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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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Hand kann ziemlich fest zupacken.
    Wir müssen nicht lange draußen warten, dann kommen fünf Mann aus dem Laden, nicht besonders kräftig, aber verschlagen aussehend. Sie machen uns die Ansage, die ich fast erwartet habe: »Bringt uns 30 000 Mark, sonst kommt euer Freund nicht mehr raus.«
    Die kleine Tschechin hat uns zur Familienfeier also als Martinsgänse zum Ausnehmen mitgebracht.
    Wir haben etwas Geld dabei, knapp 15 000 Mark, um damit Kokain zu kaufen. Es ist Marcos Geld, aber ich gehe davon aus, dass es in seinem Sinne ist, es gegen sein Leben zu tauschen. Ich drehe mich also um zu meinem Auto. Aber als ich die Tür öffne, höre ich tschechische Rufe und dann Schüsse. Svetlanas Brüder haben meine Aktion wohl falsch verstanden. Zwei Kugeln treffen mich in den linken Oberschenkel. Erst ein Gefühl wie ein Biss, danach unerträgliche, pochende Schmerzen.
    Meine Jungs springen in die Autos, und einer zieht mich auf den Beifahrersitz. Dann rasen wir los, weg von der Ballerei. »Fuck, fuck, fuck«, schreit einer meiner Jungs. Ich bemerke, dass ich durch meine zerfetzte Anzughose in meinen Oberschenkel fassen kann.
    Auf dem Rückweg machen wir in Nürnberg halt. Da kennt Zoran einen Tierarzt, der mich zusammenflickt, ohne Fragen zu stellen.
    Marco kommt Wochen später zurück ins Ruhrgebiet. Sie haben ihn übel zugerichtet. Er zieht sich danach aus allem raus und ich habe im »Titty Twister« dadurch zwei helfende Hände weniger.

    Der Zwischenfall, der mich letztendlich den Laden kostet, ist ein lächerlicher Streit mit einem Angestellten. Firat ist Kellner bei mir, aber er bringt immer wieder Unruhe in den Laden. Ziemlich schnell kommt er mit einer der Tänzerinnen zusammen. Das ist schlecht fürs Geschäft. Der Kunde geilt sich schließlich an der Frau auf, die ihre Muschi an der kalten Stange auf der Tanzfläche reibt und den Gast dabei so anschaut, als würde sie ihn meinen. Und welcher Kunde will das schon, dass sie dann, wenn sie fertig getanzt hat, mit dem Kellner rummacht?
    Ich würde das sogar tolerieren. Aber dann beginnt Firat, immer mehr Drogen zu nehmen und dadurch unberechenbar zu werden. Also kündige ich ihm. Er hat so was wohl schon kommen sehen, jedenfalls verlangt er sofort seinen ausstehenden Lohn. Dann fügt er noch hinzu: »Gib mir auch das Geld für meine Mutter.« Seine Mutter ist Putzfrau bei mir, eine ordentliche, korrekte Frau. Am liebsten wäre es mir, sie würde bleiben, aber mir ist natürlich klar, dass ich auch die Mutter los bin, wenn ich den Sohn rauswerfe.
    »Das bring ich ihr lieber selbst. Du bist wieder voll drauf, und da bin ich mir nicht sicher, ob das Geld wirklich ankommt.«
    In seinen Augen bin ich damit zu weit gegangen. Er stößt mich mit dem Kopf gegen einen Betonpfeiler, was mir eine Platzwunde an der Stirn einbringt. Daraufhin greife ich zu einem Feuerlöscher und schlage damit um mich, um meinen Angreifer auf Distanz zu halten. Es ist eher Glück, dass ich Firat dabei nicht umbringe. Einem ängstlichen Kellner ist das Ganze zu viel und er ruft die Polizei. »Schließen Sie den Laden«, sagt dann einer der Polizisten zu mir, nachdem sie uns mit sechs Mann getrennt haben.
    In der nächsten Woche kommt ein Brief vom Ordnungsamt. Sie entziehen mir die Konzession. Das »Titty Twister« stelle eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit dar, heißt es.

    Nach dem Fehlschlag mit dem »Titty Twister« wird es für mich zunehmend ungemütlicher im Ruhrgebiet. Denn nun ist die Staatsmacht auf mich aufmerksam geworden. Und beginnt auch, sich mehr für meine Drogenvergangenheit zu interessieren.
    Es gibt ja die wildesten Gerüchte darüber, wie sich das Rotlicht Informanten bei der Polizei sichert. Hohe Bestechungsgelder, lebenslang gratis Puffbesuche …
    Bei mir ist das einfacher. Ich bekomme meine Infos von Claudia. Sie ist Mitte 20, blond, klein, hübsch, Polizeimeisterin, Beamtin im mittleren Dienst. Claudia kenne ich noch aus meiner Zeit als Türsteher, denn sie geht samstags gerne feiern.
    Wir treffen uns etwa zweimal im Monat, immer bei mir, immer tagsüber. Meine Muckis und die Tattoos machen sie wohl an.
    Als ich ihre SMS bekomme: »Ich muss dich sehen«, denke ich an nichts Schlimmes. Aber als sie eine halbe Stunde später in meine Wohnung kommt, erkenne ich in ihrem Gesicht, dass sich mein Leben verändern wird.
    »Da steht plötzlich einiges im Computer über dich«, sagt sie, kaum dass ich die Tür hinter ihr geschlossen habe.
    Und dann erzählt sie mir, in

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