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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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noch ein anderes Dokument, auf dem der Name steht. Meinen Personalausweis. Natürlich hatte ich keinen, dem Zwerg kam das komisch vor, alle Deutschen haben doch noch einen Personalausweis. Ich sagte, dass mein Flieger gleich ginge, das war noch nicht mal gelogen. Wir diskutierten, er verlangte eine driver’s license . »Brauche ich nicht, ich fahre Taxi«, antwortete ich. Eine Kreditkarte, irgendein anderes Dokument mit meinem Namen. Er wurde immer misstrauischer und mir gingen die Geschichten aus, je länger die Diskussion andauerte. Dann wurde mein Flieger aufgerufen. Ich gestikulierte, erklärte ihm, dass ich den nicht verpassen dürfte, ein wichtiger Termin: » Business ! « Business war offenbar ein Schlüsselwort für ihn, das ihn zum Einlenken bewegte. Er schaute noch einmal auf meinen Pass, dann gab er ihn mir zurück. » Have a good flight .«
    So war es in Singapur. Ein Zwerg, der es zu genau nahm. Dagegen kann man nichts machen. Aber jetzt, in Sydney, bin ich in echten Schwierigkeiten. Und zwar durch meine eigene Dummheit.
    »Haben Sie vor, in Australien Anabolika zu erwerben?«, die nächste Frage des Zollbeamten. Sie glauben immer noch, bei mir irgendwelche illegalen Substanzen zu finden. Da werden sie allerdings kein Glück haben. Ich denke nur an einen Namen: Apanasios Geromichalos. Dieser Name steht neben meinem Foto auf dem gefälschten griechischen Pass, der in meiner Reisetasche liegt. Ich habe ihn für Notfälle dabei, falls Franks Pass bei der Polizei gemeldet wird. Normalerweise habe ich ihn gut versteckt. Aber als ich in Sydney zur Sicherheitskontrolle gebeten werde, fällt mir ein, dass ich diese Sicherheitsvorkehrung dieses Mal vergessen habe. Beim Packen habe ich keinen Gedanken an ein Versteck verschwendet. Ich habe ihn einfach in die Tasche geschmissen.
    Eine weitere Frage des Zöllners reißt mich aus den Gedanken: »Haben Sie vor, in Australien Anabolika zu konsumieren?« Immer neue Fragen: Wovon werde ich in Australien leben? Wie finanziere ich mich, wenn mein Geld aus ist? Währenddessen arbeiten sich seine Kollegen Schicht für Schicht durch meine Reisetasche.
    Wie soll ich denen erklären, dass ich einen griechischen Pass mit meinem Foto, aber einem anderen Namen dabeihabe?
    Mittlerweile sind die Zöllner auf meine Inlineskates gestoßen. Die sind nagelneu, dreimal lassen sie sie durch das Röntgengerät fahren, weil sie meinen, dass ich Drogen in den Rädern versteckt habe. Sogar meine Tube Haargel wird aufgeschraubt und eine Probe entnommen. Sie scheinen sicher zu sein, bei mir etwas finden zu können. Dann ist plötzlich alles vorbei. Das letzte T-Shirt ist aus dem Koffer geholt. Der eine Beamte guckt zu dem Mann, der mich befragt hat, und schüttelt den Kopf.
    »Okay, Sie können weiter. Einen schönen Aufenthalt noch«, sagt der Zöllner nun. Dabei sieht er jedoch ziemlich enttäuscht aus.
    Ich habe einen trockenen Mund, bin völlig am Ende, feuerrot im Gesicht. Meine Hände zittern, als ich nach meiner Tasche greife. Durch tiefes, langsames Atmen versuche ich, meinen Adrenalinspiegel zu senken. Betont langsam gehe ich weg. Immer Haltung bewahren, egal wie du eigentlich drauf bist. Deine Gegner erkennen, wenn du unsicher bist.
    Nachdem ich in einem Hotel in der Nähe des Flughafens eingecheckt habe, werfe ich im Zimmer meine Tasche auf das Bett und durchwühle sie. Wo ist der verdammte griechische Pass?
    Meine Klamotten fliegen aufs Bett, ich schaue in jeder Tasche nach, aber der Pass bleibt verschwunden. Vielleicht habe ich ihn irgendwo verloren, in irgendeinem Hotel?
    Dann entdecke ich meine Zahnbürste, die halb unter den Boden der Tasche gerutscht ist. Da ist zur Verstärkung noch ein Plastikboden eingenäht, offenbar ist die Naht an einer Seite aufgerissen. Darunter finde ich ein paar Münzen, einen Kamm, eine Kette, die ich schon gesucht habe. Und den Pass von Herrn Apanasios Geromichalos aus Pydna-Kolindros.
    Gerne würde ich behaupten, dass ich den da versteckt habe. Die Wahrheit ist aber, dass er wie die anderen Sachen rein zufällig da hineingerutscht ist. Das war enormes Glück, die schlechte Verarbeitung meiner Reisetasche hat mir am Flughafen Sydney den Arsch gerettet.

    Fast hätte ich in Australien wieder mit dem Drogenhandel angefangen. Ich knüpfe recht schnell Kontakte, habe bald ein paar Jungs, mit denen ich um die Häuser ziehe. Nur die durchschlagende Geschäftsidee fehlt. Schließlich muss ich mit meinen falschen Papieren extrem vorsichtig sein. Jede

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