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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Tür versteckt war. »Ich verstehe nicht?«
    »Sieh durch den Spiegel!« Langsam drehte Schnee sich um die eigene Achse, um ihm einen guten Blick auf den Garten zu gewähren. »Erinnerst du dich an den dritten Band von ›Penkleflops Geschichten‹? ›Rings um ihn blühten Blumen in allen Formen und Farben. Angenehme Düfte linderten seine Beschwerden. Hier fanden sich die Peri zusammen, um ihren Kämpen zu salben.‹«
    »Viele Elfen haben Gärten«, wandte Trittibar ein. »Die Elfenkönigin -«
    »Die Elfenkönigin ist keine Deev. Die Deev zogen die Dunkelheit ihrer Höhlen vor, aber die Peri brauchten ihre Gärten. ›Sie nahmen weder Essen noch Trinken zu sich, sondern ernährten sich nur von den Wohlgerüchen der Welt.‹ Wir wissen, dass Zestan mächtig genug ist, um der Wilden Jagd zu gebieten. Als die Kha’iida den Fluch untersuchten, den Zestan über Faziya verhängt hat, konnten sie ihn nicht identifizieren. Es war keine Deev-Magie, aber etwas Ähnliches. Es war peri, nicht deev.«
    »Warum sollte eine Peri Talia entführen?«, wunderte sich Danielle. »Ich dachte, sie seien diejenigen, die Arathea beschützen.«
    Das Heulen schien aus dem Nichts zu kommen und ließ Schnee erschrocken zusammenfahren. Sie schaute angestrengt in den Spiegel und versuchte, die Fenster hinter Trittibar zu erkennen. Hatte das Glas nicht einen leichten Orangeton angenommen?
    »Was ist los?«, fragte Trittibar.
    »Es ist Morgendämmerung bei euch, stimmt’s?« Die Morgendämmerung in Arathea kam später als in Lorindar. Ungefähr eine Stunde später. Die Wilde Jagd beendete ihren Ritt jede Nacht eine Stunde vor Morgengrauen, und es klang, als käme der Rest von ihnen jetzt nach Hause.
*
    Zwei Jäger brachten Roudette in die ehemalige Schlossbibliothek. Dem Sand und Staub nach zu urteilen, der die leeren Steinregale bedeckte, war der größte Teil der Werke, die sich einmal darin befunden hatten, vor langer Zeit gestohlen oder zerstört worden. Was an Büchern noch übrig war, war zerfleddert und beschädigt, auch wenn die Wüstenluft sie besser konserviert hatte, als Roudette gedacht hatte. Zerbrochene Statuen lagen auf dem Boden, als wären auch sie in Schlaf gefallen, als Talias Fluch zuschlug.
    Roudette wurde an der Wand grob fallen gelassen. Der Aufprall rüttelte die Pfeile in ihrem Körper durch und ließ sie aufschreien. Sie versuchte aufzustehen, um gegen sie zu kämpfen und sie zu zwingen, sie zu töten, aber die Jäger waren bereits verschwunden, und das Bein wollte ihr Gewicht ohnehin nicht tragen.
    Auf eine Geste Nageshs hin folgte Talia ihr in die Bibliothek. »Nimm ihr die Waffen ab!«
    Ohne einen Laut beugte sich Talia über Roudette und begann, ihr den Hammer und die Messer wegzunehmen. Roudette hielt den Atem an und wartete darauf, dass Talia nach dem Dolch an ihrer linken Hüfte griff. Als Talias Finger sich um das Heft schlossen, packte Roudette ihre Hand und bog das Messer zu Talias Brust hin.
    Talia verpasste dem Pfeil in Roudettes Rippen einen leichten Tritt; Roudette heulte auf und fiel wieder hin, die Hand auf ihre Seite gepresst.
    »Die Reflexe, die ich ihr gegeben habe, behält sie«, sagte Nagesh, während Talia Roudette fertig entwaffnete. »Der einzige Unterschied ist, dass diese Reflexe jetzt mir dienen.«
    »Dir?« Die Stimme kam von der Tür.
    »Uns«, verbesserte sich Nagesh schnell. »Sie dienen uns. Dienen dir, meine ich.«
    »Zestan-e-Jheg?«, vermutete Roudette.
    »Willkommen, Roudette.« Schatten hingen an Zestans Körper und verbargen alle Einzelheiten.
    Roudette hatte ihr Leben damit zugebracht, Elfen zu jagen und ihre Gewohnheiten zu studieren. Sie mochte sich vielleicht nicht - so wie Schneewittchen - jedes Detail eingeprägt haben, aber sie kannte die Elfenrasse besser als die meisten. Die Deev sollten eigentlich gehörnte Monster sein, entstellte Kreaturen von solcher Hässlichkeit und Bosheit, dass Sterbliche bei ihrem Anblick verzweifelt die Flucht ergriffen. Kreaturen, die ihre Opfer folterten oder sie mit bloßen Händen zerquetschten.
    Zestan hingegen bewegte sich mit einer Eleganz, dass Talia daneben tolpatschig wirkte, und ihre Stimme war wie Gesang. »Was bist du?«, wollte Roudette wissen.
    Die Schatten sprangen nach außen und fielen ab.
    Zestan war größer als jeder Mensch und hatte eine perlweiße Haut. Lange, dünne Ohren bohrten sich durch nachtschwarzes Haar. Um ihren Hals hing an einer Silberkette ein grüner Edelstein, ähnlich dem, den Nagesh trug. Sie war in einen

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