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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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verliebt, wie in Pretty Woman , kommt nicht besonders oft vor. Deutlich häufiger ist es, dass die Frau bei einem solventen liebestollen Freier einfach leicht verdientes Geld wittert.
    Auch wenn es keinen körperlichen Zwang gibt: Prostitution ist ein harter Job. Ich kenne viele Frauen, die an ihm zerbrochen sind. Oder zumindest charakterliche Schäden davongetragen haben. Wer Liebe immer nur vorspielt, hat irgendwann Probleme, sie noch wirklich zu empfinden.
    Solange es Menschen gibt, wird es auch Prostitution geben. Und solange es Prostitution gibt, wird es Männer geben, die daran verdienen wollen. Wenn die Zuhälter gut arbeiten, können die Frauen in Ruhe ihr Geld verdienen. In meiner Zeit als Straßenzuhälter habe ich sehr schnell gemerkt, dass es auch für die Frauen rauer wird, je rauer das Umfeld ist.

    Bei Sonja weiß ich erst gar nicht, dass sie eine Nutte ist. Ich lerne sie bei einer Party im »Dollhouse« kennen, wir gehen ein paarmal miteinander aus und nach zwei Wochen sind wir zusammen.
    »Du, mein Ex möchte mal mit dir reden«, flötet sie einige Zeit später zuckersüß.
    Da weiß ich, was Sache ist, denn bei soliden Frauen ist es doch eher unüblich, sich noch einmal mit dem Exfreund zusammenzusetzen.
    »Sag mal, ist dein Ex dein Zuhälter?«, frage ich daher.
    Sie nickt.
    Ihr Zuhälter gehört zur Marek-Bande. Ich einige mich mit ihm auf 10 000 Euro Abstecke. Ich zahle 5000 und Sonjas Vater legt noch einmal 5000 drauf. Er will seiner Tochter so ein neues Leben ermöglichen, vielleicht hat er die Hoffnung, dass sich Sonja dann nicht mehr prostituiert. Aber Sonja hat nicht vor auszusteigen. Sie geht daraufhin am Hans-Albers-Platz anschaffen.
    Trotzdem ist das mit Sonja keine rein geschäftliche Verbindung. Das ist wie Romeo und Julia. Nur dass bei uns Julia unten auf der Straße steht und ich oben am Pufffenster.
    Liebe macht unvorsichtig. Nach einigen Monaten erzählt mir Sonja, dass sie schwanger ist.
    »Was sollen wir machen?«, fragt mich Sonja.
    Ich habe Sonja nie als Mutter meiner Kinder gesehen. Wir verstehen uns gut, aber ein Kind mit einer Prostituierten zu haben, ist so eine Sache. Die Vorstellung, dass die Mutter, die dein Kind küsst, mit ihrem Mund für Geld noch ganz andere Dinge tut, ist wohl keinem Mann angenehm. Dann überlege ich, was ich an Sonja mag. Sie ist wahnsinnig sexy, aufregend, es wird nie langweilig mit ihr. Aber kann sie eine gute Mutter sein? Ist sie zuverlässig genug? Ist sie geduldig? Ist ihr die Bestätigung von Männern im Zweifel wichtiger als ihr Kind? Ich muss auch an meine Mutter denken, wie meine Kindheit mit ihr war, und plötzlich sehe ich einige Parallelen im Charakter von meiner Mutter und Sonja. Wird mein Kind eine ähnliche Kindheit haben wie ich?
    »Du, das ist deine Entscheidung«, erwidere ich, »willst du es denn behalten?«
    Sonja lächelt mich versonnen an.
    »Na, dann ist doch alles klar«, sage ich.
    Sonja arbeitet weiter, bis sie im sechsten Monat ist. Da sie hauptsächlich auf Falle arbeitet, hat sie sowieso keinen Sex mit den Kunden, da stört die Schwangerschaft nicht weiter.
    Ich plane in der Zeit ein gemeinsames Leben. Mein Kind soll schließlich nicht als Kind eines kleinen Straßenzuhälters aufwachsen, der sich prügelt. Und Sonja soll sich um unser Kind kümmern, nicht mehr auf dem Strich stehen und die Beine breit machen. Ich brauche also eine neue Geschäftsidee. Denn das Kiezleben ist nichts für eine Familie. Ich merke jetzt schon, dass ich immer in Sorge bin, wenn Sonja abends in Richtung Reeperbahn startet. Trinkt sie während der Arbeit? Was, wenn meinem Kind etwas passiert?
    Die Ultraschall-Untersuchung ergibt, dass wir einen Sohn bekommen. Ich suche den Namen aus: Tyron. Bewusst wähle ich einen englischen Namen. Ein deutscher Name kommt nicht infrage, wir sind beide Mischlinge, schon ich werde wegen meines sehr deutschen Namens Jan komisch angeguckt. Ein Kanaken-Name soll es auch nicht werden, nichts Arabisches, obwohl das bei meiner Familiengeschichte ja naheliegen würde. Das Kind zweier Mischlinge soll den Namen einer ganz anderen Kultur bekommen.
    Als die Wehen losgehen, fahre ich Sonja ins Krankenhaus. 22 Stunden lang liegt sie in den Wehen. Ich gehe nicht mit in den Kreißsaal, da bin ich altmodisch, es gibt Dinge, die sollte ein Mann nicht sehen.
    Während ich in dem Wartezimmer in der Klinik sitze und in den ausliegenden Magazinen blättere, denke ich über mein Leben nach. Über die Prügeleien auf dem

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