs Beresford. Zeigen Sie, was Sie können.«
    »Der Vierte«, sagte Tuppence. »Das ist ja ungefähr in einer Woche.«
    »Genau in einer Woche.«
    Tuppence ballte die Fäuste. »Es muss gehen. Wir werden es schaffen. Ich sage wir, denn ich glaube bestimmt, dass Tommy auf einer Spur ist, und deshalb wird er auch noch nicht zurückgekommen sein. Er geht einer Fährte nach. Nun müsste ich doch einmal sehen…«
    Mit gerunzelter Stirn entwarf sie einen neuen Schlachtplan.
     
    »Verstehen Sie, Albert, das wäre eine Möglichkeit.«
    »Natürlich, Mrs Beresford, ich weiß schon, was Sie meinen. Aber ich bin nicht gerade begeistert davon.«
    »Mir scheint es viel versprechend.«
    »Mir auch. Aber Sie rennen der Gefahr in den Rachen. Das gefällt mir nicht, und dem Chef würde es auch nicht gefallen.«
    »Wir haben schon alles versucht. Alles, was man unter Deckung tun kann. Die einzige Möglichkeit ist jetzt, ganz offen draufloszugehen.«
    »Machen Sie sich auch klar, dass Sie damit einige Vorteile aufgeben müssen?«
    »Was haben Sie denn heute, Albert?« Tuppence wurde ungeduldig. »Sie sind ja der reinste Radiovortrag. Sendung für die gute Hausfrau.«
    »Ich möchte nur wissen, wo Captain Beresford ist.«
    »Ich auch«, sagte Tuppence, und ihr Herz zog sich zusammen.
    »Leuchtet mir gar nicht ein, dass er so ohne ein Wort verschwunden ist. Inzwischen hätte er Ihnen schon Nachricht geben müssen. Und deshalb…«
    »Was deshalb, Albert?«
    »Na, mir scheint, er ist ›ganz offen drauflosgegangen‹, und Sie sollten das nicht auch noch tun.« Er dachte nach und fuhr dann grübelnd fort: »Den Captain könnten sie erwischt haben, aber von Ihnen wissen sie offenbar noch nichts – so sollten Sie sich lieber noch in Deckung halten.«
    »Schwer, schwer, die richtige Entscheidung zu treffen!«, seufzte Tuppence.
    »Was hatten Sie sich denn vorgestellt?«
    »Ich hatte gedacht«, murmelte Tuppence bedrückt, »ich könnte einen Brief verlieren, einen Brief, den ich geschrieben habe – und dann ein großes Geschrei erheben. Der Brief müsste dann in der Halle gefunden werden, und Beatrice würde ihn vermutlich dort auf den Tisch legen. Und so müsste die richtige Person ihn zu Gesicht bekommen.«
    »Und was soll in dem Brief stehen?«
    »Ungefähr so: Ich wüsste jetzt, wer die betreffende Person ist, und würde morgen persönlich einen ausführlichen Bericht erstatten. Dann müssen ja M. oder N. zum Vorschein kommen und mich unschädlich zu machen versuchen.«
    »Ja, aber wenn es ihnen gelingt…«
    »Oh, ich muss eben auf der Hut sein. Sie werden mich wohl an irgendeinen abgelegenen Ort locken – und dann treten Sie in Aktion, Albert, denn von Ihnen weiß kein Mensch etwas.«
    »Ich soll ihnen dann also nach und sie festnehmen, sie sozusagen auf frischer Tat schnappen?«
    Mrs Beresford nickte. »So habe ich es mir gedacht. Aber ich muss die Sache noch sorgfältig ausarbeiten.«
     
    Tuppence kam aus der Leihbibliothek. Das Buch, das ihr als »sehr nett« empfohlen worden war, hielt sie unter dem Arm, als eine Stimme sie anrief: »Mrs Beresford!«
    Sie drehte sich um und sah einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen jungen Mann, der sie freundlich, aber etwas verlegen anlächelte.
    »Oh, ich vermute, Sie kennen mich nicht mehr«, sagte er zögernd.
    Diese Formel kannte Tuppence nur zu gut. Sie war deshalb gar nicht überrascht, als der junge Mann fortfuhr: »Ich bin einmal mit Deborah in Ihr Haus gekommen…«
    Deborahs Freunde! Sie hatte eine Unzahl, und für Tuppence sahen alle so ziemlich gleich aus. Brünett, wie dieser Jüngling, oder blond, unter Umständen vielleicht auch rothaarig – aber alle nach dem gleichen Muster: wohl erzogen, manierlich, sympathisch, mit etwas zu langem Haar (für Tuppence’ Geschmack). Aber wenn sie das andeutete, sagte Deborah: »O Mum, sei doch nicht so altmodisch! Wenn du wüsstest, wie scheußlich ich kurze Haare finde!«
    Zu dumm, dass ihr gerade jetzt einer aus Deborahs Sammlung über den Weg laufen und sie erkennen musste. Aber sie würde ihn wohl bald abschütteln können.
    »Ich bin Tony Marsdon«, erklärte der junge Mann.
    »O natürlich«, murmelte Tuppence sehr unaufrichtig.
    »Ich freue mich so, dass ich Sie getroffen habe, Mrs Beresford«, fuhr Tony Marsdon fort. »Ich arbeite mit Deb zusammen, und da ist eine

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