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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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Haltung. Er glotzt nur blöd vor sich hin. Klar, in meiner teuren Karre falle ich aus seinem Raster.
    Seine beiden Kollegen machen sich gerade an einem Golf zu schaffen, der auf dem Seitenstreifen parkt. Einer der Polizisten ist auf die Rücksitze gekrochen, sein Hintern ragt aus der offenen Tür, der fettere zieht gerade die Fußmatten vom Beifahrersitz. Die beiden Fahrer, zwei T-Shirt-Typen mit langen Haaren, sehen ziemlich unglücklich aus. Ich grinse breit. Die Polizisten nehmen die beiden völlig auseinander, nur um ein paar Gramm Gras zu finden, das die beiden wahrscheinlich irgendwelchen Kommilitoninnen mitbringen wollen, damit die doch mal die Beine breit machen. Während ich, als ich an der Szene vorbeifahre, im Kofferraum genug Speed habe, um für einige Jahre in den Knast zu wandern.
    Am frühen Abend komme ich in Duisburg an. Mehmet greift sofort zum Telefon, um Kunden anrufen.

    Auf die Idee mit den Heimkindern ist Mehmet gekommen. Dass er im Jungenheim groß geworden ist, hat ihm einen ordentlichen Knacks mitgegeben. Immer wieder lässt er Heimkinder bei sich pennen, die stiften gegangen sind. Dann sitzt er mit den Piccos zusammen in seiner Wohnung, teilt sein Gras und zockt mit ihnen an der Playstation.
    Mehmet ist kein Kinderficker, ich nehme ihm das ehrliche Bedürfnis ab, den Jungs so etwas wie eine Familie zu geben. Und er hat durch sie wohl selbst das Gefühl, eine Familie zu bekommen. Mit der Zeit hat sich Mehmet zu einer Art Geheimtipp unter obdachlosen Jugendlichen entwickelt. »Kommst du in Duisburg am Hauptbahnhof an und brauchst einen Platz zum Pennen, geh zu Mehmet!«
    Mehmets Heimkinder werden in der Folge zu unseren Dealern. Das hat einige Vorteile. Erst einmal ist keiner von denen älter als 17 Jahre. Wenn einer erwischt wird, droht daher kein Knast. Und vor allem drohen keine langen Verhöre, kein Anwalt, der einen Deal aushandeln will. Niemand wird Druck auf die Jungs ausüben, damit sie ihre Hintermänner verraten.
    Der zweite Vorteil: Die meisten der Jungs kommen aus dem Osten, Zwickau, Gera, so sprechen die auch. Keiner kennt sie. Niemand wird sie abwerben, kein Konkurrent versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, um etwas über ihre Vertriebswege zu erfahren. Die Jungs schicken wir mit Fahrrädern und Bus und Bahn zu den Clubs. Die Türchefs kennen wir, sie bekommen ihren Anteil, und dafür kommen nur unsere Jungs rein.
    So kommt eine Disco nach der anderen dazu.
    Mehmet wohnt in einem heruntergekommenen Mietshaus mit drei Parteien. Von unserem ersten Drogengewinn kaufen wir es dem Besitzer ab. Nach und nach bauen wir das Haus dann zu einer Art Festung aus. Die Einfahrt in den Hof sichern wir mit einem hohen Eisentor, die Fenster im Erdgeschoss schweißen wir mit Stahlplatten zu. Wir wissen, dass wir noch unter dem Radar fliegen. Aber bald werden die anderen Dealer auf uns aufmerksam werden. Und mit ihnen ihre Chefs. Darauf wollen wir vorbereitet sein.
    Im Hof basteln die Jungs an ihren Mopeds und Mehmet schraubt an seinen Autos. Er kann sich jetzt Tuning-Teile von Markenherstellern kaufen, nicht mehr den nachgemachten Billigscheiß. Er kifft weniger, beginnt auch mit Sport und legt an Muskelmasse zu. Er lässt sich sogar seine Zähne richten. Anja bekommt ihr Kind, und ich werde Patenonkel.

Betriebsunfall
    Das »Rotkäppchen« lockt Freier am Rand von Maastricht. Es liegt auf der Tour, über die wir unsere Drogen nach Duisburg schaffen. Wir kennen es, weil gegenüber ein gutes Restaurant liegt, in dem wir gern chinesisch essen gehen. Im »Rotkäppchen« feiern wir dann noch ein bisschen, wenn wir mit den Glückskeksen fertig sind.
    Es ist ein Puff ganz nach unserem Geschmack. Klein, plüschig, mit einem Barmann im weißen Hemd mit Fliege und einer Handvoll Frauen, von denen die meisten ihre beste Zeit allerdings bereits hinter sich haben. Sie gleichen das mit Humor, derben Sprüchen und Lebenserfahrung aus. Ins »Rotkäppchen« gehen wir auch nicht zum Vögeln, sondern eher wegen des Ambientes.
    Wir geben da einiges an Kohle für Getränke aus. Aber anscheinend haben nicht genug Leute ein Herz für alte Huren. Denn irgendwann fragt mich der Chef, ob ich nicht Teilhaber werden will, da er Geld braucht. Warum nicht? So kann ich ein bisschen von meinem Drogengeld unterbringen. Und vor allem: Mit dem »Rotkäppchen« kaufe ich ein Unternehmen und einen Wohnsitz in den Niederlanden. Und das gibt mir die Möglichkeit, niederländische Nummernschilder zu beantragen. Denn das

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