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Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
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lauter kleine Pickelchen, so unreine Haut. Kannst du da was machen? Ein Peeling oder so? Und die Zähne sind auch so schlecht …«
    Ein anderer Zuhälter bittet seine Hure, sich doch ein bisschen mehr anzustrengen: »Ich will mir neue Felgen kaufen.«
    Einige Peinlichkeiten fördern die abgehörten Telefonate auch ans Tageslicht, denn Zuhälter reden untereinander auch über die ganz alltäglichen Probleme. Jetzt weiß die Öffentlichkeit, wer von den starken Zuhälterjungs Verdauungsprobleme hat, wen Rückenschmerzen plagen und wer die viele Sauferei nicht mehr abkann.
    Was der Prozess auch ergibt: Das Verhältnis der Zuhälter zur Polizei ist fast freundschaftlich. Bei den Kontrollen wird Kaffee angeboten, eine Polizistin sagt sogar aus, dass ihr die Zuhälter ein Abschiedsgeschenk machen wollten, als sie zu einer anderen Wache versetzt wurde. Das habe sie aber ablehnen müssen.
    In der Urteilsbegründung stellt der Richter den Hamburger Jungs ein größtenteils gutes Zeugnis aus. »Der Zusammenschluss ist entstanden, um gemeinsam Geschäfte zu betreiben und zu koordinieren, nicht um Straftaten zu begehen«, so der Richter. »Sie sind Kaufleute, wenn vielleicht auch keine ehrbaren.«
    Beim Anwerben der Frauen würden weder Zwang noch Gewalt ausgeübt. Die Frauen könnten jederzeit aussteigen. »Sie führen ihre Steigen so, dass sich die Frauen sogar wohlfühlen.«
    Zum Verhängnis wird Carsten Marek, dass seine Gruppe Frauen angeworben hat, die zwar 18 Jahre alt waren, aber noch keine 21 Jahre. So junge Frauen dürfen nur in einem Bordell anschaffen, wenn sie vorher schon woanders im Rotlicht gearbeitet haben. Das Gesetz soll verhindern, dass junge, unsichere Frauen zur Prostitution verführt werden.
    Nur kennt dieses Gesetz kaum jemand. Auch die Polizei nicht, die regelmäßig Carsten Mareks Frauen kontrolliert hat, also von allen wusste, wie alt sie sind. Ein Beamter sagt sogar aus, dass ihm die Vorschrift nicht bekannt sei.
    Trotzdem wird Carsten Marek zu einer Bewährungsstrafe verurteilt: ein Jahr und zehn Monate. Rechtskräftig wird das Urteil erst anderthalb Jahre später. Denn die Anwälte haben Revision eingelegt, die der Bundesgerichtshof aber als unbegründet ablehnt.
    Der Einfluss von Carsten Marek beginnt in den folgenden Jahren zu schwinden. Der Rotlicht-Boss zieht sich langsam aus den Geschäften heraus. Warum auch nicht, er hat gut verdient und die Justiz hat ihm gezeigt, dass sie ihn schnell mal ein Jahr in den Knast stecken kann.
    Das Machtvakuum, das Carsten Marek hinterlässt, füllt sich schnell. Wer jetzt im Rotlicht arbeitet, kommt an Hells Angels und Albanern nicht mehr vorbei. Die beiden Gruppen machen in vielen Bereichen gemeinsame Sache. Beide Gruppen sind nicht dafür bekannt, besonders zimperlich zu agieren. Besser macht dies das Leben für die Huren in keinem Fall.

Mein Club
    »Tropische Atmosphäre auf 900 qm Fläche. Genießen Sie pure Entspannung. Täglich von 12.00 Uhr bis 04.00 Uhr geöffnet. Bis 19.59 Uhr 25 Euro, ab 20.00 Uhr 35 Euro Eintritt.«
    Aus der Werbung für den Saunaclub »Tropicana«
    An den Wänden hängt noch das Werkzeug, in der Ecke stehen alte Autoreifen, auf dem nackten Betonboden zeichnen sich Ölflecken ab. Ich höre dem Vermieter kaum zu, der mir erzählt, wie sich die Miete in Kalt- und Warmanteile aufteilt. Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie ich die ehemalige Auto-Selbsthilfewerkstatt umgestalte. Ich sehe eine schöne Bar, in der die Freier mit den Mädels sprechen können. Ich sehe die einzelnen Zimmer, hübsch ausgestattet mit ordentlichen Betten und dicken Stofftapeten. Ich überlege mir, wie ich den Parkplatz vor neugierigen Blicken abschirme.
    »Da musst du einiges investieren, wenn du daraus ein Apartmenthaus machen willst. Bis wann willst du dich entscheiden?«, fragt mich Ali.
    »Ich mache das«, antworte ich.
    Als Zuhälter bist du immer abhängig von Frauen. Eine Frau kann 1000 bis 2000 Euro pro Nacht verdienen. Aber sie kann auch null Euro verdienen. Oder, wenn du die Kosten für Getränke und das tägliche Leben abziehst, sogar Verlust machen.
    Ich wollte eigentlich nie wieder abhängig von einer Frau sein. Das hatte ich mir wegen der Erfahrungen mit meiner Mutter geschworen. Ich wünschte mir Freiheit. Aber mein Leben hatte sich so entwickelt, dass ich wieder abhängig war. Außerdem verachtete ich die anderen Zuhälter, verachtete die Gewalt, den Dreck von St. Pauli.
    Ich muss daher weg vom Straßenstrich. Ein eigenes Apartmenthaus soll

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