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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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würde. Damals war ich zu jung, um der Jagd Einhalt zu gebieten; du hast mir eine zweite Chance geboten, und dafür danke ich dir.«
    Roudette zerrte Talia vor sich, als die ersten Jäger in Sicht kamen. Nicht dass Talia als Schild von großem Nutzen gewesen wäre - von Elfenbogenschützen hieß es, dass sie einer Wespe den Stachel abschießen konnten. Aber jeder Aufprall würde Roudette nach hinten werfen, sodass sich ihr Messer in Talias Kehle senken würde.
    Die Jäger ritten durch den Himmel auf einem Pfad aus Glut und Rauch, der vor ihnen auftauchte und hinter ihnen wieder verschwand. Die Reiter selbst leuchteten wie Mondlicht. Das Poltern der Pferdehufe klang wie fernes Donnergrollen. Talia ertappte sich dabei, wie sie sich an Roudette drückte, weil ihr Körper instinktiv vor den sich nähernden Jägern zurückwich.
    »Nur wenige waren Zeuge des Herannahens der Wilden Jagd und konnten anschließend noch davon erzählen«, sagte Roudette.
    »Wie tröstlich!« Talia rümpfte die Nase. Roudette hatte üblen Mundgeruch; ihr Atem stank nach Blut und roher Ziege. »Ich hatte dir doch gesagt, du sollst die Tiere in Frieden lassen!«
    »Das eine werden die Kha’iida schon nicht vermissen.«
    Talia zählte acht Reiter - nur ein kleiner Teil der Wilden Jagd. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, die ganze Jagd durch den Himmel donnern zu sehen.
    Ihre Aufmachung war ein eklektischer Mischmasch. Einer trug einen Helm, der aus dem Schädel eines jungen Drachen angefertigt war. Ein anderer war von der Hüfte aufwärts nackt und sein Körper mit roten Wirbeln bemalt. Ein Dritter trug pelzbesetzte Kleidung und schwere Stiefel.
    Der vorderste Reiter hob ein gebogenes Horn an die Lippen. Talia hörte nichts, doch die Jäger reagierten augenblicklich und schwärmten aus, um ihre Beute einzukreisen. Die Lücken zwischen den Pferden füllten die Hunde.
    »Sag nichts!«, raunte Roudette. Den Jägern rief sie zu: »Ich werde mit Zestan-e-Jheg verhandeln, und nur mit ihr allein!«
    Der Anführer der Reiter trieb sein Pferd nach vorn; seine weißen Haare wehten wie ein Umhang hinter ihm. Er sagte nichts. Talia dachte an den Jäger im Tempel zurück und fragte sich, ob sie überhaupt sprechen konnten. Hinter ihm hüpften Irrwische auf und ab, als wollten sie ihm über die Schulter gucken.
    Roudette drückte das Messer fester gegen Talias Hals, und der Reiter blieb stehen. Ein Blutstropfen kullerte auf Talias Schlüsselbein. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass die Klinge die Haut durchdrungen hatte.
    »Dein Wort als Elf!«, verlangte Roudette. »Du wirst uns unversehrt an Zestan übergeben. Sollte es uns nicht gelingen, eine Einigung zu erzielen, wirst du uns zu dieser Stelle zurückbringen und uns eine Nacht lang in Frieden lassen. Das sind meine Bedingungen. Lehne sie ab, und ich werde ihr Blut hier und jetzt vergießen!«
    »Die Reiter sind Menschen«, flüsterte Talia, »Elfenschwüre binden sie nicht.«
    »Ihre menschliche Natur starb vor langer Zeit. Sie sind die Wilde Jagd.«
    Der Jäger neigte zustimmend den Kopf.
    Roudette steckte ihre Waffe in die Scheide. »Versuche nicht, wegzulaufen, Prinzessin!«, sagte sie. »Die Hunde würden dich zur Strecke bringen, bevor du deinen zweiten Schritt gemacht hättest, und glaube mir, das sind keine sanftmütigen Geschöpfe.«
    Talia tat, als sträubte sie sich, als Roudette sie zu dem Jäger hinzerrte. Ein Schlag mit dem Handrücken streckte sie zu Boden. »Betrachte das als Rückzahlung für die Wunde, die du mir in Lorindar zugefügt hast«, sagte Roudette, indem sie den Schorf auf ihrem Gesicht berührte.
    Mit dem Geschmack von Blut im Mund rappelte Talia sich wieder auf. Sie spuckte aus, und dann griff der Reiter nach unten, packte sie vorn am Gewand und zerrte sie hinter sich aufs Pferd. Selbst wenn sie hätte fliehen wollen, wäre sie dem stählernen Griff des Jägers nicht entkommen. Hastig rückte sie ihr Gewand mitsamt dem Beutel wieder zurecht, um Schnee und Danielle davor zu bewahren, zerquetscht zu werden.
    Der Körper des Jägers war wärmer, als sie erwartet hatte, fast fiebrig. Auf ein Zeichen von ihm ritt der Jäger mit der nackten Brust nach vorn und griff nach Roudette.
    »Ich reite mit meiner Beute«, erklärte Roudette, die immer noch das Ende von Talias Leine hielt. Der andere Jäger wich zurück, und Roudette stieg hinter Talia aufs Pferd.
    Das Tier machte einen schnellen Schritt vorwärts, aus dem Gleichgewicht gebracht durch das Gewicht dreier

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