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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dumme Geschichte passiert.«
    »So?«, sagte Tuppence. »Was denn?«
    »Ja, also Deborah hat Wind davon bekommen, dass Sie gar nicht in Cornwall sind, und das ist natürlich…«
    »Ach, zum Teufel«, sagte Tuppence betroffen. »Wie hat sie denn das herausgefunden?«
    Tony Marsdon erklärte es.
    »Aber natürlich hat Deb keine Ahnung, was Sie in Wirklichkeit hier tun«, fuhr er vorsichtig fort. Er machte eine diskrete Pause. »Und es geht wohl nicht an«, sagte er dann, »dass Sie Mitwisser haben. Meine Arbeit hingegen liegt auf der gleichen Linie. Ich gelte als ein Anfänger in der Chiffrier-Abteilung. Aber in Wirklichkeit muss ich mich als leicht faschistisch angehaucht ausgeben – Bewunderung für das deutsche System, gelegentliche Bemerkungen, dass eine Allianz mit Hitler noch lange nicht das schlechteste wäre und so weiter. Natürlich nur, um zu sehen, wie die Betreffenden darauf reagieren. Es ist vieles faul, das wissen Sie ja auch, und wir müssen endlich herausfinden, wie weit das geht.«
    O ja, sehr vieles ist faul, dachte Tuppence.
    »Als Deb mir von ihrer Sorge um Sie erzählte«, fuhr der junge Mann fort, »hielt ich es für das Beste, herzukommen und Sie zu warnen. Nun können Sie sich eine glaubwürdige Geschichte zurechtlegen. Zufällig wusste ich ja, was Sie tun und wie wichtig Ihre Aufgabe ist. Es wäre dumm, wenn Ihnen jetzt ein Strich durch die Rechnung gemacht würde, nicht wahr? Vielleicht könnten Sie Deborah schreiben, dass Sie jetzt bei Captain Beresford sind – in Schottland oder wo er sonst ist. Sie könnten ja sagen, Sie hätten Ihren Willen durchgesetzt und dürften nun doch mit ihm arbeiten.«
    »Das wäre vielleicht ganz vernünftig«, sagte Tuppence nachdenklich.
    »Sie halten mich hoffentlich nicht für aufdringlich?«, fragte Tony Marsdon fast schüchtern.
    »Aber nein. Im Gegenteil, ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Denn sehen Sie… nun ja, ich habe Deb sehr gern«, sagte Tony ziemlich zusammenhanglos.
    Tuppence sah ihn mit einem raschen, belustigten Blick an. Wie weit schien doch die Zeit zurückzuliegen, da die jungen Leute in ihrem Hause Deb den Hof machen wollten und Deb so schrecklich jungenhaft rau und abweisend war. Dieser Jüngling da, so dachte sie, war ein ungewöhnlich anziehendes Exemplar der Sammlung.
    Sie schob das, was sie im Stillen »Friedensgedanken« nannte, beiseite. »Mein Mann ist nicht in Schottland«, sagte sie.
    »Nein?«
    »Nein, er ist ebenfalls hier. Wenigstens war er hier. Jetzt… ist er verschwunden.«
    »Oh, das ist bös! War er vielleicht einer Sache auf der Spur?«
    Sie nickte. »Wahrscheinlich. Deshalb nehme ich auch sein Verschwinden nicht als schlechtes Zeichen. Früher oder später wird er mir schon eine Nachricht schicken – auf seine Weise.« Sie lächelte flüchtig.
    »Sie werden das Spiel ja gründlich kennen«, sagte Tony etwas betroffen. »Aber Sie sollten doch vorsichtig sein.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen. Die schönen Heldinnen in Büchern werden immer leicht an verruchte Orte gelockt. Aber Tommy und ich haben unsere Methoden. Wir haben auch unseren Geheimcode.« Sie lächelte. »Penny plain and tuppence coloured.«
    »Was?« Der junge Mann starrte sie an, als ob sie verrückt geworden wäre.
    »Wissen Sie, das bezieht sich auf meinen Spitznamen. Unverschämterweise nennen mich alle in der Familie Tuppence.«
    »Ach so.« Tonys Gesicht glättete sich. »Wissen Sie, Mrs Beresford, ich möchte wirklich nicht aufdringlich sein – aber könnte ich Ihnen nicht in irgendeiner Weise behilflich sein?«
    »Ja«, sagte Tuppence grübelnd. »Ja, das wäre vielleicht möglich.«

12
     
    A us tiefer Bewusstlosigkeit auftauchend, sah Tommy eine Feuerkugel im Raume schwimmen. Im Kern der Kugel saß ein grimmiger Schmerz, das Weltall schrumpfte zusammen, die feurige Kugel schwang langsamer – und dann nahm er wahr, dass die schmerzende Feuerkugel sein eigener Kopf war.
    Langsam drangen auch noch andere Dinge in sein Bewusstsein – kalte, verkrampfte Gliedmaßen, wütender Hunger, Unfähigkeit, die Lippen zu bewegen.
    Langsamer und immer langsamer schwang der Feuerball… nun war es wirklich Thomas Beresfords Kopf, der auf festem Grund lag. Auf sehr festem, sehr hartem Grund, der sehr wohl ein Steinboden sein konnte…
    Ja, er lag auf hartem Stein, voller Schmerzen, unfähig, ein Glied zu rühren, entsetzlich hungrig, kalt und elend.
    Die Betten bei Mrs Perenna waren ja gewiss nicht übertrieben weich, aber dies…
    Ach natürlich, Haydock!

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