Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
welchen Ermittlungen mein Name plötzlich auftaucht. Ich soll zum Beispiel einen Türsteher mit 14 Schüssen in seinem Auto niedergestreckt haben, weil er die Frau meines Partners angefasst hat. Der Hammer ist aber: In Odessa, in der Ukraine, sind zwei Frauenhändler ermordet worden. Hauptverdächtiger: Gianni Sander. Ich bin tatsächlich einmal in Odessa gewesen, geschäftlich, aber um Frauen für mein Bordell zu finden und nicht um Zuhälter zu erschießen. Die Ukraine hat sogar bereits einen Antrag auf Amtshilfe gestellt.
Mir ist klar, dass ich abtauchen muss. Ich besorge mir also diverse Pässe, einen griechischen, einen französischen und einen deutschen, die sind für mich leicht zu organisieren.
Es gibt eine Menge Möglichkeiten, sich gefälschte Papiere zu besorgen. Einen kompletten Reisepass zu fälschen ist natürlich aufwendiger, als nur eine Geburtsurkunde nachzumachen. Also geht man mit der gefälschten Urkunde zum Amt, sagt, dass der Personalausweis geklaut worden ist, und legt die Geburtsurkunde vor. Noch Passbilder machen und schwups, schon ist der neue Ausweis da.
Eine andere, noch einfachere Methode ist es, einfach einen alten Pass zu kaufen. Von einem Kumpel beispielsweise. Der kann den ja dann als gestohlen melden und kriegt einen neuen. Dann laufen eben zwei Personen mit gleicher Identität durch die Gegend.
Wer Kontakte im kriminellen Milieu hat, bekommt schnell mit, wer mit Dokumenten handelt. Bei jedem einfachen Taschendiebstahl fallen neben etwas Geld auch Führerscheine und Personalausweise an. Damit kann ein Junkie, der sich nur ein paar Euros für den nächsten Schuss besorgen wollte, natürlich wenig anfangen. Außer sie für ein paar Euros an einen Händler zu verkaufen, der weiß, wie man Papiere zu Geld macht. Mit einem Ausweis lassen sich beispielsweise Konten eröffnen, Kreditkarten bestellen, oder man kann eben unerkannt durch die Welt reisen.
Die Pässe aus dem Ausland gehen meist noch besser. Da funktioniert oft auch noch die gute alte Methode, das Foto einfach durch ein eigenes zu ersetzen. Wer dann mit der Polizei zu tun hat, kann zu 99 Prozent sicher sein, dass sich der Beamte nicht mit den ausländischen Sicherheitsmerkmalen auskennt und dass ihm Ungereimtheiten beim Stempel nicht auffallen.
Mit den falschen Pässen ausgestattet, kehre ich Deutschland dann den Rücken.
Catch me, if you can.
Auf der Flucht
Australien
»Nehmen Sie Anabolika?«, fragt mich der Zöllner. Ich kann mich kaum auf seine Frage konzentrieren, denn ich beobachte aus den Augenwinkeln, wie seine beiden Kollegen mein Gepäck auseinandernehmen. Ich schwitze Blut und Wasser.
»Nehmen Sie Anabolika?«, fragt mich der Australier lauter, strenger. Ich schüttle den Kopf.
»Betreiben Sie Leistungssport?«, bohrt er weiter, während er den Reisepass studiert, den ich ihm über den Tisch zugeschoben habe.
Ich bin auf dem Flughafen von Sydney, die Reisenden drängen sich an mir vorbei. Bei den anderen wird höchstens mal kurz der Koffer aufgemacht. Aber mich nehmen die drei Männer von der Border Security richtig in die Mangel.
Im vergangenen Jahr habe ich viel Zeit auf Flughäfen verbracht. Denn ich verbinde meine Flucht aus Deutschland mit einer Tour um die Welt, auf der ich neue Kontakte knüpfen und mir überlegen will, wie ich zukünftig mein Geld verdienen kann. Aber in diesem Moment fürchte ich, dass ich mir um Geld und Zukunftspläne keine Gedanken mehr machen muss. Ab jetzt gibt es freie Kost und Logis, da ich für lange Zeit in den Knast wandern werde. Weil ich einen Fehler gemacht habe, der mir erst aufgefallen ist, als mich die Australier schon in der Mangel haben.
Ich bin mit einem deutschen Pass unterwegs, den ich einem Bekannten von mir für 1000 Mark abgekauft habe. Für die Zöllner heiße ich Frank, will mir die Welt ansehen. Den Pass habe ich seit meiner Flucht aus Deutschland bei fast allen Grenzübertritten benutzt. Da er echt ist, macht er mir nie Probleme. Sogar in Los Angeles, wo ich Freunde besucht habe, wurde ich ohne große Fragen durchgewinkt. Dabei ist das Einreise-Prozedere in den USA das nervigste und risikoreichste der Welt. Nur einmal ist es bisher knapp geworden. In Singapur, im Transit, wo ich nichts anderes wollte als von einem Flugzeug ins andere steigen und gar keine ausführlichen Kontrollen vorgesehen sind. Da stand plötzlich ein kleiner Asiate mit Maschinenpistole vor mir. Der wollte meinen Pass sehen. Als ich ihm den zeigte, reichte ihm das nicht. Er wollte
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