Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
eine Russin mit gemachten C-Körbchen, tanzt gerade an der Stange. Sie schaut mich genervt an. Im Laden befinden sich zwei Stammkunden, sonst ist nichts los. Nur in der VIP-Ecke: Auf dem schwarzen Ledersofa sitzt mein besonderer Gast, unterstützt von drei muskulösen Aufpassern. Er selbst ist schmächtig, trägt Cowboystiefel, die angegrauten Haare im Nacken lang und auf dem Kopf kurz. Später erfahre ich, dass er Kurde und frisch aus dem Gefängnis entlassen ist. Das will ich im Nachhinein als Entschuldigung dafür gelten lassen, dass er mich nicht kennt und sich daher in meinen Laden traut.
Ich gehe zuerst zu Dirk an die Bar und fordere ihn auf, die Musik lauter zu drehen. Dann lege ich mein Jackett ab, hinten in meinem Gürtel steckt meine Pistole. Mit Zoran habe ich schon ausgemacht, dass er mir auf mein Zeichen hin die Pistole aus meinem Gürtel reichen soll.
»Ahhh, ahh, du bringst mir mein Geld«, meckert der Kameltreiber grinsend und steht auf – seine Jungs bleiben sitzen.
Statt zu antworten, packe ich ihn am rechten Handgelenk und drücke seine Hand auf den Bistrotisch, der neben den Sofas steht. Gleichzeitig zieht Zoran die Pistole aus meinem Gürtel und gibt sie mir von hinten. Ich nehme seine Bewegung auf und setze die Pistole auf dem Handrücken des Kurden auf. Dann drücke ich ab, zwei Mal. Das spritzt ziemlich. Alles dauert nur ein paar Sekunden.
Das Einzige, was mir in dem Moment durch den Kopf geht, ist: Scheiße, jetzt ist mein Tisch kaputt. Ich habe alle Tische von einem Bekannten gekauft, der eine Eisdiele hat, und ich weiß, dass er keine mehr hat. Ich werde den Tisch also nicht einfach so ersetzen können.
Das Timing ist in dieser Situation entscheidend. Denn es hätte eine wilde Schießerei werden können, wäre nicht der Moment der Überraschung auf meiner Seite gewesen. Als die Begleiter des schmächtigen Kurden sehen, wie ihr Chef brüllt, sich seine Hand hält und sich wahnsinnig vor Schmerz auf dem VIP-Sofa krümmt, hat keiner mehr Lust, etwas zu unternehmen.
Zoran gibt einem der Jungs noch eins in die Fresse, dann rennen alle aus dem Laden, und ihr Chef blutet mir auf dem Weg nach draußen noch den Teppich voll.
Ich sehe ihn nie wieder. Aber das ist nur der Anfang. So glatt mein Drogengeschäft gelaufen ist, so viel Ärger wird mir »Titty Twister« machen.
Ein Freund und Geschäftspartner von mir, Marco, hat im »Titty Twister« eine Frau kennengelernt. Svetlana, eine Tschechin. Sie tanzt bei mir, ist eher üppig als schlank und ihre Brüste hängen ein bisschen. Wahrscheinlich hat sie in Tschechien ein Kind. Da stillen die Frauen ja meist lange. Sie macht aber, wie viele Frauen aus dem Rotlichtmilieu, die körperlichen Defizite mit Charme und Frechheit wett. Sie erzielt in meinem Laden die besten Umsätze. Doch mein angeborenes Radar sagt mir: Die ist gefährlich.
Ich sage das auch zu Marco, aber selbstverständlich will er nicht auf mich hören. Die Tschechin ist für ihn natürlich die schönste Frau von allen und es wird keine bessere mehr kommen.
Gemeinsam schmiedet das Paar den wirren Plan, eine neue Struktur in Tschechien aufzubauen. Sie wollen was mit Drogen machen und mit Frauen, also mit tschechischen Spezialitäten das große Geld verdienen.
Ich weiß ein paar Dinge über Svetlana. Denn wenn sie zugekokst ist, wird sie weinerlich und redselig. Eines Morgens, als keine Gäste mehr im Laden sind und Dirk an der Kasse die Abrechnung macht, hat sie mir ihr Herz ausgeschüttet, während sie sich die dritte Line die Nase hochzieht. Sie hat erzählt, sie käme aus einer großen, brutalen Sippe, so um die 150 Familienmitglieder, jeder Einzelne ist kriminell. Und so brutal, wie sie ihre Geschäfte durchziehen, sind sie auch untereinander. Drei ihrer Brüder haben sie zur Strafe dafür vergewaltigt, dass sie sich mit dem falschen Mann eingelassen hat. Das ist also die Familie, mit der Marco Geschäfte machen will.
Ich komme trotzdem mit nach Pilsen, wo er sich mit ihrer Familie treffen soll. Wir fahren mit zwei Autos, sind zu acht und halten das für ausreichend Begleitschutz trotz meines schlechten Gefühls.
Treffpunkt ist ein Gasthof am Stadtrand mit einem dunklen Parkplatz. Als wir aussteigen, schießt mir durch den Kopf, dass das doch alles sehr nach Falle aussieht. Svetlana und Marco sollen allein in die Kneipe gehen, ich halte das allerdings für keine gute Idee. Aber Svetlana greift nach seiner Hand und geht mit ihm entschlossen zur Tür des Gasthofs. Ihre zarte
Weitere Kostenlose Bücher