Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
10 000 Euro. Jeden Tag, den du nicht zahlst, kommen 5000 Euro drauf.«
»Klare Ansage, dann weiß ich Bescheid«, antworte ich.
Sefi und seine Jungs ziehen ab. Eine Stunde später kommt noch mal einer, um nachzufragen, wie ich denn weiter vorgehen will.
»Richte Sefi aus, dass ich nicht zahlen werde. Er entscheidet, wie es weitergeht«, erwidere ich.
»Das wird ihm nicht gefallen.«
Die nächsten Tage bleibt es ruhig. Eine angespannte Ruhe, eine Ruhe vor dem Sturm. Ich glaube nicht, dass Sefi die Sache einfach auf sich beruhen lässt.
Da ich in den nächsten Wochen aber genug zu tun habe, um die Arbeit im Club voranzutreiben, bleibt mir gar nicht genug Zeit, um mir Sorgen wegen Sefi und den Hells Angels zu machen.
An einem Wochenende gehe ich dann auf den Kiez feiern, ein bisschen vom Bau-Stress im Club entspannen. Ich will in eine Disco, in der ich eigentlich Stammgast bin. Mir fällt gleich auf, dass da neue Türsteher sind. Zu meinem Pech machen Sefis Jungs jetzt die Tür.
Als ich reinwill, hält mich der Türsteher auf. Der Schrank sagt nur: »Da ist noch was offen zwischen Sefi und dir. Klär das erst mal.«
Da weiß ich, dass natürlich nichts vergessen ist.
Mein Freund Jakob ist dabei, er sagt: »So geht das nicht weiter, ich versuch da was zu arrangieren.« Er hängt sich ans Telefon und schafft es tatsächlich, ein Treffen zwischen Sefi und mir zu vereinbaren.
Wir treffen uns bei McDonald’s in Wandsbek. Wir sitzen draußen, Sefi hat Karl von den Hells Angels dabei. Um uns herum sitzen Schüler, Eltern mit ihren Kindern, sie ahnen nicht, dass hier gerade ein Rotlicht-Gipfeltreffen abläuft. Die beiden haben ihre Bodyguards versteckt, anders als bei dem Auftritt in meinem Club wollen sie eine dezente, angenehme Verhandlungsatmosphäre und keinen Druck aufbauen. Ich werte das als gutes Zeichen. Aber ihre Leute sind da, das merke ich. Immer wieder fährt ein Auto voller Jungs vorbei. Zu meiner Überraschung geht es in dem Gespräch gar nicht um die Wiedergutmachung, um die 5000 Euro, auf die Sefi Anspruch zu haben glaubt. Die beiden interessieren sich stattdessen mehr für meinen Saunaclub.
»Was machst du denn da genau in Wandsbek?«, will Sefi wissen.
Ich erzähle ihnen also von meinen Plänen: edler Wellness-Bereich, angeschlossene Apartmentanlage. Sie sind durchaus beeindruckt und stimmen mir zu, dass so etwas in der Gegend fehlt.
»Da wirst du viele Frauen brauchen«, sagt Karl.
»Ja, ich habe sicher genug Platz für 25 Frauen«, stimme ich zu.
Als wir weiterreden, entdecken wir gemeinsame Interessen. Schließlich biete ich ihnen eine Partnerschaft an und beide schlagen sofort ein.
Ich verkaufe Albanern und Hells Angels eine 50-prozentige Beteiligung am Club. Pro Prozent will ich einen Tausender, meine neuen Partner bezahlen also 50 000 Euro.
Mit dem frischen Geld kann ich den Saunaclub nun zügig fertigbauen.
Jetzt kaufe ich nur noch das Beste und Teuerste. In der Poolanlage und im Saunabereich verlege ich türkischen Naturstein. In der Lounge stelle ich ein Podest mit einer Poledance-Stange auf, damit die Frauen ein bisschen für die Freier tanzen können. Über einen Beamer werde ich Pornos laufen lassen.
In den folgenden Monaten fühle ich mich unantastbar. Denn mit den Hells Angels und den Albanern als Partner steht mein Laden unter dem Schutz der mächtigsten Gruppen in Hamburg.
Ein lebensgefährlicher Irrtum.
Meine S-Klasse hole ich mir übrigens wieder zurück. Da Moe es weiterhin nicht schafft, das Ding aus Hamburg verschwinden zu lassen, schicke ich Jungs los, die mir den Wagen mit dem Zweitschlüssel zurückholen. Ein paarmal versucht Moe noch, Druck auf mich auszuüben, damit er seine Anzahlung zurückbekommt. Da gehe ich aber überhaupt nicht darauf ein. Der Unsinn, den er mit meinem Wagen gemacht hat, hätte mir beinahe meine Geschäfte in Hamburg verdorben. Eine kleine Wiedergutmachung ist da das Mindeste, was er mir schuldet.
Rotlichtkrieg
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»Wie ein Überfallkommando sind in der Nacht zum Mittwoch drei Männer in den Saunaclub ›Tropicana FKK 66‹ an der Ahrensburger Straße (Wandsbek) eingedrungen. Sie schlugen um sich, es fielen sogar Schüsse. Die Täter flüchteten. Ein Opfer erkannte in einem der Täter Marcel M. (37). Der Mann ist ein stadtbekannter Schläger, der auch ein Menschenleben auf dem Gewissen hat. Nach ihm und seinen Komplizen wird gefahndet.«
Die Welt , 19.9.2007, »Abrechnung im Milieu«
Ich habe die Hand auf der Klinke eines
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