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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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größte Sicherheitsrisiko in meinem Unternehmen ist der Transport der Drogen aus den Niederlanden über die Grenze nach Duisburg. Die Route ist mittlerweile immer beliebter geworden: In den 90ern ist Duisburg der Hauptumschlagplatz für Drogen. Nicht nur wir mit unseren Pillen operieren von dort aus. Duisburg ist Station für Italiener, Türken, Kurden, Zigeuner, die hier ihr Heroin und Kokain verteilen.
    Das Ruhrgebiet ist für Drogenhändler das Paradies. Genug Kundschaft und genug fähige Mitarbeiter, die anpacken können, aber deren Talente auf dem Arbeitsmarkt wegen der hohen Arbeitslosigkeit kaum nachgefragt werden. Ihre Väter haben noch von der Kohle gelebt, die sie aus den Bergwerken nach oben gebracht haben. Und die Söhne importieren eben Koks aus den Niederlanden.
    Da aber die Route so beliebt ist, verstärkt die Polizei die Kontrollen und jagt jetzt nicht mehr nur die kleinen Kiffer. Denn es hat sich herumgesprochen, dass sich hier auch größere Fische angeln lassen.
    Ich fahre nur noch selten selbst mit Drogen über die Grenze. Dafür habe ich mittlerweile ein kleines Team vertrauenswürdiger Leute. Gute Kuriere zu finden ist nicht einfach. Denn es ist eine Sache, einem Straßendealer ein paar Pillen in die Hand zu drücken. Ein bisschen Schwund ist da immer einkalkuliert, der lässt sich aber jederzeit verschmerzen. Aber es ist etwas ganz anderes, einem Mann die Taschen mit Geld oder Drogen im Wert von Tausenden Mark vollzustopfen und ihn damit über die Grenze zu schicken. Dafür sollte man nur Gangster mit etwas Seriosität anwerben.
    Ich statte die Kuriere mit Motorrädern aus. Wenn doch mal jemand in eine Kontrolle gerät, schaltet er einfach zwei Gänge runter und ist weg. Bis auf zwei, drei Verfolgungsjagden über die Landstraßen im flachen Grenzgebiet, die meine Jungs alle für sich entschieden haben, hat es auch noch keine Schwierigkeiten gegeben. Aber ich will das Glück nicht überstrapazieren. Mit den niederländischen Nummernschildern sind wir auf der sicheren Seite. Die Polizisten halten keine Autos aus den Niederlanden an. Niederländer, die nach Deutschland fahren, sind unverdächtig.

    Eines Abends sitze ich mit meinen Kurieren im »Rotkäppchen« zusammen. Es ist gerade dunkel geworden und es sind noch keine Gäste da. Die Nutten sitzen gelangweilt an der Bar. Das ist gut für uns, denn so haben wir unsere Ruhe.
    Die Mayday, ein großes Techno-Festival in der Westfalenhalle in Dortmund, steht an. 20 000 Techno-Jünger aus ganz Europa werden erwartet. So viele potenzielle Kunden für unsere Pillen stellen unsere Logistik natürlich vor einige Herausforderungen. Wir wissen, dass an den beiden Mayday-Tagen das Amphetamin-Geschäft unseres Lebens winkt, darum brauchen wir neue Quellen, müssen Pillen lagern und benötigen zusätzliche Dealer. Das gilt es zu organisieren.
    Das Gelände des »Rotkäppchens« ist mit einem hohen Zaun gesichert. Auf dem Grundstück lassen wir unsere Hunde laufen. Insgesamt haben wir sechs Stück. Ich halte eine Bordeaux-Dogge. Im Rückblick denke ich, dass vielleicht deshalb so wenige Kunden ins »Rotkäppchen« gekommen sind, weil die Freier einfach Schiss vor unserer Hundemeute hatten.
    Die Hunde sind auf jeden Fall ein gutes Frühwarnsystem. Plötzlich hören wir draußen aufgeregtes Gebell.
    »Geh mal gucken«, sage ich zu einem meiner Kuriere. Er verschwindet kurz, kommt nach ein paar Minuten zurück und zuckt mit den Schultern: »Da war wohl jemand am Zaun.«
    Ein paar Stunden später sind wir zum entspannten Teil übergegangen. Wir trinken, plaudern mit den Nutten, die aber schlecht drauf sind, weil mal wieder kaum Kundschaft aufgetaucht ist. Dann hören wir von draußen ein lang gezogenes Jaulen. Wir rennen nach draußen. Unsere Hunde wälzen sich am Boden. Ich laufe zu meiner Dogge. Ihr Bauch ist aufgebläht, sie hat blutigen Schaum vor dem Mund. Zwei Hunde sterben in dieser Nacht, darunter auch meine Dogge. Ihr Todeskampf zieht sich über Stunden hin und sie stirbt dann in meinen Armen.
    Irgendjemand hat Fleisch mit Rattengift über den Zaun geworfen. Und ich weiß auch, wer das getan hat.
    Ein paar Tage zuvor hatte ich nämlich Ärger mit zwei marokkanischen Brüdern, die einem Partner von mir Drogen abgekauft haben. Besser gesagt: Sie haben ihm die Drogen abgenommen, hatten aber dann doch kein Geld dabei. In den Niederlanden heißt das rip – abziehen. Ein Betriebsunfall, so etwas kommt im Drogengeschäft häufiger vor.
    Weil aber ein Partner

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