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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fragte beiläufig: »Was hat deine Mutter im letzten Krieg gemacht?«
    »Ach, ein bisschen gepflegt«, sagte Deb zerstreut, »und chauffiert. Aber keinen Autobus – einen General hat sie gefahren. Und dann so das Übliche.«
    »So. War sie nicht vielleicht auch beim Geheimdienst – wie du jetzt?«
    »Ausgeschlossen! Für so etwas hat Mutter keinen Kopf. Aber warte… ich glaube, sie und Vater haben irgendwie mit Gegenspionage zu tun gehabt. Die beiden übertreiben jetzt natürlich – es kommt ihnen alles so schrecklich wichtig vor. Wir fragen auch nicht viel danach – du weißt ja, wie Familiengespräche sind – immer wieder derselbe alte Kohl.«
    »O ja«, sagte Tony vergnügt. »Und ob ich das kenne!«
    Als Deborah am nächsten Tag in ihr Zimmer kam, fand sie irgendetwas verändert. Sie musste sich zuerst besinnen, was es war. Dann läutete sie und fragte ihre Wirtin ärgerlich, wo die große Fotografie sei, die immer auf der Kommode gestanden hatte.
    Mrs Rowley war erstaunt und verletzt. Sie wusste nichts, sie hatte bestimmt nichts angerührt. Aber vielleicht Gladys…
    Gladys leugnete natürlich auch ab, irgendetwas angefasst zu haben. Sie behauptete, der Gasmann sei da gewesen.
    Aber Deborah kam es nicht recht wahrscheinlich vor, dass ein Angestellter der Gasgesellschaft gerade das Bild einer Dame in mittleren Jahren mit sich nehmen sollte.
    Viel einleuchtender schien ihr, dass Gladys das Glas zerbrochen und dann Bild und Rahmen mitsamt den Scherben in den Abfalleimer geworfen hatte.
    Sie machte weiter kein Aufhebens davon. Sie würde Mutter schreiben und sie um eine neue Fotografie bitten…
    Was machte Tuppence nur für Geschichten? Mir hätte sie es doch sagen können! Was Tony meint, ist natürlich glatter Blödsinn! Tuppence mit jemandem durchgehen?! Aber komisch ist es doch, eine unbegreifliche Geschichte…

11
     
    D iesmal musste Tuppence mit dem Angler am Ende der Mole sprechen.
    Wider besseres Wissen hatte sie gehofft, Mr Grant könnte eine beruhigende Nachricht für sie haben. Aber schon nach den ersten Worten wusste sie, wie es stand: keinerlei Nachricht von Tommy.
    Tuppence bemühte sich, ihre Stimme ruhig und geschäftsmäßig klingen zu lassen.
    »Es ist doch nicht anzunehmen«, sagte sie, »dass ihm etwas zugestoßen ist?«
    »Nein, es besteht kein Grund, das anzunehmen. Aber gesetzt den Fall, es wäre doch so – was würden Sie dann tun?«
    »Ich? Weiterarbeiten, natürlich.«
    »So gefallen Sie mir. ›Nach der Schlacht bleibt Zeit zum Weinen.‹ Jetzt sind wir im Kampfgewühl. Und wir haben verflucht wenig Zeit. Eine Ihrer Informationen hat sich übrigens als zutreffend herausgestellt. Sie hörten ein Telefongespräch, in dem vom Viertem die Rede war. Das ist der Vierte des kommenden Monats. An diesem Tag soll der große Angriff gegen uns erfolgen.«
    »Ist das sicher?«
    »Durchaus. Unsere Feinde arbeiten sehr methodisch. Alle Pläne werden genau entworfen und bis ins Letzte ausgearbeitet. Könnte ich nur dasselbe von uns sagen! Weitsichtige Planung ist nicht unsere Stärke. Am Vierten wird es ernst.«
    »Aber wenn wir das wissen…«
    »Wir kennen den festgesetzten Tag. Wir wissen auch, oder glauben wenigstens ungefähr zu wissen, wo es losgehen wird. Diesmal sind wir gerüstet und bereit. Aber da ist immer wieder die alte Geschichte vom Trojanischen Pferd. Die Kräfte von draußen, die uns bedrohen, die kennen wir. Aber wir müssten wissen, was uns von innen gefährlich werden kann. Die Männer, die aus dem hölzernen Pferd herauskommen! Die können die Schlüssel der Festung ausliefern. Ein Dutzend Männer in hohen Ämtern, beim Kommando, in wichtigen Positionen, beim Nachrichtendienst – und das ganze Land kann in eine Verwirrung geraten, wie die Deutschen sie für ihre Pläne brauchen. Wir müssen rechtzeitig erfahren, wie es damit steht.«
    »Und ich komme mir so ungeschickt, so unerfahren vor«, sagte Tuppence verzweifelt.
    »Darüber machen Sie sich nur keine Sorgen. Erfahrene Leute haben wir, so viele wir nur wollen, aber wem kann man trauen, wenn Verrat im Spiel ist? Sie und Beresford sind unsere irregulären Streitkräfte, unsere Partisanen. Niemand kennt Sie. Daher könnten Sie Erfolg haben – daher haben Sie schon einen gewissen Erfolg gehabt.«
    »Können Sie nicht Ihre Leute Erkundigungen über Mrs Perenna einholen lassen? Irgendeiner muss doch vollkommen vertrauenswürdig sein.«
    »Oh, das haben wir schon getan. Wir wissen, dass Mrs Perenna zur Irischen

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