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Rotkäppchen und der böse Wolf

Rotkäppchen und der böse Wolf

Titel: Rotkäppchen und der böse Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Fliegerangriffen und überhaupt so tapfer bei jeder Gefahr, und dass sie nun ihrer Krankheit erliegen musste. Miss Minton erkundigte sich interessiert, was Tante Gracy eigentlich fehlte, und fand zu ihrem größten Erstaunen, dass ihre Kusine Selina an genau dem gleichen Übel gelitten hätte. Tuppence manövrierte vorsichtig zwischen Wassersucht und Zuckerkrankheit hindurch, wusste dann nicht recht weiter und komplizierte den Fall noch durch ein Nierenleiden. Mrs O’Rourke, funkelnd vor Habgier, wollte durchaus wissen, ob Tuppence vom Tode der Tante einen pekuniären Vorteil haben würde, und erfuhr, dass der liebe Cyril der Lieblings-Großneffe der alten Dame gewesen sei; sie war auch seine Patin.
    Tuppence rief den Schneider an und sagte eine Anprobe für Rock und Mantel an diesem Nachmittag ab. Dann machte sie sich auf die Suche nach Mrs Perenna und teilte dieser mit, dass sie vermutlich ein oder zwei Nächte fort sein würde.
    Mrs Perenna murmelte die üblichen Beileidsworte. Sie sah diesen Morgen müde, ängstlich und gequält aus.
    »Immer noch keine Nachricht von Mr Meadowes«, murmelte sie. »Wirklich höchst merkwürdig, nicht wahr?«
    »Ganz sicher hat er einen Unfall gehabt«, seufzte Mrs Blenkensop. »Das habe ich ja von Anfang an gesagt.«
    »Aber Mrs Blenkensop, das müsste doch inzwischen bekanntgeworden sein.«
    »Was glauben Sie denn?« fragte Tuppence.
    Mrs Perenna schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß ja auch nicht. Freiwillig ist er sicher nicht so lange fortgeblieben. Dann hätte er inzwischen eine Nachricht geschickt.«
    »Es war wirklich abscheulich, etwas Unrechtes von ihm zu denken«, sagte Mrs Blenkensop warm. »Daran war nur dieser schreckliche Major Bletchley schuld. Entweder hat Mr Meadowes einen Unfall erlitten, oder er hat das Gedächtnis verloren oder…«
    Mrs Perenna nickte, kräuselte aber die Lippen ziemlich ungläubig. Sie warf Tuppence einen raschen Blick zu. »Eigentlich«, sagte sie, »wissen wir doch recht wenig über Mr Meadowes.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Tuppence scharf.
    »O bitte, werden Sie doch nicht gleich ärgerlich. Ich selbst glaube es ja nicht… keine Minute habe ich es geglaubt.«
    »Was haben Sie nicht geglaubt?«
    »Diese Geschichte. Alle erzählen sie.«
    »Was für eine Geschichte? Mir hat niemand etwas erzählt.«
    »Nein, natürlich… nein, Ihnen wohl nicht. Ich glaube fast, Mr Cayley hat sie aufgebracht. Der ist aber auch ein besonders misstrauischer Mensch, finden Sie nicht?«
    Tuppence nahm all ihre Geduld zusammen. »Bitte, erzählen Sie doch«, sagte sie.
    »Nun ja, Sie wissen ja, wie die Leute so reden. Sie meinen, Mr Meadowes könnte ein feindlicher Agent sein – einer von dieser scheußlichen Fünften Kolonne.«
    Tuppence sah so empört aus, wie es eine beleidigte Mrs Blenkensop nur fertigbringen konnte.
    »Das ist ja himmelschreiend! Hat man je so etwas gehört!«
    »Ich glaube bestimmt nicht, dass irgendetwas daran ist. Aber viele haben Mr Meadowes mit diesem jungen Deutschen zusammen gesehen. Und er hat ihn ja auch immer ausgefragt nach seinen Arbeiten in der chemischen Fabrik – und da meinen die Leute nun, vielleicht hätten die Zwei unter einer Decke gesteckt.«
    »Aber Mrs Perenna, Sie glauben doch nicht etwa, dass Carl von Deinim zu Recht verdächtigt wird?«
    Mrs Perennas Gesicht verzog sich einen Augenblick schmerzlich.
    »Wie gerne dächte ich, es wäre nicht wahr.«
    »Arme Sheila«, sagte Tuppence weich.
    Mrs Perennas Augen flammten auf.
    »Ihr Herz ist gebrochen. Mein armes Kind! Warum musste sie sich gerade diesen Menschen aussuchen?«
    »Aber so ist das Leben«, sagte Tuppence und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Ja, so ist es!« Mrs Perennas Stimme klang zornig und tief erbittert. »Leben – das heißt, alles vernichtet sehen, was uns lieb ist – es heißt Sorge und Bitterkeit und Dreck und Asche. Ich mag nicht mehr! Ich habe genug, mehr als genug von all der Grausamkeit, der Gemeinheit dieser Welt. Ich möchte alles in Stücke hauen, in Grund und Boden schlagen; dann könnten wir eine neue Welt aufbauen; aber ohne diese Gesetze und ohne Tyrannei, ohne dass ein Volk das andere unterjocht. Oh, ich möchte…«
    Ein Husten unterbrach sie, ein tiefes, kehliges Husten.
    Mrs O’Rourke stand in der Tür, die sie mit ihrer schweren, massigen Fülle völlig versperrte.
    »Störe ich?«, fragte sie.
    Wie ein Schwamm, der über eine Schiefertafel fährt und alles Geschriebene auslöscht, so verschwand mit einem Schlage jede

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